Es ist eine dieser typischen Geschichten vom einerseits lachenden und andererseits weinenden Auge. Seit vergangenem Wochenende steht fest: Auch in diesem Jahr wird es nichts mit der Bissinger Meile - zumindest so, wie man sie bis 2019 kannte. Eigentlich ein lokales gesellschaftliches Radsportereignis mit Gute-Laune-Garantie bei Aktiven wie Passiven auf und an der Strecke, bleibt den Organisatoren zum zweiten Mal hintereinander lediglich ein Alternativprogramm übrig.
Doch dieses ist ein Garant gegen den Stillstand. „Momentan ist es nicht denkbar, die Meile zeitnah in Präsenz durchzuführen“, weiß Mitorganisator Andreas Henssler um die Problematik, „allerdings wollen wir nicht ständig neue Ersatz-Termine ansetzen und dann eventuell wieder verschieben.“
Die Alpin- und Radsportabteilung des TV Bissingen zaubert folglich erneut einen aus Praxis und virtueller Welt bestehenden Plan B aus dem Hut, bekannt aus dem vergangenen Jahr. Wie im Frühsommer 2020 können sich an der Teilnahme Interessierte die Tracking-App Strava herunterladen und damit die Basis fürs registrierte Mitfahren schaffen.
Grundprinzip: Per GPS-Signal werden die Zeiten der 1600 Meter langen Hatz auf den Dachsbühl in Richtung Breitenstein mit 100 Metern Höhenunterschied erfasst, auf einer von den Bissingern betreuten digitalen Liste online abgelegt. Am Samstag, 22. Mai, um 0 Uhr öffnet das Zeitfenster zur Teilnahme, am 6. Juni um 24 Uhr soll es schließen. „Konkret heißt dies, dass es in diesen rund zwei Wochen der Pfingstferien möglich ist, die Meile in Angriff zu nehmen und damit in die Wertung zu kommen“, verdeutlicht Falk Meyer, im Orgateam für den technischen Bereich zuständig.
„Geile Idee“
Im vergangenen Jahr hatten die Organisatoren noch den frommen Wunsch geäußert, „dass die Meile 2021 hoffentlich wieder klassisch an den Start gehen kann“. Daraus wird zwar nix, was aber trotzdem für ein lachendes Auge in Problemzeiten sorgt: Weil sich die Bissinger durch solch eine Option in einer - im Vergleich zu anderen Outdoor-Veranstaltern - komfortablen Lage befinden. Durch das Entzerren der Teilnehmerfelder fliegen sie sozusagen auch bei der 24. Auflage der Meile praktisch komplett unterhalb des Radars aller Coronavorschriften. Die Umsetzung der „geilen Idee“ eines mit App unterstützten Notprogramms, wie es Streckenrekordler Jannik Steimle vergangenes Jahr formulierte, findet somit erneute Fortsetzung.
Hinzu kommt die glückliche Lage, auf Erfahrungswerte des vergangenen Jahres zurückgreifen zu können. 2020 Jahr kam die gewöhnungsbedürftige Notlösung durchaus an: 134 Radlerinnen und Radler starteten in Eigenregie. Kirchheims Wintersport-Ass Jan Andersen absolvierte dabei unter anderem ebenso den Solotrip Richtung Breitenstein wie die Neidlinger Triathletin Karoline Brüstle. Der Naberner Fabian Lübker fuhr 2020 nicht nur zur Geisterstunde als Erster auf den Dachsbühl, sondern absolvierte die Strecke gleich achtfach.
„Vielleicht können wir bei guten Bedingungen diesmal sogar mehr als 150 zur Teilnahme motivieren“, hofft Henssler. Hintergedanke: In den Pfingstferien dürften etliche wegen der Reiseeinschränkungen in der Heimat bleiben, statt zu verreisen. Ansonsten bleibt alles wie gehabt: Es gibt eine Herren- und Damenwertung, auch in der E-Bike-Variante, dazu Pokale für die jeweiligen Klassenschnellsten.
Den Strava-Club „Bissinger Meile“ erreicht man im Netz unter www.strava.com