Lokalsport
Zwergenaufstand im Kirchheimer Schach

Denksport Beim SCK mischen mehrere Schüler erfolgreich in den Aktiven-Teams mit. Von Klaus Schlütter

Kirchheim. Vijaan Krishnan, acht Jahre alt, ist ein aufgeweckter, pfiffiger, gut erzogener Junge und für jeden Spaß zu haben. Aber wenn er vor dem Schachbrett sitzt, taucht er gänzlich ein in die Welt der 32 Figuren. Dann ist er voll konzentriert auf das Spielgeschehen, auch wenn eine Partie extrem lange dauert. So wie beim Spitzenspiel der A-Klasse gegen Geislingen. Der Youngster war aufgerückt, musste sich am Spitzenbrett gegen eine Gegnerin behaupten, die wesentlich älter, einen Kopf größer und viel erfahrener war als er.

Über fünf Stunden duellierten sich die beiden. Zug um Zug leerte sich das Spielfeld, bis nur die beiden Damen übrig waren und der Knirps völlig unerwartet ein Remis erkämpft hatte – es war der entscheidende halbe Punkt für den Gesamtsieg, mit dem sein Team die Tabellenführung übernahm und bis heute nicht mehr aus der Hand gegeben hat.

Vijaan Krishnan hat das Schachspiel im Urlaub in Indien, der Heimat seiner Eltern, gelernt. Er ist nicht der einzige „Wichtel“ im Team gegen Gegner, die ihre Väter oder Großväter sein könnten. Mit ihm brüten die Brüder Armin (11) und Arthur Miede (12) am Tisch, wenn sie nicht gerade Handball oder Basketball, ihre anderen sportlichen Hobbys, spielen. Das indische Mädchen Aditi Guruprasad (9) springt als Ersatz ein, wenn „Not am Mann“ ist. Manuel Park (11) spielt schon eine Liga höher. Die anderen Bambini stehen kurz vor dem Aufstieg in die Kreisklasse, in der der Sohn eines koreanischen Vaters im zweiten Brett spielt. Noch zwei Mannschaftssiege am 30. April in Ostfildern und am 21. Mai im heimischen Spiellokal „Haus der Vereine“ in Ötlingen gegen Esslingen und der „Zwergen-Aufstand“ ist perfekt.

Das wäre das i-Tüpfelchen auf eine erfolgreiche Saison des Schachclubs Kirchheim. Auch die erste Mannschaft, im Moment Tabellenzweiter in der Bezirksliga Neckar/Fils, hat noch die Chance, eine Stufe höher zu klettern. Die letzten Hürden, die es zu überwinden gilt, stehen in Nürtingen (23. April) und Göppingen (7. Mai). Für das ausgeglichen stark besetzte Team durchaus machbar. Tom Kälberer holte 4,5 Punkte aus bisher sechs Partien, Frieder Fronmüller 3,5, Andrej Cernomorcenco 3,5, Jona Thalheim 4,5, Tim Schäfer 4 und Tobias Traier, der Vereinschef, vier aus fünf Partien. 2,5 Punkte erspielte Volker Keuper in fünf Duellen, jeweils 1,5 Punkte trugen Kai-Hagen Wirth und Marc Ruff zum Erfolg bei. Zweimal sprang Manuel Park ein, setzte einen Gegner schachmatt. In der zweiten Mannschaft (Kreisklasse, Endstand dritter Platz) beeindruckte der „Pimpf“ mit 3,5 Punkten. Stärkster Spieler war hier Christoph Kandler mit vier Siegen und zwei Remis.

Den letzten Test vor den entscheidenden Mannschaftsspielen absolvierte der Nachwuchs bei den württembergischen Einzelmeisterschaften am vergangenen Wochenende. Die Jüngsten spielten in Stuttgart. Bei der U 10 belegte Aditi Guruprasad unter 41 Teilnehmenden den vierten und Vihaan Krishnan den neunten Platz. Die älteren Jahrgänge ermittelten ihre Sieger in Eglofs im Allgäu. Auch dort überzeugten die Kirchheimer Jungs. U 12: Armin Miede 3,5 Punkte/17. Platz, Manuel Park 3/18. von 32 Spielern. U 14: Arthur Miede 4,5/6. von 34. U 18: Jona Thalheim 4/11. von 24. „Jetzt gilt es, den Schwung in die restlichen entscheidenden Ligaspiele mitzunehmen“, sagt Vereinschef Tobias Traier.