Jubiläumskonzert
100 Jahre Posaunenchor: Neidlingern geht die Puste nicht aus

Die Freude über 100 Jahre Posaunenchor war nicht zu überhören: Die Neidlinger gaben ein festliches Konzert und luden Posaunenchöre aus der Umgebung zu einem Gottesdienst ein.

18 Bläser haben in Neidlingen unter der Leitung ihres Dirigenten Daniel Blankenhorn musiziert. Anlass war das 100-jährige Bestehen ihres Chors. Foto: Markus Brändl​​​​​i

Einer herausfordernden Aufgabe hatte sich vor 100 Jahren der Weilheimer Eugen Bachofer angenommen: Er dirigierte in Neidlingen sowohl den Kirchenchor als auch den Posaunenchor. Damit legte er den Grundstein für die 100-jährige Aktivität der Bläser im Reußensteinort. Noten, Ständer und Instrumente wurden aus dem Nichts angeschafft. Das Repertoire des Posaunenchors musste ausreichen, um die alleinige Liedbegleitung im Gottesdienst zu übernehmen.

 

100 Jahre später ist das für die Neidlinger kein Problem mehr – bei ihrem Jubiläumskonzert stellten sie ein buntes Programm mit 13 Musikstücken auf die Beine. Zu den Highlights gehörte für den Dirigenten Daniel Blankenhorn das Werk „Music“ von John Miles sowie „Concerto d’Amore“ des Komponisten Jacob de Haan. „Diese beiden Stücke haben uns sehr gefordert – mit dem Ergebnis bin ich jedoch überaus zufrieden“, erzählt Blankenhorn. Solche Erfolgserlebnisse mit einem relativ kleinen Posaunenchor machen einen großen Teil seiner Motivation aus. In den Proben kommt sich Blankenhorn dennoch manchmal so vor, als würde er den Hampelmann machen: „Da kann man anzeigen, was man will – bei den Bläsern kommt kaum etwas an“, erzählt er scherzhaft. Das sei seiner Meinung nach aber nichts Neues und längst nicht nur bei den Neidlingern so, denn in den vergangenen Wochen hat er alle Chöre im Bezirk besucht und sie musikalisch kennengelernt.

„Manchmal komm ich mir vor wie ein Hampelmann.

Daniel Blankenhorn, Chorleiter des Neidlinger Posaunenchors

 

Ein gemeinsames Ziel

Die Neidlinger Bläser haben sich den Vers „Lobt ihn mit Posaunen“ aus Psalm 150 als persönliches Motto ausgesucht. So ist für sie die regelmäßige Beteiligung im Gottesdienst selbstverständlich. Das Spielen an Geburtstagen ab dem 75. Lebensjahr ist in Neidlingen schon lange Tradition. Die Jubilare haben dabei sogar die Möglichkeit, für ihr persönliches „Ständle“ Liedwünsche zu äußern. In der bevorstehenden Adventszeit wird den Bläsern keinesfalls langweilig: Beginnend mit dem Adventsmarkt und endend mit dem Spielen am Weihnachtsbaum an Heiligabend hat der Chor fünf Auftritte im Dezember.

Um all diese Veranstaltungen auch in Zukunft realisieren zu können, braucht es dauerhaft Nachwuchs. Sechs Jungen und Mädchen haben sich für das Spielen im Posaunenchor entschieden. Sie treffen sich einmal die Woche und proben die Stücke gemeinsam. Unterstützt wird der Gruppenunterricht von einem Musiklehrer, der individuell nachhelfen kann. „Manchmal fehlt es mir an Motivation für die Probe, Tenorhorn spielen macht aber trotzdem voll Spaß“, erzählt der zwölfjährige Jungbläser Micha. Eine Abwechslung zu den Proben kommt in Neidlingen auf jeden Fall nicht zu kurz, denn im Idealfall sind die Bläser nicht nur wegen der Musik, sondern auch wegen der gemeinsamen Zeit im Chor. Alle zwei Jahre verreisen die Bläserfamilien für ein Wochenende, um ganz ohne Instrumente die Gemeinschaft zu genießen. Fünf Bläser zeigen, dass dieses Konzept aufgeht: Seit einem halben Jahrhundert musizieren sie bereits im Posaunenchor, am Konzertabend wurden sie dafür geehrt.

120 Bläser auf einem Haufen

Immer wieder kommen die Posaunenchöre aus Kirchheim und Umgebung bei einem Bezirksposaunentag zusammen. Anlässlich des Jubiläums hatten in diesem Jahr die Neidlinger in die Reußensteinhalle eingeladen. Insgesamt kamen 120 Bläser aus neun verschiedenen Ortschaften. Daniel Blankenhorn war regelrecht „geflasht“ von der überwältigenden Präsenz der Spieler. Ähnlich erging es Klaus Braun, der als zweiter Vorsitzender des Evangelischen Jugendwerks in Kirchheim dankende Worte an die Menge richtete: „Es tut einfach gut euch zuzuhören!“ Braun blickte auf die Anfänge der Posaunenarbeit zurück und nannte den ursprünglichen Gedanken von Posaunenchören. „Diese Chöre sind mobile Orgeln und gehen dorthin, wo die Leute sind.“, erklärte er. Im kommenden Jahr werden die Bläser zu einem ganz besonderen Event nach Ulm gehen: Der 50. Landesposaunentag. Er verfolgt im Grunde dasselbe Konzept wie das Zusammentreffen in Neidlingen, nur werden dort etwa 50 Mal so viele Musiker ihre Instrumente erklingen lassen.