Voraussichtlich bleibt es heute trocken – was der Marktführer in Sachen Wetter-Apps am Mittwochmittag für den Großraum Kirchheim prognostizierte, sorgte am Abend in Holzmaden für kollektives Durchatmen. Kein Wunder: Zu gedrückt war die Stimmung nach dem verregneten Dienstag, der den Verantwortlichen sichtbar an die Nieren gegangen war. „Erst wochenlang Hitze und jetzt das“, stöhnte Orga-Chef Denis Preissner vorgestern stellvertretend für Turnierausrichter TSVH beim Blick auf den wolkenverhangenen Himmel, der im Viertelstundentakt die Schleusen über der Urweltgemeinde öffnete.
Rund 24 Stunden später herrschte wieder (Zweck-)Optimismus im Brühl: Bis zum Wochenende soll sich das Wetter – wenn auch auf niedrigem Niveau – stabilisieren. „Wenn die Temperaturen so bleiben, reicht das. Hauptsache, es regnet nicht", sagt der Vereinsvorsitzende Marius Remmler in der Hoffnung auf eine umsatzstarke zweite Turnierhälfte. „Ein paar Zuschauer hat uns das Wetter am Dienstag bestimmt gekostet“, glaubt er.
Die sportliche Halbzeitbilanz nach vier Tagen Teckbotenpokal bringt derweil Überraschendes zutage: Beispiel SV Nabern. Im Vorjahr in Ötlingen noch Dritter, bei der letzten Vor-Corona-Ausgabe 2019 in Neidlingen gar Zweiter, ist für die Truppe vom Oberen Wasen heuer vermutlich bereits nach der Vorrunde Schluss. „Wir hatten in Neidlingen und Ötlingen einfach Top-Turniere erwischt“, sagt Abteilungsleiter Chris Wilke. Nach den beiden 2:3-Pleiten gegen die TG Kirchheim und Wernau haben die Naberner vor ihrem letzten Gruppenspiel am heutigen Donnerstag gegen die SGOH nur noch Minimalchancen aufs Weiterkommen. „Man merkt der Mannschaft die Verunsicherung nach dem Abstieg schon an“, so Wilke „aber die zweite Halbzeit gegen Wernau war ein Schritt in die richtige Richtung.“
Mehrere Schritte in die richtige Richtung macht offensichtlich der TSV Weilheim: Drei Spiele, drei Siege, 12:2 Tore – nach dem schlagzeilenträchtigen Aus der zweiten Mannschaft und dem Aderlass bei der „Ersten“ hätten Insider ein derart überzeugendes Auftreten beim Teckbotenpokal nicht erwartet.
Für ein Novum in der Turniergeschichte hätten gestern fast die SF Dettingen und der FC Heiningen gesorgt: Hätte der FCH seine Partie gegen Nabern II mit nur einem Tor mehr gewonnen als die Dettinger ihre gegen die SGOH II, hätte bei gleichem Punkt- und Torverhältnis inklusive gleicher Zahl erzielter und kassierter Treffer und des ausgeglichenen direkten Vergleichs (1:1) ein Elfmeterschießen über Platz eins und zwei in der Gruppe B entscheiden müssen. Da die Dettinger jedoch 13:0 gewannen und Heiningen „nur“ 12:0, blieb allen die Zusatzschicht am Elfmeterpunkt erspart – dafür war das 13:0 der Dettinger, zu dem allein Tim Lämmle sieben Treffer beitrug, der höchste Sieg der Turniergeschichte.
Abseits des Rasens waren gestern zwei Überraschungsgäste vom Cannstatter Wasen das Gesprächsthema: Cacau, ehemaliger VfB- und Nationalmannschaftstürmer und jetziger Markenbotschafter der Stuttgarter, kreuzte kurzfristig mit VfB-Maskottchen „Fritzle“ im Brühl auf – den Kontakt hatte Fabian Knoth aus der AH-Mannschaft des TSV Holzmaden hergestellt. Knoth ist Einkaufsleiter von AWG in Köngen – die Bekleidungs-Handelskette ist einer der Turniersponsoren, zu dessen Kunden auch VfB-Trikotaustatter Jako zählt. „Da haben wir nachgefragt, ob und wer nach Holzmaden kommen kann“, so Knoth, „Fritzle war schnell klar, aber da die Aktiven momentan im Trainingslager sind, musste erst geschaut werden, wer Zeit hat.“
Cacau, mit dem VfB 2007 Deutscher Meister und insgesamt 23-maliger Nationalspieler, hatte Zeit und stand am Mittwoch im Brühl nicht für Autogramme, sondern spontan auch für ein Video-Interview „Steilpass“ des Teckboten zur Verfügung: „Wir wollen das Thema Legende und Tradition vorantreiben“ verriet er über die strategische Ausrichtung der „Roten“, deren Fans er nach dem nervenaufreibenden Abstiegskampf der Vorsaison großes Lob zollte. „Die Leute stehen zum VfB, sind in den letzten Jahren leidgeprüft und treu geworden.“