Serie Weihnachtsaktion

Essen machen und Tränen lachen

GAUMENSCHMAUS Beim Genießerabend von „Schmeck die Teck“ lassen sich die Gäste verwöhnen und freuen sich über Mundartlesungen. Von Thomas Krytzner

Die Gäste hatten die Wahl zwischen lieblicher oder fassgelagerter Zwetschge und einen kräftig, harzigen Wachholderbrand. Foto: T
Die Gäste hatten die Wahl zwischen lieblicher oder fassgelagerter Zwetschge und einen kräftig, harzigen Wachholderbrand. Foto: Thomas Krytzner

Bereits zum dritten Mal veranstaltete der Verein Schmeck die Teck in der Weilheimer Limburghalle den Genießerabend. Geschäftsführerin Anne Rahm und die Vorsitzende Marion Gölz begrüßen die Gäste beim Apéro und sind aufgeregt: „Ob wohl am Abend alles erfolgreich verläuft?“, fragt sich Anne Rahm. Dass sich die Chefin keine Sorgen machen braucht, zeigt der Abend. 120 Gäste aus nah und fern hatten das Glück, eine der begehrten Eintrittskarten zu ergattern. Denn: Schon nach wenigen Tagen war die Veranstaltung ausverkauft.

Sichtliche Freude herrscht auch bei den beiden Köchen Udo Kälberer vom Teckkeller in Kirchheim und Harry Hartmann von der Zähringer Stuben in Weilheim. Mit Spaß und Elan setzen sie gerade noch die letzten Farbtupfer mit dem Sahnebeutel auf die Vorspeise.

Das Menü liest sich wie Poesie. Zu Beginn gibt es Panna Cotta von zweierlei heimischen Schinken auf Kürbis-Chutney mit Roter Beete und Ackersalat. Es folgt ein Schaumsüppchen von der Petersilienwurzel mit Tafelspitz-Meerrettich-Maultäschle. Im Hauptgang finden sich zarte Roulade vom Staufer-Rostbrätle und Medaillon vom Kalb in der Kräuter-Nuss-Kruste an buntem Bohnengemüse und Kartoffelblinis. Den krönenden Abschluss bildet eine Hagebutte-Nougat-Milch-Variation. Kein Wunder, dass die Gäste die einzelnen Gänge mit vielen „Mmmhs!“ goutieren und voll des Lobes für die Küchenmannschaft sind.

Zwischendurch tritt Autor und Mundartkabarettist Bernd Merkle auf. Als exakter Beobachter von Alltagsszenen schreibt der einstige Lehrer in Zell und Aichelberg die Begegnungen auf. So nimmt er in seiner Lesung die Gespräche zwischen zwei Einwohnern in einer Schwäbischen Gemeinde ebenso aufs Korn, wie er den Gästen urschwäbische Ausdrücke wie „wiflen“ näherbringt. „Wiflen heißt zusammennähen oder flicken“, verkündet Merkle und erzählt auch gleich den entsprechenden Witz dazu. Im Weiteren lässt er einen Studenten an einer Bäuerin „vo dr Alb ra“ verzweifeln. Diese gibt auf seine Frage, was sie denn mit den Äpfeln, die ganz oben im Baum hängen, machen würde, die kurze und knappe Antwort: „Ra dua“. Den Bezug zur schwäbischen Alb liebt Bernd Merkle. Immer wieder bringt er Rückkoppelungen auf sein früheres Leben als Gärtnersohn in Ötlingen oder als Lehrer. Und dann spielt der Zufall auch noch mit: Als das Bedienpersonal mit den Servierarbeiten beginnt, erkennen sich Schülerin und Lehrer wieder. „Daran merkt man, wie alt man wird“, meint Bernd Merkle ironisch.

Thomas Rabel, Gründungsmitglied von „Schmeck die Teck“ und Obstbrenner, präsentiert am Genießerabend drei feurige Getränke. Zum einen das liebliche Zwetschgenwasser mit weniger „Geist“, zum andern die fassgelagerte Zwetschge. Als kräftig, erdig und harzig bezeichnet Rabel seinen Wacholderschnaps. Er schmunzelt und meint: „Der geht ein bisschen Richtung Gin.“ Die Gäste sind begeistert und genießen. Nicht nur den Schnaps, sondern den ganzen Abend.

Christel Maier von der Stadtinfo Esslingen ist gleich mit elf Bekannten im Gefolge in die Limburghalle gekommen: „Wir lieben das Gebiet um die Schwäbische Alb und die Erzeugnisse.“ Auch Sybille Bauer von Fischer Omnibusreisen ist begeistert: „So gutes Essen und dabei Tränen lachen, wann kann man das sonst schon erleben.“ Zum einen sind die Gäste nach dem Abend um einige Gaumenerlebnisse reicher, und zum andern geht ein Teil des Erlöses an die Teckboten-Weihnachtsaktion. Somit sorgt der Genießerabend für doppelte Freude.

„Dialekt ist wichtig. Jeder sollte die Muttersprache im Herzen tragen.

Bernd Merkle

Der Mundartdichter über die Rolle des Dialekts als Kulturgut