Schlierbach/Lenningen. Sie spielen in den Trikots der Fußball-Nationalmannschaft, samt Bundesadler mit vier Sternen auf der Brust. „Wir sind schließlich keine Kirmestruppe, sondern Botschafter Deutschlands“, sagt Detlef Wellbruck, Teamchef der Nationalelf der Bürgermeister aus dem niedersächsischen Loxstedt, voller Stolz. Der DFB stellt ihnen die Ausrüstung zur Verfügung. Aber für die drei oder vier Länderspiele im Jahr müssen die auserwählten Amtsträger, die in der Mehrzahl aus Baden-Württemberg kommen, Urlaub nehmen, Anreise, Unterkunft und Verpflegung aus eigener Tasche bezahlen. Warum? „Weil es für uns eine Riesenehre ist, für Deutschland zu spielen“, betonen sie.
Seit Sonntag sind sie wieder im Einsatz. In Trnava in der Slowakei stünde eigentlich die Europameisterschaft an. Weil die Ukraine aus verständlichen Gründen absagen musste, wurde aus der EM sinnigerweise ein „Turnier für den Frieden“. Mit dabei: Sascha Krötz (32), Schultes von Schlierbach. Der Lenninger Bürgermeister Michael Schlecht (55) musste wegen Nachwirkungen einer Meniskus-OP „schweren Herzens“ auf die Teilnahme verzichten.
Dabei gehört der Lenninger Bürgermeister trotz fortgeschrittenen (Fußball-)Alters zu den Stützen der Mannschaft, auf die der Coach kaum verzichten kann. Kein Wunder bei Schlechts fußballerischer Vita. Er kickte einst hochklassig beim SC Geislingen Seite an Seite mit seinem Schulfreund und späteren VfB-Meisterspieler Andy Buck, bei den VfB-Amateuren in der Oberliga und acht Jahre beim FC Eislingen. Erst als blitzschneller Stürmer, später als Libero „mit Auge“. Sein persönlicher Rekord hat Lewandowski-Format: 30 Tore in zehn Spielen für den SV Aufhausen in der B-Klasse. Nach diesem Meisterstück holte ihn der SC Geislingen umgehend ins Eybacher Tal.
Mit 32 Jahren steht Sascha Krötz voll im Saft. Früher bei seinem Heimatklub SC Urbach im Remstal, bei den Sportfreunden Dettingen oder beim VfL Kirchheim beackerte er das defensive Mittelfeld. In der Bürgermeister-Elf geht der technisch beschlagene Kicker mal auf der Außenbahn, mal im Sturmzentrum auf Torejagd. Wie sein Kollege Schlecht, der sogar eine VfB-Dauerkarte für die Bundesliga hat, ist Krötz ein glühender „Roter“ mit Experten-Status. Für ihn einer der Knackpunkte, wieso der VfB in dieser Saison so tief im Tabellenkeller gelandet war: „Sie hätten einen erfahrenen Spieler wie Castro nicht verkaufen dürfen.“
Der erweiterte Kader der bundesweiten Bürgermeister-Truppe umfasst 37 Spieler. Ein Dutzend hat sich auf den Weg in die Slowakei gemach – das Friedensturnier wird ausnahmsweise mit sieben Mann auf Kleinfeld gespielt. Auf einen wie Sascha Krötz ruhen die Hoffnungen. Michael Schlecht, der zweite „Teckman“ im Team, schont sein lädiertes Knie und drückt zuhause die Daumen. Im Juli beim nächsten Länderspiel gegen Frankreich im Rahmen der Landesgartenschau in Neuenburg am Rhein hofft er, wieder am Ball zu sein.