Was für ein Drama. Am jenem 2. August 2015 herrscht Gluthitze, nach einer kräfteraubenden Turnierwoche ringen der TSV Jesingen und der TV Neidlingen im Ötlinger Rübholz um den Teckbotenpokalsieg. Ein Dutzend Jahre hatten die Kicker aus den Lehenäckern den Cup nicht mehr in die Höhe gestreckt, die Neidlinger gar zwei Jahrzehnte – und die Dramaturgie wird an jenem Tag durch den Verlauf der Partie zusätzlich befeuert.
Vor den rund 1800 Finalzuschauern kommt es zum Elfmeterschießen. 1:1 steht es nach der regulären Spielzeit. Niko Waldherr hatte für die Neidlinger mit einem Schuss aus dem Gewühl heraus für das 1:0 gesorgt, ein TVN-Eigentor erbrachte kaum fünf Minuten später für den TSV Jesingen kurz vor der Halbzeitpause den Ausgleich. Im Elfmeterschießen lassen sowohl die Jesinger als auch die Neidlinger jeweils eine Option liegen, als Jesingens Kapitän Andreas Elsässer hochkonzentriert wirkend zum Punkt schreitet. Über seinen eiskalt verwandelten Elfer zum 5:4 wird er später berichten, trotz der großen Zuschauerkulisse „völlig ruhig“ gewesen zu sein. Elsässer trifft, Neidlingens Tim Mohoric scheitert dagegen Sekunden später an Jesingens Keeper Florian Greiner. Der Schlussgong.
Faire Verlierer
Bemerkenswert: Die Neidlinger marschieren nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Soner Celkin direkt zu den Gewinnern, gratulieren herzlich. „Elfmeterschießen ist nun mal eine Nerven- und Glückssache“, stellt Neidlingens neuer Spielertrainer Patrick Kölle für den Verlierer trocken fest. Der TV Neidlingen wird weitere vier Jahre warten müssen, ehe 2019 per 1:0 im „Finale dahoim“ gegen den SV Nabern endlich wieder der Turniersieg glückt.
Die Jesinger feiern. Im Mittelpunkt steht Keeper Greiner, der im Elfmeterschießen gleich zwei Elfer entschärft hat. Der Jubel? Verständlich, denn der letzte Triumph beim Teckbotenpokal datierte aus dem Jahr 2003 (1:0 gegen den TSV Holzmaden in Dettingen), der des TV Neidlingen sogar aus dem 1995 – damals, beim letzten im alten Wochenendmodus ausgetragenen Turnier in Weilheim, per Sieg just gegen den TSV Jesingen.
Im Teckboten wird nach diesem 2015er-Finale tags drauf auch von einer „dritten Halbzeit“ die Rede sein. Die Jesinger C seien trotz der großen Anstrengung bei der Hitzeschlacht wieder „sichtlich zu Kräften gekommen“. Im Ötlinger Festzelt habe das Team von Trainer Klaus Müller Ausdauer beim Feiern gezeigt, gehörige Stimmgewalt erkennen lassen, zig lustige Lieder angestimmt – und der Teckbotenpokal kreiste nicht nur einmal durch die Reihe.