Turnier vorbei, Laune top: Stellvertretend für den gesamten TSV Holzmaden zog dessen Vorsitzender Marius Remmler nach dem neuntägigen Event im Brühl am Sonntag ein positives Fazit: „Wir sind sehr zufrieden. Die Stimmung war gut, die Spiele waren gut, das Rahmenprogramm abwechslungsreich“, sagte der 43-Jährige, der den einzigen Spaßverderber mit Humor nahm: „Klar, das Wetter war suboptimal“, so Remmler, „aber das kann man ja auch nicht planen.“
Unter Standing Ovations der Zuschauer verabschiedete sich die gastgebende SG Ohmden/Holzmaden am Samstag nach aufopferungsvollen Achtelfinal-Kampf per 0:2 gegen den VfL aus dem Heimturnier. Damit verpassten die „Saurier“ eine Wiederholung des Erfolgs von vor sieben Jahren, als sie im Brühl erst im Halbfinale am TSV Weilheim II gescheitert und nach einem 2:4 im Elfmeterschießen um Platz drei gegen den AC Catania Vierter geworden waren. „Wir haben trotzdem ein Riesenturnier gespielt und können stolz sein“, betont Kapitän Alexander Polzer.
Rastlos neun Tage unterwegs war das Orga-Team des TSV Holzmaden, das aller Wetterkapriolen und Nebenkriegsschauplätzen (Verkehr und Lärm) zum Trotz immer gut gelaunt einen grandiosen Job machte. „Ich werde da immer vorgeschickt und genannt, aber ohne mein gesamtes Team und die ganzen Helfer hätten wir das niemals stemmen können“, sagte TSVH-Fußballabteilungsleiter Denis Preissner bescheiden im Rahmen der Siegerehrung bei der er auch der Gemeinde und Bürgermeister Florian Schepp dankte.
Nach 19 Jahren ist auf dem Sockel des Teckboten-Wanderpokals bekanntlich kein Platz mehr für weitere Siegerplaketten – der Champion des Turniers in Holzmaden ist der Letzte, der sich auf der 7,4 Kilo schweren und 70 Zentimeter hohen Trophäe verewigen lassen kann. Nachdem er nun für ein Jahr in Dettingen steht, wird der Pott spätestens mit Beginn des 2024er-Turniers in Jesingen dem TSV Weilheim übergeben – der TSVW hat das Turnier seit Indienststellung der Trophäe 2004 sieben Mal und damit am häufigsten gewonnen.
Immer vor Ort war Pascal Hartmann mit seinem Burger-Wagen – bis auf den Finalsamstag: Da stellte der langjährige Kicker des TSV Bad Boll aus Weilheim seinem Kumpel Jannik Steimle zuliebe seine mobile Bulettenschmiede im Rahmen der Kirchheimer Radnacht auf. Seine Verbindung nach Holzmaden? „Mein Vater war vier Jahre Trainer hier, außerdem arbeite ich bei TSVH-Legende Marc Kächele in der Firma.“ Seine Bilanz: „Der Auftaktsonntag und der Donnerstag liefen gut, ansonsten hat das Wetter schon viele Gäste gekostet.
Einen Kommentar konnte und wollte er nicht abgeben: Obwohl er mit einem direkt ins gegnerische Tor versenkten Abschlag einen Treffer erzielt hatte, war Zells Keeper Dominik Hermle nach dem 1:4 im Achtelfinale gegen Notzingen bedient. „Ich bin zu sauer, um was zu sagen“, grantelte der 24-Jährige, dessen kurioser Treffer allerdings von einem Ausrutscher seines Notzinger Pendants Steffen Iwwerks begünstigt worden war. Der erste Torwart-Treffer der Turniergeschichte war‘s übrigens nicht: 2018 in Weilheim hatte Fabian Raichle für den TV Unterlenningen getroffen – per Kopf.
