Serie Alte Weilheimer Gastwirtschaften

Weilheims erloschener „Stern“

Serie In der Oberen Mühlstraße befand sich früher eine Most- und Weinschenke. Das Gebäude steht noch, bewirtet wird dort schon lange nicht mehr. Von Bianca Lütz-Holoch

Er gehört zu den Gaststätten, die bei vielen Weilheimern schon längst in Vergessenheit geraten sind: der „Stern“. „Das alte Fachwerkhaus in der Oberen Mühlstraße steht aber noch“, sagt Weilheims Stadtführer Wilhelm Braun, der sich in die Geschichte zahlreicher alter Weilheimer Gastwirtschaften eingearbeitet hat. Ausgeschenkt wird dort aber schon seit Jahrzehnten nicht mehr: „Ende 1951 wurde die Wirtschaft stillgelegt“, so Braun.

Die Geschichte des „Stern“ geht noch weiter zurück - und führt an verschiedene Stellen im Städtle. Das Heimatbuch „Weilheim. Die Geschichte der Stadt an der Limburg“ gibt Aufschluss über die Anfänge des Lokals. Martin Mun­dorff schreibt dazu: „Der Ausgangspunkt der Gast- und Schankwirtschaft führt in das Jahr 1868.“ Johann Eberhardt Ulmer, der eine Baumschule besaß, erwarb damals eine Konzession für den Ausschank von Wein, Obstmost und Branntwein - und zwar für sein Haus im Mühlgässle 10. Laut Mundorff bekam der Pomologe Eberhard Ulmer dann für sein 1870 erbautes Haus in der Kirchheimer Straße die Konzession für den Ausschank von Wein, Branntwein und Most. Die Lage zwischen Sägmühle und Unterer Mühle sei günstig, begründete er damals seinen Antrag. Auch Übernachtungsgäste verköstigte er.

Witwe musste verkaufen

Als er zwei Jahre später starb, musste seine Witwe Christiane Ulmer das Anwesen verkaufen und zog in ein kleineres Haus, ebenfalls in der Kirchheimer Straße. Das Gastwirtschaftsrecht wurde ihr 1881 auf den neuen Standort übertragen - schließlich musste die junge Witwe für ihre vier Kinder aufkommen. Die Konzession blieb dann bei der Familie Ulmer - „auch in der Folgezeit, als die Adresse der Gastwirtschaft Obere Mühlstraße 26 lautete“, schreibt Martin Mundorff.

„Nach Unterbrechung und Umzug eröffnete Katharina Ulmer am 17. Mai 1900 den Stern in der Oberen Mühlstraße 26“, erzählt Wilhelm Braun. Unterstützt wurde sie von ihren Schwestern Elise und Johanna. Im Sommer bewirteten sie Gesellschaften auch im Garten hinterm Haus. Außerdem hatten die Frauen einen Weinberg an der Limburg.

Katharina Ulmers Tochter Sofie heiratete schließlich Alois Spitzelberger, einen zugezogenen Bayern. „Er übernahm 1929 den Stern und führte ihn bis 1951 weiter“, berichtet Wilhelm Braun. Karl Ulmer, ein Nachkomme der Ulmers, die den Stern geführt haben, erinnert sich noch an die Wirtschaft: „Sie befand sich oben - unten war die Wohnung meiner Familie.“