Kirchheim. „Endlich!“ Der Stoßseufzer von Organisations-Chef Hans Georg Rietheimer war unüberhörbar. Nach zwei Corona-bedingt vergeblichen Anläufen in den vergangenen Jahren rollt seit gestern der Ball beim Teckbotenpokal-Turnier des TSV Ötlingen im Rübholz. Eine Woche lang kämpfen 24 Mannschaften von der Bezirksliga bis zur Kreisliga B in 51 Spielen um den Turniersieg.
Für Rietheimer und seine treuen Helfer eine große Genugtuung. 2020 und 2021 hatten sie zweimal alles bis ins kleinste Detail vorbereitet, zweimal mussten sie die Notbremse ziehen. Erst der dritte Anlauf hat geklappt. Der Chef weiß, wem das zu verdanken ist: „Wir sind ein verschworener Haufen von etwa 25 Mann. Jeder bringt sich ein, sucht nach Lösungen. Allein wärst du in so einer Situation verloren.“
Wenn endlich alles nach Plan läuft, kommt meistens noch irgendetwas dazwischen. Zwei Tage vor dem Turnierstart stand der Veranstalter plötzlich ohne Lautsprecher-Anlage da. Der Experte aus Jesingen, vorgesehen für Einbau und Funktion, hatte sich statt im Rübholz im Krankenhaus wiedergefunden. Große Hektik im Team bei der Suche nach einer Ersatzlösung. Die Zeit drängte. Aber letztendlich wurde auch dieses Problem unter Rietheimers Regie gelöst.
Langer Stammbaum
Die Söhne „derer von Rietheim“ aus Ötlingen und Lindorf haben schon immer Verantwortung übernommen. Ihr Stammbaum reicht bis in den Bauernkrieg im 15. Jahrhundert zurück. Hans R. zum Beispiel (1604 – 1674) war ein sogenannter Kriegsvogt – er vertrat das Land als Vormund für Kinder oder Ehefrauen in Rechtsgeschäften mit dem Ehemann. 400 Jahre später vertritt der vorerst letzte Hans R. die Ötlinger Fußballer als Chef des 58. Teckbotenpokal-Turniers. Für diesen aufwendigen Job hat sich der 65-Jährige, der nach exakt 50 Berufsjahren und zwei Monaten bei der Firma Hack in Kirchheim kurz vor der Pensionierung steht, drei Wochen Urlaub genommen.
Die Liebe zum Fußball besteht seit dem siebten Lebensjahr. Bis auf ein Jugendjahr in Dettingen ist Rietheimer als Kicker immer dem TSV Ötlingen treu geblieben. Den größten Erfolg mit seiner Mannschaft, den Bezirkspokalsieg 1981 gegen Oberensingen, verpasste er auf tragische Weise: Schien- und Wadenbeinbruch im Halbfinale gegen Eislingen, neun Wochen Krankenhaus.
Sein Geheimtipp fürs gestern angelaufene Turnier ist der TV Neidlingen. Seinen beiden Ötlinger Mannschaften wünscht er, „dass sie eine Runde weiterkommen.“ Sagt es, schlüpft in den Schlafsack im Kassenhäuschen am Eingang zum Rasenplatz und träumt dem nächsten Turniertag entgegen.