Turnier-Veteran
Zwischen Kaffeeröster und Kickstiefel

Heiko Blocher hat den Teckbotenpokal geprägt – und umgekehrt: Der ehemalige Dettinger und Jesinger blickt auf eine bewegende Zeit zurück und freut sich auf das Turnier in den Lehenäckern.

Mit dem Ball unterm Arm und der Leidenschaft für die Bohne: Heiko Blocher in seinem Kaffee-Shop im Stuttgarter Osten.  Foto: Peter Eidemüller

Obwohl seit über einem Jahrzehnt nicht mehr im lokalen Fußball unter­wegs, ist er eine der prägendsten Figuren in der Geschichte des Teckbotenpokals: Heiko Blocher stand seit der Einführung des einwöchigen Turniermodus 1996 insgesamt sechs Mal im Finale – das schaffte außer ihm nur Kai Hörsting vom TSV Weilheim. Zwei seiner drei Turniersiege feierte der gebürtige Dettinger im Dress des diesjährigen Ausrichters: 2002 und 2003 war der 44-Jährige einer der Leistungsträger im Team des damaligen Trainers Klaus Müller, nachdem er zuvor 2001 mit seinem Heimatverein SF Dettingen den Henkelpott geholt hatte. Als Spielertrainer der Sportfreunde erreichte er außerdem 2010 und 2011 das Endspiel, die allerdings beide verloren gingen. 

Das Turnier, das sich am stärks­ten ins Gedächtnis des zweifachen Familienvaters eingebrannt hat, ist das vor 20 Jahren in Neidlingen – weniger wegen der 1:2-Finalpleite gegen den TSG Zell, sondern der Auszeichnung, die er 2004 entgegennehmen durfte: Blocher wurde zum Spieler des Turniers gewählt, was ihm neben zigfachem Schulterklopfen auch 50 Euro Prämie einbrachte. „Da war ich schon stolz drauf, obwohl wir schlecht ins Turnier gestartet waren, uns dann aber immer mehr gesteigert haben“, erinnert er sich nicht nur an diese Episode sehr präzise: Gegenspieler wie den frisch inthronisierten Hertha-Trainer Christian Fiel in der VfL-Jugend, buhlende Trainer wie Weilheims Alexander Hübbe oder Mitspieler in seinem ersten Aktivenjahr in Dettingen wie die damaligen Granden Didi Weil oder Thomas Kärcher – obwohl er seit seinem Rauswurf als Spielertrainer in Dettingen Ende 2011 die Kickstiefel an den Nagel gehängt hat, kommen viele Stationen seiner Fußballerlaufbahn wie aus der Pistole geschossen: „Immerhin hab ich mehr als mein halbes Leben dem Fußball gewidmet“, lacht er, den Kaffeeliebhaber und Fans härterer Musik eher in anderen Rollen kennen und schätzen: Seit 13 Jahren vertreibt Heiko Blocher als „Schwarzmahler“ seinen selbst produzierten Kaffee, seit zehn hauptberuflich mit eigenem Laden im Stuttgarter Osten, wo er seit 2012 auch lebt. Zupass kommt ihm dabei ein Master-Abschluss in BWL, den er seinem B. A.-Stadium der Sozialpädagogik angehängt hat. Parallel dazu war Blocher jahrelang Sänger der überregional umtriebigen Hardcore-Bands „Crisis never ends“ und „Deliver“.

Auch wenn er Stutzen und Mikro schon lange gegen Röstmaschine und Brenner getauscht hat, fühlt sich Blocher dem Fußball in der Teckregion immer noch verbunden. „Ich verfolge das ab und an schon noch aus der Ferne“, verrät er, der den Fokus dabei weniger auf Ergebnisse legt. „Ich finde es spannend, wie sich Vereinsstrukturen entwickeln, die Jugendarbeit funktioniert oder das Engagement ausschaut.“

Mit dem diesjährigen Ausrichter verbinden ihn dabei besonders warme Gefühle. „In Jesingen hatte ich meine erfolgreichste Zeit“, schwärmt er von der Müller-Ära, in der die „Gerstenklopfer“ regelmäßig um den Landesligaaufstieg mitspielten – die erfolgreiche Vergangenheit schweißt so stark zusammen, dass Blocher unlängst zum Jesinger „Legendentreff“ eingeladen wurde, wo er auf ehemalige Weggefährten wie Ex-Abteilungsleiter Steffen „Bomber“ Mauz oder die TSVJ-Urgesteine Dirk und Marc Augustin traf und sich trotz fehlender Fußballer­utensilien auf einen gemeinsamen Kick einließ. „Eigentlich wollte ich nicht“, lacht er, „aber als ich gesehen habe, wie cool die neue Kaltlufthalle ist, hab ich einfach in Jeans mitgespielt.“

Das nächste Wiedersehen gibt’s frühestens ab Sonntag: Heiko Blocher wird es sich nicht nehmen lassen, mit seinen Söhnen beim Turnier in den Lehen­äckern vorbeizuschauen – auch, um ihnen den Reiz näherzubringen, den das Event früher auf ihn ausübte. „Der Teckbotenpokal war immer das Highlight des Jahres“, sagt er, „vor allem, weil man sich immer mit denen messen konnte, gegen die man in der Saison nicht gespielt hat. Ich finde es toll, dass es das noch gibt. Das ist heutzutage mit dem ganzen ehrenamtlichen Engagement keine Selbstverständlichkeit.“