OB-Wahl 2019

Der Wahlkampf hat begonnen

Kandidatur Pascal Bader erklärt, was ihn zur Bewerbung um den Oberbürgermeisterposten bewogen hat – Angelika Matt-Heidecker nimmt die Herausforderung an. Von Andreas Volz

Am Tag danach ist der gefragte Mann schon gar nicht mehr in Kirchheim, sondern in Berlin: Dr. Pascal Bader war in die Bundeshauptstadt aufgebrochen - zu einer Konferenz über die Wasserstoffnutzung -, als er an seinem Wohnort zum Gesprächsthema Nummer eins geworden war. Trotzdem stand er dem Teckboten als Kandidat für die Kirchheimer Oberbürgermeisterwahl am Telefon Rede und Antwort.

Ein Rathaus - zwei Bewerber: Am 1. Dezember stehen Angelika Matt-Heidecker und Dr. Pascal Bader zur Wahl. Foto-Montage: Carsten
Ein Rathaus - zwei Bewerber: Am 1. Dezember stehen Angelika Matt-Heidecker und Dr. Pascal Bader zur Wahl. Foto-Montage: Carsten Riedl

Die Bewerbung sei sehr kurzfristig erfolgt, gibt er zu: „Aber ich hatte es mir schon lange überlegt.“ Er habe auch etliche Gespräche geführt - unter anderem mit Vertretern der Gemeinderatsfraktionen. „Ich bin dann immer wieder gefragt worden, ob ich mir das wirklich antun will, gegen die etablierte Amtsinhaberin anzutreten.“ Diese Frage hat ihn tatsächlich lange grübeln lassen.

Als dann aber am letzten Tag der Bewerbungsfrist die Oberbürgermeisterin immer noch die einzige Kandidatin war, habe er sich kurzfristig zum Handeln entschlossen: „Ich habe mir am Montagmorgen die Unterlagen im Rathaus geholt und dann auf dem Markt Unterschriften gesammelt.“ Obwohl die Bewerbung letztlich also spontan erfolgt ist, legt Pascal Bader Wert auf die Feststellung: „Ich will bestimmt nicht zum Spaß kandidieren. Ich hab‘ mir einfach gesagt, ich probier‘s jetzt.“

Eine fertig entwickelte Wahlkampagne kann er auf die Schnelle nicht mehr bieten: „Ich werde sicher nicht die ganze Stadt plakatieren. Aber Flyer mache ich auf jeden Fall.“ Außerdem will er auch gerne die jüngeren Wähler ansprechen: „In der Beziehung geht meine Strategie mehr in Richtung Face­book und Instagram.“ Außerdem will Pascal Bader Gespräche führen - mit Fraktionen, Vereinen, Organisationen, Ortsvorstehern. Er will sagen, was seine Vorstellungen sind, aber auch erfahren, wo jeweils der Schuh drückt.

Themen, die er selbst einbringen kann, sind Zukunftsthemen wie Rohstoff- und Ressourceneffizienz, Wasserstoff und Brennstoffzelle oder Bio-Ökonomie und CO2-neutrales Wirtschaften. „Umwelt- und Energieforschung läuft bei mir im Referat“, sagt er über seine Arbeit im Stuttgarter Umweltministerium. Begonnen hat er dort bereits vor 19 Jahren, zunächst im Grundsatzreferat. Nachdem er 2008 bis 2010 zwei Jahre in Elternzeit verbracht hat, ist er unter Ministerin Tanja Gönner an die alte Wirkungsstätte zurückgekehrt und hat sich mit seiner Familie in Kirchheim niedergelassen. Von der Zentralstelle im Ministerium ist Pascal Bader 2016 als Leiter ins Referat Umwelttechnik, Forschung, Ökologie gewechselt.

Aufgewachsen ist er in Aalen, berichtet er weiter, und die Frage nach einem Parteibuch beantwortet er mit einem klaren Nein: „Ich habe keins, ich bin unabhängig.“ Seine Bewerbung sieht er als „wichtiges Zeichen für die Demokratie“, zu der er sich klar bekennt.

Debatte als Teil der Demokratie

An diesem Punkt sind sich Amtsinhaberin Angelika Matt-Heidecker und ihr Herausforderer definitiv einig. Die Oberbürgermeis­terin sagte gestern auf Nachfrage des Teckboten: „Ich nehme den Wahlkampf selbstverständlich gerne an. Es gehört zur Demokratie, dass man sich mit anderen auseinandersetzt. Ich hoffe, dass es ein fairer Wahlkampf wird, in dem man über Inhalte diskutiert und nicht nur mit Schlagwörtern.“

Sie selbst sieht den „Amtsbonus“ nicht unbedingt als Vorteil - eher im Gegenteil: „Für mich als Amtsinhaberin ist es sicher nicht immer leicht zu argumentieren, weil ich ja nicht sagen kann, was alles dringend anders gemacht werden sollte. Ich muss ja eher erklären, warum etwas genau so läuft, wie es läuft, und das will vielleicht nicht jeder hören.“

Themen, die beide benennen - Angelika Matt-Heidecker wie auch Pascal Bader - sind ein Hallenbad-Neubau, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder auch eine flexible Kinderbetreuung. Nur die Warte, von der aus beide auf diese Themen blicken, dürfte jeweils eine ganz unterschiedliche sein. Insofern verspricht der Wahlkampf durchaus spannend zu werden, auch wenn er nicht allzu lange dauert: Beide Bewerber wollen am Samstag loslegen und in der Marktstraße für sich und ihre Positionen werben.

Angelika Matt-Heidecker jedenfalls muss ihre Wahlkampagne nach eigener Aussage nicht umstellen: „Man muss jederzeit mit Mitbewerbern rechnen, auch wenn es vor acht Jahren keinen gab. Mein Wahlkampf war von Anfang an so aufgebaut, dass jederzeit mit einem Gegenkandidat gerechnet wurde. Die Bürgerschaft kann und soll schließlich einen engagierten Wahlkampf einfordern.“ Den gibt es nun - und das gleich im „Doppelpack“, von zwei ambitionierten Kirchheimern.