Teckbotenpokal
„Von Spiel zu Spiel durchgefeiert“

Teckbotenpokal Seit Einführung des einwöchigen Turniermordus hat es der TSV Ötlingen zwei Mal ins Finale geschafft: 2001 und 2006 überzeugte der diesjährige Ausrichter als sympathischer Außenseiter. Von Peter Eidemüller

Der Brühl in Holzmaden und das Lindachstadion in Weilheim – an beide Sportstätten haben Fußball-Nostalgiker aus Reihen des TSV Ötlingen ganz besondere Erinnerungen. 15 Tage vor Beginn des 58. Teckbotenpokal-Turniers im Rübholz blicken Zeitzeugen zurück auf die Jahre 2006 und 2001, als der TSVÖ jeweils im Endspiel stand und jeweils verlor.

Vor 21 Jahren in Holzmaden waren die vom damaligen Spielertrainer Christian Isert betreuten Ötlinger als B-Ligist völlig unverhofft ins Endspiel gegen die SF Dettingen gekommen. Nicht nur der Teckbote schrieb damals vom Überraschungsfinalisten, auch die Mannschaft selbst hatte mit dem Coup nicht unbedingt gerechnet. „Wir waren eher die Party-Fraktion, die von Spiel zu Spiel durchgefeiert hat“, erinnert sich André Krokor schmunzelnd an die Turnierwoche im Brühl. Der 46-Jährige war damals gesetzt im TSVÖ-Angriff, kam im gesamten Turnier auf drei Treffer, eines davon beim 2:1 im Halbfinale gegen den TSV Ohmden. „Damit“, sagt er, „hatte niemand gerechnet“.

„Ins Endspiel zu kommen, war eine Sensation“, denkt auch Jan Müller (41) gerne zurück ans 2001er-Turnier, das für die Ötlinger mit einer klaren 0:2-Endspielpleite gegen die klassenhöheren Dettinger um Doppeltorschütze Volker Krissler endete. „Da sind wir auf dem Zahnfleisch dahergekommen“, weiß Müller, „weil wir nicht genügend Leute hatten, mussten sogar zwei AH-Kicker mitspielen.“ Auch Spielertrainer Isert musste nach seiner letzten Partie für den TSVÖ zugeben: „Wir waren mit den Kräften am Ende, die Dettinger haben verdient gewonnen.“

Fünf Jahre später ging es deutlich knapper zu: 2006 war der TSV Ötlingen erneut als B-Ligist ins Endspiel gekommen, wo Turnierausrichter TSV Weilheim um Spielertrainer Oliver Klingler wartete. „Der hat damals sehr geschickt die Fäden im Weilheimer Spiel gezogen“, erinnert sich André Krokor an sein zweites Finale mit dem TSVÖ binnen fünf Jahren – warum er trotz erneuter Niederlage (2:4 nach Verlängerung) immer noch nur allzu gern ans Turnier unter der Limburg zurückdenkt: „Zwei Tage vor dem Finale war ich Vater geworden“, lacht Krokor, der darum auch den 4:1-Halbfinalsieg über den TV Hochdorf verpasst hatte. „Es waren kurze Nächte im Krankenhaus, aber meine Frau hatte mir für das Endspiel unter der Bedingung frei gegeben, dass wir den Pott holen sollen.“

Ein Hit auf Youtube

Dass dazu nicht viel fehlte, lag vor allem an Rolf Benning: Der Ötlinger Torjäger hatte die Elf des damaligen Trainers Marcus Lepadusch gegen Weilheim nicht nur per Foulelfmeter in Führung gebracht (16.), sondern auch nach Ende der regulären Spielzeit mit einem direkt verwandelten Freistoß aus 25 Metern das 2:2 erzielt und den knapp 1000 Zuschauern im Lindachstadion die Verlängerung beschert. „Davon gibt es noch ein Video bei Youtube“, schwärmt Krokor, im Finale als frisch gebackener Papa zur Halbzeit eingewechselt, immer noch von der Glanztat seines Teamkollegen.

„So etwas vergisst du nicht“, hat auch der mittlerweile 42-jährige Benning selbst jenen 6. August 2006 noch vor Augen. „Wobei mir in dem Moment schon klar war, dass Weilheim in der Verlängerung gewinnen würde. Wir waren einfach am Ende.“ Mit einem nur knapp 13 Mann umfassenden Kader hatten die Ötlinger den nahezu doppelt so stark besetzten Weilheimern in der Tat nichts mehr entgegen zusetzen. „Neben dem Aufstieg in die Kreisliga A 2009 war das mein größter Erfolg mit Ötlingen“, ist Benning trotzdem stolz auf seine Teckbotenpokalbilanz, in der das Endspiel 2001 nicht auftaucht: Nach einer Verletzung im Viertelfinale gegen Weilheim (2:1) hatte der Torjäger das Endspiel in Holzmaden verpasst.

Fast 16 Jahre später schnürt Rolf Benning immer noch die Kickstiefel. In der Ötlinger AH-Mannschaft, deren Spielleiter er ist, hat er an der Seite seines Torjägerfreundes André Krokor immer noch Spaß und freut sich schon aufs 2022er-Turnier – nicht nur, weil die TSVÖ-Altherren Arbeitsdienste schieben, sondern weil er auf einen ähnlichen Coup eines Außenseiters wie 2006 und 2001 hofft. „Es gibt immer eine Überraschungsmannschaft“, glaubt er.

Der einzige Turniersieger aus dem Rübholz

Ein Ötlinger als Teckbotenpokalsieger? Was dem Verein letztmals im Jahr 1984 beim damals noch im Wochenendmodus ausgetragenen Turnier gelang, hat Jan Müller geschafft: 2005 holte der Verteidiger mit dem TSV Notzingen in Jesingen den Pott. Jan Müller, der als Kind im Rübholz das Kicken gelernt hatte, spielte in seiner aktiven Zeit außer für den TSVÖ und Notzingen auch noch für den TSGV Großbettlingen, dort sogar bis zur Landesliga. „Ötlingen ist mein Heimatverein, ich schaue ab und zu mal Spiele an und verfolge die Tabelle“, verrät er, der von seinen ehemaligen Teamkollegen Rolf Benning und André Krokor auch regelmäßig für die AH angefragt wird: „Dafür hab ich aber leider keine Zeit“, verrät Müller mit einem Augenzwinkern. pet