Turniersplitter
Gustav sorgt für gute Laune

Die 60. Auflage des Teckbotenpokals hat auf und neben den beiden Sportplätzen in den Jesinger Lehenäckern wieder Stoff für allerhand kuriose Geschichten, kurzweilige Anekdoten und interessante Episoden geliefert.

Die Lehenäcker aus der Luft. Foto: Carsten Riedl

Tolle Tage in Jesingen: Die erste Turnierauflage in den Lehenäckern nach 15-jähriger Abstinenz hat alle Erwartungen übertroffen – vor allem die der Gastgeber. „Wir sind sehr zufrieden“, war Orga-Chef Rainer Eber angesichts von insgesamt 12.500 zahlenden Zuschauern beseelt. Da Frauen, Kinder und Jugendliche unter 18 kostenlos reinkamen, dürfte die tatsächliche Zahl deutlich höher sein.

Unglaubliches Glück hatten die Jesinger mit dem Wetter: Bis auf eine Regenfront am Dienstag lachte über den Lehenäckern fast durchgehend die Sonne – verantwortlich dafür war ein Hochdruckgebiet, das passenderweise den gleichen Namen hat wie die Glücks-Gans aus dem Walt-Disney-Kosmos: Gustav.

Rote Karten gab es im gesam­ten Turnier zwei – beide für den TSV Notzingen. David Bojkovic vom TSVN II musste in der Partie gegen die SGOH II wegen Nachtretens vom Platz, Timo Schopper aus der „Ersten“ nach einer Notbremse im Spiel gegen Dettingen II.

Nervenstark mussten Turnierbesucher angesichts des eintönigen Tor-Jingles „Düp Düp“ von Micky Krause sein, der in Jesingen durchgehend bei allen 190 Treffern ertönte. „Ein bißchen mehr Abwechslung würde gut tun, stellte Reimund Elbe, Moderator des Teckboten-Interview-Formats „Steilpass“ als langjähriger Radio-Sprecher entnervt fest. Mit Erfolg: Ab der K.o.-Runde liefen auch mal andere Songs.

Immer zur Stelle unter der Woche: Die Feuerwehr, die rund ums Turnier für sichere Zufahrtswege, offene Durchfahrten und das Parkplatzmanagement sorgte. Verantwortlicher Mann: Der Jesinger Abteilungskommandant Sören Schäfer, der für den RKV Kirchheim jahrelang auch das Monkeycrossrennen auf einem Stoppelfeld neben den Lehenäckern organisierte. „Das geht aber leider wegen zu hoher behördlicher Auflagen nicht mehr“, so Schäfer.

Eine Nummer zu klein war der Preis für das zwischenzeitlich 50. Turniertor. Denis Muratovic von der SGM Owen/Unterlenningen hatte für seinen Treffer zum 1:0 im Vorrundenspiel gegen Zell ein signiertes Trikot der Stuttgarter Kickers abgestaubt. „Ich brauche aber XL“, sagte er lachend, als ihm Peter Martsch aus dem Jesinger Sponsoring-Team eine M-Version unter die Nase hielt.

Remis zum Start: Parallel zum Finalwochenende in Jesingen hat das ranghöchste Team des Fußballbezirks einen achtbaren Auftakt in der Regionalliga hingelegt. Der Göppinger SV trotzte dem favorisierten SGV Freiberg ein 2:2 ab. SV-Torschützen vor 600 Zuschauern waren Mohamed Baroudi und David Trivunic.

Schwabenpfeil im Anflug: Unter der Woche hatte es sich Ex-Sprinter Tobias Unger (45) nicht nehmen lassen, auf dem Turniergelände vorbeizuschauen. „Mit ein paar Freunden Fußball schauen“, wie der langjährige Deutsche Rekordhalter über 200 Meter und dreimalige Olympiateilnehmer verriet. Stichwort Olympia: Ab heute wird der „Schwabenpfeil“ für seinen Arbeitgeber Red Bull bei den Spielen in Paris sein, um dort Athleten wie Zehnkämpfer Niklas Kaul zu betreuen.

Prominenz auch am Grill: Der ehemalige Mediendirektor des VfB Stuttgart und VfL Wolfsburg, Oliver Schraft, ließ es sich als Jesinger nicht nehmen, zum Gelingen des Turniers beizutragen – dabei hatte er bereits im Vorfeld viel bewegt, war doch wegen seines freundschaftlichen Drahts eigens Felix Magath zu Auslosung Anfang Juni nach Jesingen gekommen.

Lädierte Legende: Kai Hörsting, mit fünf Siegen erfolgreichster Teilnehmer in der Teckbotenpokal-Geschichte, zog nach seinem Einsatz im Legendenturnier im Dress des TSV Weilheim eine gemischte Bilanz: „Klar hat es Spaß gemacht, mit all den Jungs wieder zu kicken“, so der 39-Jährige, „aber inzwischen merkt man das alles noch Tage später.“ Kein Wunder also, dass der einstige Landesligatorjäger umgesattelt hat: „Ich spiele lieber Beachvolleyball“, lachte er.

Irittiert wegen des kurzfristigen Rückzugs des TSGV Albershausen mangels Personal nach Vorrundenende am Freitag waren nicht nur die Turnierverantwortlichen. Kapitän Alexan­der Söll hatte noch kurz nach dem 5:0 im Steilpass-Interviews mit dem Teckboten erklärt, wie sehr er sich aufs Achtelfinale freue. Minuten später hatte der B-Ligist auf seine Teilnahme an der Runde der letzten 16 verzichtet – das zwischenzeitlich produzierte Video landete unveröffentlicht im Papierkorb.

Torwandschießen, Hüpfburg, Disco und vieles mehr: Die Kinderbetreuung auf dem Turniergelände hat Maßstäbe gesetzt – freilich auch, weil es die Infrastruktur in den Lehenäckern mit der neuen Freilufthalle hergibt. „Toll zu sehen, wie vielfältig man unsere Hallen nutzen kann“, freut sich Matthias Prinz aus Bissingen, Geschäftsführer der McArena GmbH, der die Sportstätten quasi erfunden hat.

Technische Probleme legten am Samstagmorgen vor Beginn der Achtelfinals die riesige Videowall lahm: Ein Controllboard des eigens von den Jesingern angemieteten Servicegimmicks hatte sich verabschiedet, Ersatz wäre zu umständlich zu organisieren gewesen. „Ein Ersatzteil gibt`s wohl in Freiburg, aber das wäre den Aufwand nicht wert gewesen“, klärte TSVJ-Orgachef Sven Andler auf.

Eine dauerhafte Heimat bekommt der alte Teckbotenpokal, der nach 20 Jahren mangels Platz für weitere Plaketten vor dem 60. Turnier bekanntlich durch eine neue Trophäe ersetzt worden war: Der Henkelpott ziert nun das Vereinsheim des TSV Weilheim, der ihn sieben Mal gewann und mit 17 Erfolgen Rekordsieger ist.

Raus aus den Lehenäckern, rauf auf den Eichert: Die 61. Auflage des Turniers findet kommendes Jahr bei einem Ausrichter-Novizen statt: Der TSV Notzingen ist zum ersten Mal Gastgeber des Teckbotenpokals. „Wir liegen voll im Zeitplan, haben alles im Griff“, sagt Abteilungsleiter Michael Panknin.