Rekordlastige 25 Tore in zwei Parallelspielen – das hatte es beim Teckbotenpokal noch nie gegeben. Bis zum vergangenen Mittwoch, als der FC Heiningen gegen Nabern II zwölf, die SF Dettingen gegen die SGOH II gar 13 Tore erzielten. „Meine höchste Niederlage als Keeper war mal ein 2:12“, berichtete SGOH-Schlussmann Jannik Kvitta, der bei den Treffern machtlos war. „Das war kollektives Mannschaftsversagen, aber Dettingen hat einfach kein Gas rausgenommen, weil sie wegen des Torverhältnisses Heiningen im Nacken hatten.“
Seit 1961 jedes Jahr beim Teckbotenpokal – Günther Hoyler dürfte einer der ganz wenigen sein, die seit der Premiere vor 62 Jahren immer beim Turnier dabei waren – sei es als Spieler des TSV Notzingen im ersten Endspiel (2:4 gegen Weilheim) oder als Zuschauer. „Da trifft man immer alle von früher“, freut sich der glühende Fan der Stuttgarter Kickers. „Damals hat man sich gegenseitig auf die Socken gehauen und heute trinkt man ein Bier miteinander.“
Pokal statt Party hieß es für VfL-Kicker Felix Bosch: Am Samstag 18 Jahre alt geworden, beschenkte sich der Kirchheimer Jugendkicker an seinem Geburtstag mit zwei Treffern im Achtel- und Viertelfinale. „Und das mit meinem eigentlich schwächeren linken Fuß“, lachte der gebürtige Notzinger, der theoretisch noch ein Jahr für die U19 der „Blauen“ spielen darf.
Legenden lamentieren: Dass sie nicht zum AH-Turnier eingeladen worden waren, stieß den Ü32-Kickern des TSV Notzingen als letztjährigem Bezirksligameister etwas sauer auf. Dennis Braun vom TSV Holzmaden, der das „Legendenturnier“ im Brühl mit Fritz Attinger organisierte, klärt auf: „Wenn wir mit mehr als sechs Mannschaften gespielt hätten, hätten wir die Notzinger natürlich eingeladen, aber unser Feld war schnell voll.“
Irritieren ließ er sich nie, war selbst im größten Stress zwischen Mannschaftsaufstellungen, Schiedsrichtereinweisung und allgemeinen Auskünften die Ruhe selbst: Günther Friess machte in Holzmaden einen gewohnt unaufgerget-zuverlässigen Job als offizielle Turnieraufsicht. „Jetzt geh‘ ich erstmal was essen mit meiner Frau“, verriet der 67-Jährige aus Weilheim nach getaner Arbeit am Sonntag.
Tokio Hotel am Samstagmorgen: Passend zum Dauerregen zu Beginn der K.o.-Runde tönte aus den Lautsprechern „Durch den Monsun“, Durchbruch-Hit der einstigen Teenie-Idole. „Petrus muss ein Ohmdener sein“, konnte sich Turniersprecher Daniel Zirn vor dem Hintergrund der Lärmbeschwerden aus der Nachbargemeinde und der andauernden Wetterunbillen nicht verkneifen.
Torquote ordentlich: Mit insgesamt 202 Treffern lag das Holzmadener Turnier deutlich vor der Vorjahresauflage in Ötlingen, wo es nur 172 geklingelt hatte. An den Topwert der vergangenen Jahre – 225 Tore vor vier Jahren in Neidlingen – kamen die Kanoniere im Brühl allerdings nicht ganz heran.
Einschließlich bis 2029 ist der Teckbotenpokal vergeben: Kommendes Jahr in Jesingen (siehe unten), macht der Turniertross danach Station in Notzingen (2025), Dettingen (2026), Weilheim (2027), Neidlingen (2028) und bei der TG Kirchheim (2029). Für 2030 hat der VfL Interesse bekundet. „Wir diskutieren das aktuell intern“, bestätigt Abteilungsleiter Marc Butenuth.
Rekordverdächtige 19 Jahre werden vergangen sein, wenn der TSV Jesingen 2024 wieder Gastgeber des Turniers ist. „Wir wollen unser großes Sportgelände nutzen, um 125 Jahre TSV Jesingen und 60 Jahre Teckbotenpokal zu feiern“, freut sich Abteilungsleiter Sven Andler bereits auf die Woche vom 21. bis 28. Juli in den Lehenäckern.