Den Start in die Rückrunde hatten sie sich beim VfL Kirchheim auch anders vorgestellt. Als hätte es vor dem Hintergrund einer endlos erscheinenden Liste an verletzten und erkrankten Spielern nicht in allen Mannschaften bereits genug Probleme gegeben, hielt eine Personalposse mit internationalem Ausmaß das Tischtennis-Aushängeschild der Teckregion über Wochen in Atem.
Mittendrin: Armin Alicic. Der 31-Jährige verstärkt seit vergangenem Jahr nicht nur die erste Mannschaft des VfL, sondern ist seit März 2023 auch als sogenannter „Bufdi“ in der Tischtennisabteilung angestellt. Im Rahmen des Bundesfreiwilligendiensts gibt Alicic drei Mal die Woche Jugendtraining, bietet eine Schul-AG an und dient quer durch alle Mannschaften als Übungspartner.
Als Staatsbürger des Nicht-EU-Landes Bosnien-Herzegowina benötigte er dafür ein Visum, das Ende Juli 2023 ausgelaufen war. Da der VfL seinen Dienst bis Ende Mai 2024 verlängert hatte, musste auch das Visum verlängert werden – leichter gesagt als getan. Seit Juni vergangenen Jahres stand der stellvertretende VfL-Abteilungsleiter Klaus Hummel mit dem zuständigen Ausländeramt von Alicics deutschem Wohnort Stuttgart in Verbindung, ohne dass sich mehr tat, als dass Alicic ein Touristenvisum erhielt. Dass dies bei der Ausreise ungültig wird, wurde ihm und den VfL-Verantwortlichen erst klar, als er nach einem Heimatbesuch an Weihnachten vergeblich versuchte, wieder nach Deutschland zurückzukehren.
Seitdem glühten zwischen Kirchheim, Stuttgart und Bosnien die Drähte heiß. Klaus Hummel erfuhr Anfang Januar auf Nachfrage, dass Alicic eine sogenannte Fiktionsbescheinigung benötige, um wieder in die EU einreisen zu dürfen. Trotz mehrfachen Telefonaten und einem persönlichen Vorsprechen auf dem Amt tat sich zunächst nichts. „Inzwischen war die Rückrunde wieder losgegangen und er saß immer noch in Bosnien fest“, so Hummel, der Mitte vergangener Woche dann endlich grünes Licht bekam: Die Bescheinigung ist da, Alicic kann kommen – allerdings nur mit den Originalpapieren, die theoretisch irgendwie zu ihm auf den Balkan hätten kommen müssen. „Dass ich nicht an die Grenze fahren würde, war klar“, lacht Hummel, „aber nachdem ich die Fluggesellschaft und den Zoll telefonisch davon überzeigen konnte, dass wir die Papiere im Original haben, konnte Armin endlich einreisen.“
Nachdem er vergangenen Donnerstag in Memmingen gelandet war, stand Alicic am Samstag als Nummer eins wieder an den Platten in der Oberliga. Wie wichtig er ist, zeigte er im Duell gegen Odenheim. Bei der 2:8-Niederlage zeichnete er für die beiden einzigen VfL-Punkte verantwortlich. „Ohne ihn“, sagt Klaus Hummel, „wird der Klassenerhalt schwer.“ Nach einem spielfreien Wochenende, an dem der VfL theoretisch auf den Relegationsplatz abrutschen könnte, geht es gegen Schlusslicht Kleinsteinbach.
Personalprobleme bremsen den VfL aus
Gegen Odenheim hatten die Kirchheimer in der Vorrunde knapp gewonnen, dieses Mal gab es auswärts eine klare 2:8-Niederlage. Armin Alicic konnte wieder spielen, dafür fehlte neben dem verletzten Mathis Braunwarth auch Manuel Mangold. „Da alle Mannschaften wichtige Matches hatten, mussten wir auf Jugendspieler ausweichen“, berichtete Kapitän Simon Gessner. Mit an Bord waren so Ioannis Symris (16) und Simon Kaczmarek (13).
Zu Beginn konnten die Gäste durch Alicic und Gessner im Doppel punkten. Alicic gewann auch sein Einzel gegen Pfeiffer, Gessner unterlag Abwehrspieler Kleinert in drei knappen Sätzen. Am hinteren Paarkreuz war erwartungsgemäß nichts zu holen. „Die Jungs haben das aber echt top gemacht und Kirchheim mit Würde vertreten“, lobte Simon Gessner den Nachwuchs. Er selbst hätte in der Folge noch den dritten Zähler holen können, unterlag Pfeiffer aber 1:3. mb