Bernd Hannes ist wütend. „Von heute auf morgen ändern sich die Regeln“, schimpft der Geschäftsführer des Spielwarengeschäfts Heiges. Grund für seine Verärgerung sind die geltenden Vorschriften für Schülerinnen und Schüler. Deren Schülerausweis galt in den Ferien nicht mehr als Testnachweis. „Aber das wissen die meisten überhaupt nicht“, berichtet er. „Das hätten die Lehrer vor den Ferien sagen müssen“, meint der Spielwarenhändler. Haben die jungen Leute keinen Testnachweis dabei, darf Bernd Hannes sie nicht in den Laden lassen. „Ich vergraule meine Kunden, indem ich die Regeln durchsetze“, sagt er geknickt.
Bändel erleichtert die Kontrolle
Karl-Michael Bantlin bezeichnet die 2-G-Regel als „Katastrophe für den Einzelhandel“. Die strenge Vorgabe grenze nicht nur einen gewissen Teil der Kunden aus, wie der Vorsitzende des Kirchheimer City Rings anmahnt, sondern suggeriere auch, dass der Einzelhandel eine Gefahr darstelle. „Dabei sind unsere Läden keine Treiber der Pandemie. Das wurde vielfach bewiesen“, sagt er. Ihn ärgert auch, dass die aktuelle Regelung viel zu kompliziert sei. Um den Kirchheimerinnen und Kirchheimern den Gang in den Laden zu erleichtern, hat er mit dem City Ring den Einkaufsbändel in die Teckstadt gebracht. „Das hat für riesige Erleichterung gesorgt“, erinnert sich Karl-Michael Bantlin. Für die Zukunft wünscht er sich, dass das Land die 2-G-Regel kippt, wie in Bayern. „Dort läuft es seitdem wieder besser.“
Auch Bücher verkaufen sich in Zeiten von Corona und „2G“ schlechter. Ruben Schömers von der Buchhandlung Zimmermann sieht im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten noch „deutlich Luft nach oben“. Er erklärt, dass es sich die Leute zweimal überlegen, ob sie einkaufen gehen. Doch der Buchverkäufer lobt: „Wir haben sehr treue Kunden. Das haben wir schon im ersten Lockdown gemerkt.“ Viele von ihnen nutzen den Onlineshop, wenn sie nicht in den Laden kommen möchten. Und die, die kommen, sind richtig flink geworden, berichtet er: „Die Impf- oder Genesenenbestätigung haben sie sofort parat, das verkleinert den Kontrollaufwand.“
Zu wenig Kunden unterwegs
Wenn die Leute seltener Restaurants besuchen, kochen und backen sie mehr daheim. Und so ist es wenig überraschend, dass Haushaltswarengeschäfte wie Autenrieth trotz Virus und strenger Eintrittsregeln sogar noch mehr Töpfe und Pfannen verkaufen als üblich. „Unter den Umständen bin ich zufrieden. Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“, zieht Walter Autenrieth Bilanz. Doch auch die große Schaufensterfront des Haushaltswarenladens kann nicht mehr Kunden anlocken, als auf der Straße unterwegs sind. Und hier sieht Walter Autenrieth den Kern des Problems: „Die Innenstädte leiden unter einer niedrigen Kundenfrequenz.“
Weniger Kunden kommen auch zu Edith Kazmaier in ihr Geschäft Calendula, um Produkte wie Tees, Cremes und Öle zu kaufen. Dass sie auch nicht vollständig Immunisierte einlassen darf, wissen bis heute viele nicht. „Aber als Drogerie sind wir systemrelevant“, erklärt sie. Immer wieder bekommt sie Anrufe von Kundinnen und Kunden, die die 2-G-Regel nicht erfüllen. