Lenninger Tal
Ölfilm fördert Probleme zutage

Unfall Die Freiwillige Feuerwehr stößt auf dem Gelände der Papierfabrik Scheufelen an ihre Grenzen. Am Sonntag waren nach Angaben der Polizei mehrere Hundert Liter Diesel in die Lauter gelaufen. Von Anke Kirsammer

Die in weiten Teilen ver­waiste Papierfabrik Scheufelen wird für die Lenninger Feuerwehr mehr und mehr zur Herausforderung. „Da gibt es Anlagen, die notdürftig stillgelegt oder nur noch teilweise in Betrieb sind. Schlosser und Elektriker, die sich ausgekannt haben, sind nicht mehr da.“ Der Abteilungskommandant Jochen Mendl rauft sich die Haare, wenn er an das weitläufige Firmengelände in Oberlenningen denkt. Seitdem die Papierfabrik vergangenes Jahr Insolvenz anmelden musste und die Aufgaben der eins­tigen Werksfeuerwehr an die Freiwillige Feuerwehr übergegangen sind, müssen er und seine Kameraden ran, wenn in der Industriebrache Gefahrgut ausläuft oder Brandmeldeanlagen Alarm schlagen.

Am Ostersonntag kam es zu einem größeren Zwischenfall, der fast 40 Feuerwehrleute zwölf Stunden lang auf Trab hielt. Ein Anwohner der Lauter in Unterlenningen hatte kurz vor 11 Uhr auf dem Gewässer einen Ölfilm entdeckt. Schon bald war klar, dass auch in die kommunale Kläranlage zwischen Ober- und Unterlenningen Diesel beziehungsweise Heizöl floss. Um den Schaden zu begrenzen, setzte die Feuerwehr mehrere Ölsperren - Stoffbarrieren, die das Öl aufsaugen und binden und so eine Verseuchung des Gewässers verhindern. „Über Leitungen, Stollen und Abwasserkanäle haben wir rückwärts nach der Ursache gesucht“, erzählt Jochen Mendl. In einem alten Kesselhaus wurden die Feuerwehrleute schließlich fündig: Mit dem Anschalten einer Steuerung war die Pumpe eines stillgelegten Dieseltanks angelaufen, der einst ein Notstromaggregat versorgt hatte. Ein Teil der Flüssigkeit bahnte sich über die Entlüftung den Weg auf das Dach und floss über die Regenrinne direkt in die Lauter. Allein auf dem Flachdach sammelten sich laut Jochen Mendl knapp 100 Liter Diesel. Der andere Teil rann aus einer lecken Ölleitung einen Stock tiefer in Sozialräume. „Dort stand der Diesel drei bis fünf Zentimeter hoch“, so der Kommandant. Über Duschen und Toiletten gelangte die Flüssigkeit durch Abwasserleitungen in die Kläranlage. Es war 22.30 Uhr, bis alles gereinigt, der komplette Ölfilm gebunden, abgesaugt und die Kanäle gespült waren.

In einem Hopplahopp-Verfahren habe die Geschäftsführung die Übergabe des Geländes von der Werksfeuerwehr an die Freiwillige Feuerwehr abgewickelt, moniert Jochen Mendl. „Ich habe zwar Pläne bekommen, weiß aber nicht, ob sie stimmen.“ Zum Glück seien noch viele bei der Feuerwehr, die früher in der Papierfabrik gearbeitet haben. „Die Gebäude werden uns noch begleiten“, fürchtet er. Was passiert, sollte sich werktags ein ähnlicher Zwischenfall ereignen, wenn die meisten arbeiten, stehe auf einem anderen Blatt.