Lokales

Verkehrsminister besucht Kirchheim

Verkehrsminister Hermann informiert sich vor Ort über Mobilitätskonzepte

Wie neue Mobilität aussehen kann, hat Verkehrsminister Winfried Hermann bei seinem Besuch in der Teckstadt vorgemacht. Statt mit dem Dienstwagen fuhr er mit der S-Bahn nach Kirchheim, dann weiter mit dem Pedelec ins Rathaus. Dort trug er sich ins Goldene Buch der Stadt ein.

Kirchheim. „Auf dem Rad mit grüner Polizeiradler-Eskorte auf guten Radwegen und wunderbarem Rad ins Rat(d)haus“ – mit einem Augenzwinkern hat sich der erste grüne Verkehrsminister des Landes Winfried Hermann im Goldenen Buch der Stadt Kirchheim verewigt. Zuvor war er von Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker, Bürgermeister Günter Riemer und dem Landtagsabgeordneten Andreas Schwarz am Bahnhof in Empfang genommen worden.

Mit von der Partie war außerdem die von Hermann erwähnte Polizeiradler-Eskorte in Form zweier Beamter, die natürlich nicht wegen ihrer Parteizugehörigkeit, sondern von Berufs wegen in grünen Trikots unterwegs waren. Für sie legte Andreas Schwarz ein gutes Wort ein. „Vielleicht kannst du mal deinem Kollegen Gall ausrichten, dass die Polizeistreifen, die mit dem Fahrrad unterwegs sind, eine bessere Ausstattung gebrauchen könnten“, sagte der Landtagsabgeordnete. Tatsächlich scheint es in diesem Bereich ein wenig zu hapern: Laut einem der Beamten sei die Ausstattung ziemlich „zusammengestupft“.

Am Kirchheimer Bahnhof wird in den nächsten Jahren in einem alten Bahngebäude eine Fahrradstation entstehen, in der Pendler ihre Fahrräder sicher abstellen können, die aber auch Touristen Möglichkeiten bietet, Pedelecs auszuleihen oder ihre eigenen E-Bikes aufzuladen. „Wir halten das für ganz wichtig, um die Anschlussmobiliät an die S-Bahn sicherzustellen“, sagte Angelika Matt-Heidecker. Für den Aufbau der Station erhält die Stadt Unterstützung vom Land. „Kirchheim gehört zu den ersten drei Kommunen, die eine solche Station bekommen“, sagte Winfried Hermann. Die Stationen seien ein wichtiges Element in der Vernetzung der Verkehrsträger. Sie sind ein Element der „Nachhaltig Mobilen Region Stuttgart“, einem sieben Millionen Euro schweres Förderprogramm, das das Land Baden-Württemberg auflegt.

Mit Pedelecs, die von Radsport Fischer und Wagner bereitgestellt wurden, radelte die Gruppe anschließend ins Rathaus. Nach dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt blieb noch Zeit für ein Gespräch, an dem auch der Fraktionsvorsitzende der CDU, Dr. Thilo Rose, und Frauenliste-Gemeinderätin Birgit Müller teilnahmen. Dabei ging es hauptsächlich um das Thema Verkehrslärm. „Kirchheim ist davon sehr beeinträchtigt“, sagte Angelika Matt-Heidecker zu Winfried Hermann. Die Stadt habe vor einigen Jahren mit großem Enthusiasmus eine Lärmverkehrsplanung betrieben, die 2007 vom Regierungspräsidium abgelehnt worden sei. „Wir hatten damals gute Vorschläge, zum Beispiel ein Tempolimit von 30 Kilometern pro Stunde für Lkw in der Stadt“, sagte Angelika Matt-Heidecker. Auch sei gefordert worden, auf der A8 auf Höhe Kirchheims ein Tempolimit von 120 einzuführen. Ein Lkw-Durchfahrtsverbot hält die Oberbürgermeisterin ebenfalls für notwendig, um lärmgeplagte Anwohner zu entlasten. Sie bat den Minister, diese Kirchheimer Anliegen nach Stuttgart mitzunehmen.

Winfried Hermann sprach sich für Lkw-Durchfahrtsverbote aus. Allerdings schade ein Durchfahrtsverbot durch eine Kommune oft einer anderen Kommune. „Es muss ein Gesamtkonzept geben“, sagte er. Beim Thema Tempolimit forderte er die Stadt auf, seinem Ministerium einen entsprechenden Gemeinderatsbeschluss zukommen zu lassen. Allerdings dämpfte er allzu große Hoffnungen. „Die Straßenverkehrsordnung sieht vor, dass der fließende Verkehr Vorrang vor allem anderen hat“, sagte er. Gründe, ein Tempolimit dennoch einzuführen, könnten Lärmbelastung, Feinstaub oder Stadtentwicklungskonzepte sein, die ein solches Limit erforderten. „Diese letzte Möglichkeit wird von den Kommunen oft nicht genutzt“, sagte er.

Dass zwischen Flughafen und Alb­aufstieg Rasen erlaubt ist, geht auch Hermann gegen den Strich. Schuld sind seiner Aussage nach auch die Verkehrsbeeinflussungsanlagen, für die die alten Blechschilder entfernt worden sind. Das Ergebnis: Zeigen die Anlagen nichts an, ist das Tempo freigegeben.