Nachgefragt
„Das Turnier ist ein Stück Fußballheimat“

Der Vorsitzende des Fußballbezirks Neckar/Fils Harald Kuhn spricht vor Beginn des Teckbotenpokals in Notzingen über die Bedeutung des Events für die ausrichtenden Vereine, die Teilnehmer und den Bezirk. 

Harald Kuhn ist seit Juni 2024 Vorsitzender des Fußballbezirks Neckar/Fils, davor war er seit dem Tod von Rainer Veit im Oktober 2023 kommissarisch im Amt. Foto: Christain Keim

Der Teckbotenpokal feiert in diesem Jahr seine 61. Auflage. Was bedeutet dieses Turnier aus Sicht des Bezirks für den regionalen Fußball?

Der Teckbotenpokal ist weit mehr als nur ein Vorbereitungsturnier – er ist eine Institution im regionalen Fußballkalender. Für den Bezirk bedeutet dieses Turnier gelebte Fußballkultur, die über Generationen hinweg gewachsen ist. Es verbindet Tradition mit Leidenschaft und bringt die Vereine der Region auf und neben dem Platz zusammen. Auch sportlich ist der Pokal nicht zu unterschätzen – viele Trainer nutzen ihn, um sich einen Eindruck vom Stand der Vorbereitung zu verschaffen. Für die Zuschauer ist er schlichtweg ein Fußballfest mit lokalem Charakter und großer Anziehungskraft.

Vom Vorrundenturnier zum einwöchigen Großevent – war das der richtige Schritt?

Absolut, der Schritt zur Zentralisierung war goldrichtig. Das einwöchige Großevent hat dem Teckbotenpokal ein neues, professionelleres Gesicht gegeben, ohne seine Wurzeln zu verlieren. Die Kombination aus sportlichem Wettbewerb und attraktivem Rahmenprogramm hat dazu geführt, dass der Pokal heute eine Reichweite und Wahrnehmung genießt, die weit über die Sportplätze hinausgeht. Es ist eine Veranstaltung geworden, die Menschen aus der Region zusammenbringt – egal, ob Fußballfan oder nicht.

Der TSV Notzingen feiert in diesem Jahr seine Turnier-Premiere als Ausrichter. Wie wichtig ist es für den Bezirk, dass auch kleinere Vereine diese Rolle übernehmen?

Das ist von enormer Bedeutung. Wenn sich auch kleinere Vereine dieser Herausforderung stellen, zeigt das die Lebendigkeit unserer Vereinslandschaft. Der Mut und die Bereitschaft des TSV Notzingen, das Turnier trotz anspruchsvoller Rahmenbedingungen auszurichten, verdient großen Respekt. Genau solche Beispiele machen den Amateurfußball aus – mit Engagement, Zusammenhalt und dem Willen, etwas auf die Beine zu stellen. Der Bezirk unterstützt solche Vereine mit Beratung, Vernetzung und, wenn möglich, auch materiellen Ressourcen.

Zwei Jahre Vorbereitungszeit sind mittlerweile keine Seltenheit mehr. Ist das für ehrenamtlich geführte Vereine überhaupt noch leistbar?

Es ist eine Herausforderung, aber sie ist machbar – vorausgesetzt, die Verantwortung wird gut verteilt. Gute Strukturen, klare Kommunikation und frühzeitige Planung sind im Ehrenamt entscheidend. Der Bezirk steht als Partner zur Seite – mit Erfahrungswissen, Kontakten zu früheren Ausrichtern und praktischer Hilfe, etwa bei Organisation oder Abstimmung mit dem Verband. Auch der Austausch unter den Vereinen spielt eine wichtige Rolle.

Erstmals ist mit dem CSV Kirchheim ein Verein dabei, der nicht im WFV-Spielbetrieb organisiert ist. Ist das ein Modell für mehr Offenheit im Amateurfußball – oder eine Ausnahme?

Wir sehen das als Chance. Der Fußball verändert sich, und auch wir als Bezirk müssen offen für neue Formen der Teilhabe sein. Der CSV Kirchheim steht für Vielfalt, Integration und Begeisterung – das sind Werte, die wir alle teilen. Natürlich müssen gewisse sportliche und organisatorische Rahmenbedingungen erfüllt sein, aber grundsätzlich ist Offenheit kein Widerspruch zur Struktur. Ob dieses Modell Schule macht, wird sich zeigen – wir sind offen für Entwicklungen im Sinne des Fußballs.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Teckbotenpokals – sportlich, strukturell, atmosphärisch?

Ich wünsche mir, dass der Teckbotenpokal weiterhin ein Ort bleibt, an dem sich Tradition, Begeisterung und sportlicher Ehrgeiz begegnen. Sportlich soll er eine Plattform für alle Spielklassen bieten. Strukturell wünsche ich mir, dass wir die gute Zusammenarbeit zwischen Bezirk, Ausrichtern und Sponsoren beibehalten und weiterentwickeln. Und atmosphärisch soll das bleiben, was es ist: ein großes, friedliches Fußballfest für alle Generationen.

Welche Rolle spielt der Teckbotenpokal für das Miteinander im Bezirk?

Der Teckbotenpokal ist ein Paradebeispiel für gelungenes Miteinander. Hier zeigen sich die Stärken unseres Bezirks: Vereinsvielfalt, Engagement, Hilfsbereitschaft und fairer Wettbewerb. Solche Turniere stärken das Gemeinschaftsgefühl, schaffen Raum für Austausch und fördern die Identifikation mit dem regionalen Fußball. Für den Bezirk ist es ein Schaufenster, für die Vereine eine Bühne, für das Ehrenamt eine Würdigung. Kurzum: Der Teckbotenpokal ist ein Stück Fußballheimat.