Nichts ist beständiger als der Wandel. Das wurde auch bei den Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen der DRK-Bereitschaft Weilheim deutlich. Bei dem großen Festakt am vergangenen Samstag im Neuen Löwensaal ließen rund 90 DRK-Mitglieder aus Weilheim und 50 geladene Gäste die vergangenen 100 Jahre Revue passieren.
Als am 21. Januar 1923 im Saal des damaligen Gasthaus Löwen die Gründungsveranstaltung der Sanitätskolonne Weilheim stattfand, ahnte wahrscheinlich noch niemand, welch innovative Institution hier auf den Weg gebracht wurde. Nach kurzen Grußworten von Andreas Schwarz (Grüne), Bürgermeister Johannes Züfle, dem Präsident des DRK Kreisverbandes Simon Blessing, Norbert Wahl als Kommandant der Feuerwehr Weilheim sowie Matthias Metzger von der Bergwacht Lenninger Tal gab es für das Publikum etliche spannende Rück- und Einblicke in die Geschichte des DRK in Weilheim.
Zeitzeugen berichten
Nach einer kurzen Reise durch die ersten 25 Jahre mit Bildern und Erklärungen von Lucy Bender und Rainer Hitzer kamen einige Zeitzeugen zu Wort, so zum Beispiel Erika Jahke, die sich noch gut an die Zeit erinnerte, als nach dem Krieg Flüchtlinge mit dem Zug ankamen und von den DRK Helfern versorgt wurden – wer hätte gedacht, dass sich ähnliche Szenen 2015 wiederholen würden, als ein Zug mit 450 vorwiegend syrischen Flüchtlingen am Bahnhof in Esslingen eintraf. Und wieder waren etliche Mitglieder des DRK Weilheim an der Versorgung beteiligt.
Mehr zum Schmunzeln war die Erinnerung an den ersten Seniorennachmittag in der Limburghalle 1963. Neben Kaffee sollte es auch etwas zum Essen geben. Da so eine Veranstaltung noch nie durchgeführt wurde, einigte man sich auf „vier Zentimeter Zopf und eineinhalb Brezeln pro Besucher“ erzählte Erika Jahke. Mit dem Ansturm von 600 Senioren hatte allerdings niemand gerechnet, sodass noch meterweise Hefezopf nachbestellt werden musste, was bei der Bäckerei zunächst für etwas Verwirrung sorgte. Die Nachmittage für Senioren etablierten sich, aus Hefezopf wurde Kuchen. Einmal schaute sogar Gotthilf Fischer vorbei und sang mit den Gästen Volkslieder.
Neben Sozialdienst und Seniorenarbeit nimmt der Bereich Sanitätsdienste und Katastrophenschutz einen breiten Raum für die insgesamt rund 120 DRK’ler in Weilheim ein. Während man 1960 noch mit dem Fahrrad und in grauer Uniform zum Dienst fuhr, wird heute das benötigte – und vom Patienten auch erwartete – Material mit einem der modernen Einsatzfahrzeuge mitgebracht.
Auch große überregionale Einsätze sind nichts Ungewöhnliches für Weilheimer Einsatzkräfte. Als 1980 ein Erdbeben in Italien viele Häuser zerstörte, war Gert Hauschild als Einsatzleiter mit dabei und koordinierte den Aufbau von Fertighäusern. Insgesamt zeigte sich dabei: Die Herausforderungen konnten mit modernerem Gerät als zu den Anfängen angegangen werden. Genauso zeigte sich aber, dass ohne das Engagement der Helfer eine Flüchtlingskrise, die Coronapandemie oder die Flutkatastrophe im Ahrtal auch heute nicht zu bewältigen gewesen wäre.
Bereitschaftsleiter Andreas Schober zeigte sich sichtlich stolz über die motivierten Mitglieder, aus deren Reihen sich auch immer wieder einzigartige Projekte mit Vorreiterrollen für den Landkreis oder sogar landesweit entwickeln. So wurden 1998 unter Federführung von Steffen Stegherr und Karsten Wallawitz das heute nicht mehr wegzudenkende Helfer-vor-Ort-System etabliert und die ersten Frühdefibrillatoren angeschafft. Bereits kurz nach der ersten Schulung auf die Geräte konnte damit in der Sporthalle Wühle ein Leben gerettet werden, wie sich Karsten Wallawitz gerne zurück erinnert.
Viel Applaus bekam beim Festakt auch das Jugendrotkreuz. Ausgestattet mit verschiedenen Dienstkleidungen der vergangenen Jahrzehnte präsentierten die Jugendlichen eine schwungvolle Modenschau. Als Ausblick in die Zukunft wünschten sich die Verantwortlichen und Helfer mehr Förderung durch Land und Bund um neue Herausforderungen meistern zu können. Etwas Geld spülte immerhin die Schecks der Stadt Weilheim und des DRK Kreisverbandes in die Kasse.