Im Vorfeld des 61. Teckboten-Pokalturniers galten sie als die große Unbekannte – noch nie hatte der Christliche Sportverein Kirchheim (CSV), der üblicherweise in der höchsten Klasse in der von der Evangelischen Sportbewegung Württemberg getragenen Eichenkreuzliga (EKL) spielt, zuvor an einem solchen Event teilgenommen. Noch nie gab es auf Turnierebene Spiele gegen Teams aus dem regulären WFV-Ligabetrieb. Seit Mittwoch ist nun klar: Das Team kann durchaus auf Augenhöhe mit den B- und A-Ligisten mithalten und hat verdient das Achtelfinale erreicht.
Den Kontakt zu Veranstalter TSV Notzingen hatte deren langjähriger Ex-Abteilungsleiter Wolfgang Schäfer hergestellt. Der wohnt in Jesingen, jenem Kirchheimer Teilort, in dem auch Bernd Schmid, der CSV-Vorsitzende, einst geboren wurde. „Ich war eine Jesinger Hausgeburt“, sagt Schmid, den mit Schäfer eine lange Freundschaft verbindet. Schmid hatte in seiner aktiven Zeit selbst im regulären Spielbetrieb mitgemischt. Für „seine“ Jesinger war er insgesamt drei Perioden im Einsatz, zwei als kantiger Mittelstürmer, zuletzt unter Trainer Achim Feyl zu Beginn der 1990er Jahre und zuvor auch schon als Spielertrainer in den Lehenäckern. Weitere Stationen in Schmids sportlicher Vita waren Dettingen, Ebersbach, Plochingen, Oeffingen, Eislingen und Ebersbach.
Der 65-jährige Vertriebsleiter in einem Sanitätshaus räumte auch mit dem verbreiteten Irrglauben auf, der CSV wäre nicht im Württembergischen Fußballverband (WFV) organisiert: „Wir sind ordentliches Mitglied und unsere Akteure verfügen auch über Spielerpässe“. In der Eichenkreuzliga werden diese freilich nicht benötigt, weshalb für die Teilnahme am Notzinger Turnier auch eine Sondergenehmigung seitens der EKL-Rundenleitung notwendig war.
Wer sich während der Vorrundenpartien ob der technischen Fertigkeiten so manchen CSV-Kickers verwundert die Augen gerieben hat, der wird in den Vitae einiger Spieler die Erklärung finden. Manuel Schmid kickte beispielsweise einst in der Jugend des VfL Kirchheim, Daniel Kannapin kam von den A-Junioren des TSV Weilheim und Keeper Artur Ratter lernte sein Hand- und Fußwerk bei den Stuttgarter Kickers. Dabei ist einer der herausragenden CSV-Akteure aktuell mit einem Kreuzbandriss nicht einsatzfähig: Luca Haußer (25) spielte früher aktiv beim VfR Aalen und hatte schon eine Einladung zum Probetraining bei der TSG Hoffenheim in der Tasche, ehe ihn die bei einem Freundschaftsspiel erlittene Verletzung ausbremste.
Doch was unterscheidet den CSV von einem herkömmlichen Fußballverein? Bernd Schmid hat die Anwort ad hoc parat: „Wir betreiben unseren Sport im Zeichen von Glaube, Liebe und Hoffnung. Bei uns findet jeder seine Heimat – egal ob sportlich, menschlich oder geistlich.“ Das äußert sich beispielsweise darin, vor und nach Spielen oder Trainingseinheiten gemeinsam in der Kabine zu beten. Auch wenn viele Akteure aus der Evangelischen Freikirchlichen Gemeinde und dem Christusbund kommen, betont der CSV-Vorsitzende, dass jeder Mensch, egal welcher Konfession, willkommen in dem 2006 gegründeten Verein sei – auch wenn er gar nicht kicken könne oder Atheist sei. „Aber“, sagt Bernd Schmid, „wir wollen und werden niemanden missionieren.“
Ohne Zweifel: Die CSV-Fußballer sind stark auf dem Platz und in ihrem Glauben – was auch der Aufdruck auf ihrem aktuellen Trikot belegt: „Powered by Jesus“.

