Weilheim. In fünf Jahren sollen an Weilheim und Holzmaden die ICEs vorbeibrausen. So sieht es der Zeitplan der Bahn vor. Ob der einzuhalten ist, wird sich zeigen. In Weilheim jedenfalls hat es schon einige Verzögerungen gegeben, wie Stadträte, Amtsleiter und Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle bei einer Radtour mit Vertretern von Bahn und Baufirmen entlang der Neubaustrecke erfahren haben. „Wir als Unternehmen wollen die Baumaßnahme zügig abwickeln“, versichert Jörg Wüst. Er ist Projektleiter der ARGE Leonhard Weiss / Fischer Weilheim, die mit der Ausführungsplanung beauftragt ist. „Es ist aber ein langer Weg und ein komplexes Projekt, bei dem viel Politik reinspielt. Das macht es nicht immer einfach.“
Das weiß auch Jens Hallfeldt, Projektleiter bei der Bahn für den Weilheimer Abschnitt der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm. Paradebeispiel dafür ist die ICE-Brücke, die über die Lindach führen soll. Eigentlich hätte deren Bau schon im Februar starten sollen. Der Fund von Zauneidechsen hat Bahn und Baufirmen allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht. Bevor die Bagger anrollen, müssen die Tiere umgesiedelt werden. „Die Zauneidechsen sind eigentlich gar nicht das Problem, sondern der bürokratische Umgang mit dem Thema“, klagt Hallfeldt. Jetzt aber scheint der Weg frei: „Wir fangen diese Woche an mit Sammeln“, sagt er. Geplant sei, am 1. September mit dem Brückenbau zu starten. „Ob das klappt, können wir aber mit Sicherheit erst am 1. September sagen“, so Hallfeldt. Und nicht nur am Artenschutz ist der Zeitplan der Bahn gescheitert. „Gleiches gilt für die Vorschriften im Bereich Sicherheit. Da hatten wir auch große Probleme bei der Anpassung an die Regelwerke.“
Die Verzögerung hat Auswirkungen: Eigentlich hätte die Brücke über die Lindach nämlich schon fertig sein sollen, wenn die Arbeiten an der zweiten Brücke, über die L 1200, starten. „Jetzt kann es aber sein, dass zeitgleich daran gebaut wird“, sagt Jürgen Stiehler, der die Weilheimer Erdbaufirma Fischer in der Bauleitung der ARGE vertritt. Dann müsste noch einmal eine neue Radweg-Umleitung gefunden werden. Denn während des Brückenbaus über die L 1200 wird die Straße nach Süden verschwenkt, wo die Umleitung derzeit verläuft.
Generell gibt es mit dem Radverkehr wenig Probleme. Auch dort nicht, wo sich Bauverkehr und Radler kreuzen. „Mit den Schülern an der Holzmadener Straße läuft es reibungslos“, so Stiehler. Der endgültige Radweg zwischen Kirchheim und Weilheim wird dann südlich des Lärmschutzwalls entlang der Lindach verlaufen. „Radeln wird dort also deutlich angenehmer“, ist Jörg Wüst überzeugt.
An der Holzmadener Straße wird in Zukunft nicht nur eine Auto-Brücke über die A 8, sondern auch über die ICE-Strecke führen. Baubeginn ist im Frühjahr. Acht Meter unter der Straße brausen später die Züge durch. „Das gibt einen ordentlichen Einschnitt“, so Wüst.
Am meisten zu sehen von den Bauarbeiten ist derzeit am Autobahnparkplatz Vor dem Aichelberg. Zu beiden Seiten klaffen riesige Gruben: Die Vorbereitungen für den Bau des Tunnels, in dem die Hochgeschwindigkeitszüge später die Rastanlage unterqueren, sind in vollem Gange. Dabei kommt eine große Menge Schiefer zutage. „Hier arbeiten Paläontologen mit“, berichtet Jörg Wüst. Bis jetzt sind vor allem kleinere Versteinerungen aufgetaucht. „Gäbe es einen wertvollen Fund, stünde die Baustelle erst einmal still.“
Abtransporte von Material finden auf Weilheimer Gemarkung nicht statt. „Wir verarbeiten alles Aushubmaterial auf der Baustelle weiter“, erläutert Wüst. Auch den Schiefer. Ihn in einen Erdwall zu integrieren, ist allerdings gar nicht so unkompliziert. „Aus Posidonienschiefer können Schwermetalle ausfallen“, so Wüst. Außerdem birgt Ölschiefer eine gewisse Brandgefahr. Reines Schiefergeröll wäre auch nicht stabil genug. Darum lässt die Bahn unten einen Filter aus Kies und Vlies einbauen, der Schiefer wird mit kalkhaltigem Material vermischt.
Westlich des Parkplatzes entsteht ein weiteres Bauwerk: Ein Hochwasserrückhaltebecken für den Seebach. Es bekommt eine 200 Meter lange Staumauer, die unten vier Meter und oben 80 Zentimeter dick sein wird. Ihre Oberkante liegt etwa auf Höhe des Rastplatzes. „Der Seebach hat schon eine ordentliche Wucht, wenn Starkregen kommt“, begründet Wüst die große Maßnahme. In zwei Wochen geht es auch dort los: „Dann beginnen wir mit der Gründung der Stauwand.“