Die Uhr im Ötlinger Rübholz zeigte 18.19 an, als er das Objekt der Begierde aus den Händen von Teckbotenverleger Ulrich Gottlieb überreicht bekam – den Bruchteil eine Sekunde später stemmte VfL-Kapitän Tim Sternemann den Teckbotenpokal mit einem langgezogenen Freudenschrei gen Himmel.
Die Schlussmomente des diesjährigen Turniers wurden für den Bezirksliga-Vizemeister der vergangenen Saison zu Augenblicken des Triumphs. Elf Jahre nach dem letzten Teckbotenpokal-Erfolg, damals war der VfL gastgebend an der Jesinger Allee, setzten sich die Teckstädter wieder bei einem Teckbotenpokal-Turnier durch. Das 2:1 gegen sich erbittert wehrende Neidlinger kam erst in der Verlängerung zustande. „Wir haben alles rausgehauen“, konstatierte Kirchheims Trainer Armin Ohran, im Laufe des Turniers wegen Personalengpässen zum Spielertrainer mutiert. Auch im Finale musste der 33-jährige ehemalige Oberliga-Akteur im Laufe der Partie ran. „Die Neidlinger haben es uns brutal schwer gemacht, mit Fabian Latzko hatten sie zudem einen Spieler in der Defensive, der extrem viele Zweikämpfe gewonnen hat“, bilanzierte Ohran.
Die Spiel-Entscheidung fiel in der Verlängerung, und Abwehrrecke Niklas Naujoks übernahm dabei eine vorentscheidende Rolle. Der Innenverteidiger schlich sich bei einer Alavac-Ecke an den langen Pfosten, wuchtete den für ihn präzise hereinsegelnden Ball aus kurzer Distanz per Kopf ins Netz. „Neidlingen hat bei der Ecke Raumdeckung gespielt, ich kam dann mit viel Schwung in den Strafraum und habe den Freiraum genutzt“, stellte der Torschütze verschmitzt lächelnd fest.
Dieser Treffer traf die Neidlinger Kicker ins Mark. „In der ersten Phase der Verlängerung waren die Kirchheimer einen Tick geschickter, wir hätten allerdings in der Schlussphase der regulären Spielzeit vielleicht mehr herausholen können“, haderte TVN-Akteur Marlon Lamour. Der Routinier war wegen akuter Personalnot kurzfristig von Spielertrainer Patrick Kölle aktiviert worden. „Samstags hatte ich keine Zeit, aber für den Sonntag habe ich dann als Auswechselspieler zugesagt“, so der ehemalige TVN-Abteilungsleiter zu seinem überraschenden Comeback.
Das 0:2 konnte jedoch auch der Rückkehrer nicht vermeiden. Nach einem Querpass verwertete Tim Sternemann aus kurzer Distanz: der siebte Turniertreffer des Kirchheimer Kapitäns. Weiterer Tiefschlag für den TV Neidlingen: Spielertrainer Patrick Kölle sah nach einem Wortgefecht mit Schiedsrichter Andreas Grübel sieben Minuten vor Spielende Gelb-Rot. „Mich hat genervt, dass Kirchheims Torwart Nico Nagel verzögert hat“, so Köll. Der Unparteiische wies darauf hin, dass er den Neidlinger bereits wegen Reklamierens zuvor ermahnt gehabt hätte. „Er hat immer die Sekunden laut mitgezählt, die Keeper Nagel für seine Abstöße benötigt hat, und das immer wieder“, erzählte Schiri Grübel in der Nachbetrachtung. Die folglich in Unterzahl agierenden Neidlinger gestalteten die Angelegenheit trotzdem noch erträglicher. In der Nachspielzeit der Verlängerung drückte der eingewechselte Heiko Kölle den Ball nach einem Latzko-Kopfball über die Linie.
Zehn Minuten nach der Siegerehrung war bei den Neidlingern der Kummer über die verpasste Titelverteidigung beim Teckbotenpokal bereits weitgehend verflogen – als ein Akteur mit dem mit Schampus gefüllten Pokal des Zweitplatzierten bei den restlichen Teamkameraden aufkreuzte, war der Zuspruch groß.
TV Neidlingen – VfL Kirchheimn.V. 1:2
TV Neidlingen: Mende – S. Hepperle (67. Lamour), Latzko, Friess, P. Kölle - M. Hepperle (54. Büttner), Aust (34. Kirschmann), C. Kuch, Sekan (70. H. Kölle) – Pflüger, Ascherl (54. Faustmann).
VfL Kirchheim: Nagel – Sahdanovic, Naujoks, Schadt (24. Almir Ohran) – Regole (42. Armin Ohran), Böhringer, Alavac, Schwickert, Shalai – Sternemann, Pradler
Tore: 0:1 Naujoks (63.), 0:2 Sternemann (68.), 1:2 H. Kölle (80.+2)
Gelbe Karte: Friess
Gelb-Rot:P. Kölle (74., Reklamieren)
Schiedsrichter: Andreas Grübel (Unterboihingen)
Zuschauer: 1600