Zwischen Neckar und Alb
Öko-Etikett macht das Rennen

Auszeichnung Beim Innovationspreis des Landkreises Esslingen landete das Unternehmen Schäfer-Etiketten aus Wolfschlugen auf Platz eins. Zehn Firmen hatten es ins Finale geschafft. Von Harald Flößer

Vor zwei Jahren war es Pinion, die kleine Firma aus Denkendorf, die die Fahrradwelt mit ihrem Schaltgetriebe revolutionierte, jetzt ist es das Wolfschlugener Unternehmen Schäfer, das mit seinen weltweit ersten selbstklebenden Etiketten aus 100-prozentig recyceltem Polyethylen für Schlagzeilen sorgt. Es steckt jede Menge Erfindergeist in den kleinen und mittelständischen Firmen im Landkreis Esslingen. Wer das bislang anzweifelte, dem wären in der Kundenhalle der Esslinger Kreissparkasse die Augen aufgegangen. Was da an Schöpferkraft präsentiert wurde, kann sich mehr als sehen lassen.

Zum neunten Mal hatte die Wirtschaftsförderung des Landkreises Esslingen den Innovationspreis ausgeschrieben. Nach 39 Bewerbungen vor zwei Jahren hatten diesmal nur 23 Kleinunternehmer und Mittelständler ihre Erfindungen und kreativen Produkte eingereicht. Zehn davon schafften es ins Finale und zu einer öffentlichen Würdigung vor großem Publikum. Auf das Podium der drei Besten schafften es neben Schäfer-Etiketten das Esslinger Start-up-Unternehmen RP Engineering mit einem innovativen Messgerät für Seile und Comemso aus Ostfildern-Ruit, das mit einem kleinen Tester für E-Ladestationen die Fachwelt begeistert.

„Die weltweiten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verändern sich nahezu täglich“, sagte Landrat Heinz Eininger, Schirmherr des Wettbewerbs. Protektionismus, Brexit, die Krisen im Nahen und Mittleren Osten verunsicherten auch die Unternehmen und vor allem die Menschen hierzulande. „Gleichzeitig stehen wir am Beginn der vierten industriellen Revolution. Die Digitalisierung verändert unser Leben“, so Eininger. Der Landkreis stelle sich diesen Aufgaben. Bereits 2017 habe man einen Zukunftsdialog ins Leben gerufen, bei dem Politik, Wirtschaft und Verwaltung gemeinsam Lösungsansätze und Strategien entwickelt haben. Als eine der größten Herausforderungen für den Wirtschaftsstandort sieht Eininger den Transformationsprozess in der Automobilindustrie. Derzeit werde ein kreisweites Elektromobil-Konzept erstellt, das neben der Ladeinfrastruktur den Fuhrpark des Landratsamtes sowie Chancen und Risiken für den öffentlichen Nahverkehr im Auge hat. „Auch für die Brennstoffzelle sehen wir Zukunftschancen“, sagte der Landrat. Gemeinsam mit der Hochschule Esslingen habe der Landkreis das Projekt „Emissionsfreie Straßenmeisterei“ mit wasserstoffbetriebenen Schwerlastern gestartet.

Als Gastredner setzte sich Professor Stefan Reindl, Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft an der Hochschule Nürtingen-Geislingen, genau mit diesem Thema der Transformation in der Autobranche auseinander. „Wir müssen uns gewaltig verändern“, war seine Botschaft, die er mit zum Teil deutlichen Worten darlegte. Vor allem müsse man „endlich aufhören, alles schlecht zu reden“. Deutschland brauche eine integrierte Mobilität, die ökologischen wie ökonomischen Anforderungen genüge. Mobilität von morgen benötige eine Offenheit für neue Technologien. Es gehe zudem darum, Verkehr zu vermeiden, zu optimieren und zu verlagern.

Fahrverbote hält Stefan Reindl, der selbst, wie er verriet, einen Porsche fährt, für „Blödsinn“. „Warum die Existenz des Verbrennungsmotors noch künstlich 20 Jahre hinauszögern?“, fragte der Professor provokant. Viel besser sei es, Fristen zu setzen. „Das gibt allen Sicherheit.“ Die größten Chancen sieht der Wissenschaftler im batterie-elektrischen Antrieb. Vor allem müsse man bei der Frage des Antriebs von morgen „endlich einen Schwerpunkt setzen und in irgendeine Richtung Gas geben“.