Einmal noch die Return-Taste betätigen, dann ist Feierabend. Knapp eine Viertelstunde nach dem Schlusspfiff jedes letzten Tagesspiels hat auch Hans Spielvogel Dienstschluss beim Turnier. Mit dem letzten Tastendruck schickt der 63-Jährige Torjägerliste, Ergebnisse, Tabellen und Tageszuschauerzahl per Mail in Richtung Teckboten-Sportredaktion - ein Akt, den der gebürtige Kirchheimer schon seit 20 Jahren und bei fast allen Teckboten-Pokalturnieren vollzogen hat. Nach dem Neidlinger Turnier soll nun der letzte Vorhang fallen - angeblich. Denn mit dem Eintritt in den beruflichen Ruhestand im April nächsten Jahres erwägt Hans Spielvogel auch seine Karriere als „Chef-Statistiker“ des Turniers zu beenden. „Zwanzig Jahre sind genug“, sagt er und erinnert sich augenzwinkernd daran, dass er das bereits im vergangenen Jahr in Weilheim gesagt hat.
Marlon Lamour, Organisationschef des Turniers in Neidlingen hatte ihn erst vor zwei Wochen noch einmal überredet. Zum ehemaligen TVN-Abteilungsleiter hat Hans Spielvogel eine besondere Beziehung. Schließlich kennt er ihn bereits seit vielen Jahren als Freund seines Sohnes Timo: „Marlon hat früher als Jugendlicher öfter bei uns daheim übernachtet.“ Die Entscheidung zugunsten des aktuellen Turniers fiel dann mit einem Tag Bedenkzeit auch entsprechend schnell positiv aus.
Dabei kam Hans Spielvogel zum Statistik-Job beim Teckboten-Pokalturnier wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kind. 1999 kickte Sohn Timo in der Jugend des TSV Jesingen und Papa Hans brachte sich als Funktionär im Nachwuchsbereich ein. Die „Gerstenklopfer“, die in jenem Jahr als Ausrichter fungierten, fragten an, ob er nicht auf dem Sprecherturm mithelfen könne. Hans Spielvogel beriet sich mit seiner mittlerweile verstorbenen Gattin Monika und gab grünes Licht - der Statistik-Job war geboren und sollte ihn fortan fast jährlich begleiten. Seine Telefonnummer machte unter den möglichen Ausrichtern die Runde. Nur bei den Turnieren in Holzmaden 2008 und 2016 war er nicht verfügbar. Ausgerechnet dem Verein, in dem Sohn Timo seine aktive Karriere fortführte, musste er aufgrund von Urlaubsplänen zweimal einen Korb geben.
„Der Job hat sich geändert“, weiß Hans Spielvogel: „Früher mussten noch die Spielberichtsbögen von Hand erfasst werden. Heute geht das alles digital via Internet.“ Auch im größten Stress ließ sich der im normalen Leben als kaufmännischer Leiter tätige Statistiker nie aus der Ruhe bringen. Während des Turniers 2002 beim AC Catania, erinnert sich Spielvogel, entlud sich plötzlich ein Starkregen über dem Sportgelände. Hans Spielvogel und der damalige VfL-Funktionär Helge Waider „retteten“ gemeinsam die wertvolle Elektronik und saßen anschließend nass bis auf die Haut halbnackt im Nebenzimmer der Stadiongaststätte, wo die Ehefrauen kurz darauf mit trockenen Klamotten aufschlugen.
Vesper und Getränke als Lohn
Gravierende technische Pannen gab es in all den Jahren keine. Auch die von Hans Spielvogel eigens für den Teckbotenpokal entwickelte Excel-Anwendung tat immer brav ihren Dienst. Das Engagement fand und findet übrigens auf ehrenamtlicher Basis statt: „Meine Bezahlung besteht aus Vesper und Getränken“, sagt er und weicht einer klaren Ansage bezüglich seines Engagements in den nächsten Jahren augenzwinkernd aus: „Ich bin mal gespannt, wie mir der berufliche Ruhestand und die Freizeit bekommen.“ Langweilig wird‘s bestimmt nicht: Spielvogel ist dreifacher Opa.