Da steht er am Spielfeldrand und gestikuliert, motiviert, korrigiert: Nico Willig ist zurück auf der Juniorenfußball-Bühne, knapp zweieinhalb Monate nach dem Bundesliga-Abstieg des VfB Stuttgart und seiner persönlichen Kurzepisode als Cheftrainer des Profiteams. Erst fünf Tage vor dem Auftritt in Neidlingen gegen die Grasshoppers Zürich kehrte der Coach mit seinem U19-Team vom internationalen „SilverLakes Cup“ im kalifornischen Norko zurück. „Ein paar Tage“ habe er den Jetlag noch gespürt, sagt Willig, ein „cooles Erlebnis“ sei das Turnier freilich gewesen - auch wenn lediglich Platz sechs in den Staaten heraussprang.
Das Testspiel gegen die U18 der Grasshoppers im Rahmen des Teckbotenpokals genießt bei Willig höchste Priorität. Es sei nämlich der letzte Test vor dem Bundesligastart kommenden Samstag gegen die TSG Hoffenheim im Robert-Schlienz-Stadion. Der gebürtige Tübinger gibt sich in Neidlingen eloquent und umgänglich. „Mein Ziel besteht darin, jedes Jahr bis zu fünf Spieler aus der U19 in der Saisonvorbereitung der Profis zu integrieren, in diesem Sommer ist dies gelungen“, betont der 38-Jährige.
Diese Zuarbeit habe noch höhere Priorität als der Tabellenplatz am Ende der Juniorenbundesliga-Saison. An Willigs Seite steht einer, der im Bezirk kein Unbekannter ist. Daniel Teufel coachte vor einigen Jahren durchaus erfolgreich den einst ruhmreichen FV 09 Nürtingen, führte jenen in die Landesliga, stabilisierte ihn dort. Willig und Teufel sind auch beim „Neidlinger“ Testspiel an der Seitenlinie unüberhörbar die Kommandogeber. Immer konstruktiv in der Ansprache, manchmal im Ton sehr deutlich und bestimmt. Das Profigeschäft fehlt Nico Willig nach eigenem Bekunden nicht. „Vor allen Dingen vermisse ich die Diskussionen mit den Videoassistenten nicht“, scherzt der Stuttgarter Trainer am Rande der Partie, auf die leid geplagte Schlussphase der vergangenen Saison im Abstiegskampf und die Entscheidungen aus dem Kölner Keller anspielend. Der Mann scheint mit sich im Reinen.
Während der Coach am Ende der Partie in Neidlingen einen verdienten 3:1-Sieg seines Teams über den Schweizer Traditionsklub verbucht, kommt mittelprächtige Kunde aus dem rund 60 Kilometer entfernten Heidenheim. Fast zeitgleich hat Zweitligist VfB Stuttgart auf dem geplanten Rückweg in die Bundesliga zwei Punkte auf der Ostalb liegen lassen. „Mein Fokus galt natürlich unserem Spiel, aber das Ergebnis habe ich natürlich direkt nach Spielende registriert“, kommentiert der einstige Profi-Coach das Geschehen zurückhaltend.
Von der Vorstellung seines aktuellen Teams zeigt sich Willig schließlich durchaus angetan. Lediglich der Elfmeter zum 1:3 sei ein kleiner Wermutstropfen und Spielbilanz-Eintrüber gewesen. Das Publikum quittiert nach Spielende das Geschehen der begabten Jungkicker jedenfalls mit Sonderapplaus. In ein paar Tagen wird es dann für den VfB wie die Grasshoppers in den Ligen ernst.