Wenn am kommenden Sonntag der Anpfiff zum ersten Spiel des 61. Teckbotenpokal erfolgt, beginnt für Notzingen ein ganz besonderes Kapitel: Erstmals in der Geschichte des traditionsreichen Vorbereitungsturniers, das seit 1996 im einwöchigen Festivalmodus mit Zeltbetrieb gefeiert wird, ist der TSV Notzingen Ausrichter. Das Sportgelände im Eichert verwandelt sich dabei zum Schauplatz für sportlichen Ehrgeiz, logistische Kreativität und gelebte Fußballleidenschaft.
Infrastruktur als Herausforderung
„Bei uns soll der Fußball im Mittelpunkt stehen“, betont Michael Panknin, Abteilungsleiter und Kopf des Orga-Teams – angesichts der räumlichen Voraussetzungen ein ambitioniertes Ziel: Wo andere Ausrichter mit weitläufigen Anlagen punkten, setzen die Notzinger auf clevere Lösungen – vom 500-Mann-Festzelt auf dem Kunstrasen bis hin zum improvisierten Warmmachbereich. Zwei eigens aufgestellte Duschcontainer ersetzen eine zunächst angedachte Shuttlelösung zur Sporthalle.
Das Stichwort „beengt“ gilt auch für die Verkehrssituation im Eichert. Für die Turnierwoche wird die Zufahrt zur Einbahnstraße, zusätzliche Parkflächen auf angrenzenden Wiesen organisiert. Ein Traktor steht bereit – falls das Wetter den Boden in Matsch verwandelt. Panknin verspricht mit einem Augenzwinkern: „Wir bekommen das trotzdem gut hin.“
CSV Kirchheim sorgt für Premiere
Neben Notzingen selbst sorgt auch ein Teilnehmer für ein Novum: Mit dem CSV Kirchheim tritt erstmals ein Verein an, der nicht dem württembergischen Fußballverband angehört. Der Christliche Sportverein, Spitzenreiter der Eichenkreuzliga, sieht seine Teilnahme als große Bühne. „Wir möchten zeigen, dass es auch ohne Motzen und Beleidigen geht“, sagt Co-Trainer Dominik Otto. Ihr Ziel: sportlich überzeugen, mit fairer Haltung und Teamgeist
Show-Programm und Starbesuch
Auch das Rahmenprogramm steht dem sportlichen Teil in nichts nach. Allabendlich wird im Festzelt gefeiert – mit Bands, DJs und kulinarischem Angebot. Für einen besonderen Moment sorgte bereits die Auslosung Ende Juni: Ex-VfB-Profi Kai Oswald betätigte sich als „Los-Elf“ – so der scherzhafte Vorschlag von Bürgermeister Sven Haumacher – und zog attraktive Paarungen. Mit dabei: Schwergewichte wie die drei Bezirksligisten VfL Kirchheim, TSV Jesingen, TSV Weilheim und Titelverteidiger AC Catania Kirchheim.
Attraktives Einlagematch
Gekrönt wird das Turnier am 3. August mit dem Endspiel und einem Einlagematch. Regionalligaabsteiger SV Göppingen hat bereits zugesagt, ein Gegner wird noch gesucht. Dazwischen steigt das Elfmeterschießen um Platz drei, bevor es um den mit insgesamt 2000 Euro dotierten Pokal geht.
Ein Dorf zieht mit
Notzingen ist bereit – das zeigen nicht nur die Plakate an allen zentralen Punkten des Orts, sondern auch das Engagement von rund 35 Helferinnen und Helfern in zwölf Arbeitsgruppen. Michael Panknin bringt es auf den Punkt: „Das Turnier wird dieses Jahr klein, aber fein.“ Und eines steht fest: Es wird laut, leidenschaftlich und voller Lokalkolorit.
Erfolgsgeschichte seit über 60 Jahren
Der Teckbotenpokal, das traditionsreiche Vorbereitungsturnier für Amateurfußballvereine aus der Region, wurde 1961 ins Leben gerufen.
Die ersten Jahrzehnte wurde er im dreigleisigen Modus mit zwei Vorrundenturnieren und einem Endspiel ausgetragen. 1995 markierte eine Zäsur: Weil der Aufwand zu groß wurde und das Zuschauerinteresse schwand, beschlossen Vereine und Verband auf Initiative des TV Neidlingen eine Neuausrichtung.
Seit 1996 wird das Turnier von einem einzelnen Ausrichter organisiert, dauert eine Woche und ist längst zu einem sportlichen wie gesellschaftlichen Großevent mit Festzeltbetrieb, Rahmenprogramm und bis zu 10.000 Besuchern geworden. Die Organisation ist entsprechend aufwendig: 18 bis 24 Monate Vorbereitungszeit sind mittlerweile üblich.
Rekordsieger ist der TSV Weilheim mit 17 Titeln – darunter auch der allererste Pokalgewinn im Jahr 1961. Auch seit Einführung des einwöchigen Turniermodus 1996 sind die Weilheimer top: Bei den 27 Ausgaben stand der TSVW zehn Mal im Endspiel und gewann acht Mal
Das Turnier fiel bislang viermal aus – 1974 und 1978 jeweils wegen der Fußball-WM, 2020 und 2021 aufgrund der Corona-Pandemie. pet