Bei den Landesmeisterschaften in Gaildorf stehen mit Linda Kerner, Henrik Kerner und Michelle Pirisi drei ambitionierte VfL-Karateka
Zwischen Titelverteidigung, Abschiedskampfgeist und Schokoladen-Taktik

Während andere nach den vergangenen Faschingstagen auf die Bremse drücken, geben die Karatekas des VfL Kirchheim Vollgas: Michelle Pirisi, Linda und Henrik Kerner peilen am morgigen Samstag bei der Landesmeisterschaft der Leistungsklasse Topplatzierungen an. Aus gutem Grund: Dem VfL-Trio winkt jeweils das DM-Ticket.

Kirchheim. Was bundesweit für die Narren Hochsaison bedeutet, ist für die Karatekas eine intensive Wettkampfvorbereitung. Einer der wichtigsten steht bereits diesen Samstag an: Die Landesmeisterschaft der Leistungsklasse in Gaildorf. Erkämpfen sich die Karatekas hierbei einen der begehrten Treppchenplätze, qualifizieren sie sich gleichzeitig in der Disziplin Kumite (Freikampf) für die deutsche Meisterschaft am 16. März in Bergisch Gladbach.

Doch nicht nur das DM-Ticket gilt es zu lösen. Den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden, stellt oftmals die weitaus größere Herausforderung dar. So unterschiedlich die Kampfstile der drei Kirchheimer Karatekas sind, so unterschiedlich sind auch ihre Motivation und Ziele.

Für Linda Kerner, die derzeit an der Universität Bamberg promoviert, ist das Ziel klar: Die Verteidigung ihres Landesmeistertitels. Obwohl die Owenerin in ihrer Gewichtsklasse bis 61 Kilo einem starken Teilnehmerfeld entgegentreten wird, hat sie wieder gute Chancen auf den Titelgewinn. Immerhin gehört die 27-Jährige seit Jahren zu den erfolgreichsten Karatekas in Baden-Württemberg. Um ihr Ziel zu erreichen, standen in den vergangenen Monaten mehrere Vorbereitungsturniere auf dem Programm. Dazu kommt das wöchentliche Trainingspensum, das drei Karate- und zwei Athletikeinheiten umfasst. Die Kombination von Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und der Umgang mit körperlichen sowie geistigen Herausforderungen stellt für sie einen besonderen Reiz dar.

Auch Lindas Bruder Henrik hat das Karate-Gen geerbt. Der Maschinenbau-Student wird am Samstag in der Gewichtsklasse bis 84 Kilo auf die Matte treten. Der 22-Jährige möchte bei der Landesmeisterschaft das „bestmögliche Ergebnis“ erkämpfen, um mit einem guten Gefühl in die kommende Wettkampfpause zu starten. 



Da er in wenigen Wochen ein mehrmonatiges Auslandssemester antreten wird, ist eine Teilnahme bei der deutschen Meisterschaft trotz einer Platzierung nicht möglich.

Für den Owener allerdings kein Grund, um seinen Kampfgeist nicht auf Hochtouren zu fahren. Zumal er nach seiner Rückkehr wieder zurück an die Wettkampffront möchte. Sein Ziel erstreckt sich daher auf die kommenden Jahre, in denen er dem VfL als Athlet und Trainer zur Verfügung stehen will. Dafür arbeitet er fast täglich im Fitnessstudio oder beim Schnelligkeits-, Ausdauer- und Karatetraining. Er freut sich am Samstag auf spannende Begegnungen und auf das Gefühl, als Sieger von der Matte zu gehen. Dass dies im Bereich des Möglichen liegt, konnte der sportbegeisterte Owener bereits in seiner erfolgreichen zwölfjährigen Wettkampflaufbahn mehrfach belegen. Sein Motto: „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“

Was für Linda und Henrik bereits Routine ist, wird für Michelle Pirisi eine neue Wettkampfsituation darstellen: Die 17-jährige Schülerin des Ludwig-Uhland-Gymnasiums kann zwar bereits auf eine elfjährige Laufbahn im Karatesport zurückblicken, feiert am Samstag allerdings ihr Debüt in der Leistungsklasse. Dass in dieser Altersklasse ein anderer Wind weht, konnte sie bereits auf mehreren Turnieren außerhalb der Wettkampfmatte beobachten.

Um bei der Landesmeisterschaft möglichst weit zu kommen, legte sie nicht nur viel Wert auf regelmäßiges Training, sondern auch auf ihr Geheimrezept: Schokolade. Die ausgeschütteten Glückshormone zeigten bereits im Training ihre Wirkung, sodass Michelle Pirisi ihre Trainingspartner regelmäßig zur Verzweiflung getrieben hat. Dies möchte sie auch am Samstag in der Gewichtsklasse bis 68 Kilo erreichen. Außerdem freut sie sich auf den Mannschaftswettbewerb, bei dem sie unter anderem mit Linda Kerner im Team starten wird. Bei all der Freude schwingt auch ein kleines bisschen Respekt in ihren Worten mit: „Ich habe natürlich auch ein bisschen Angst vor Verletzungen und davor, frühzeitig auszuscheiden.“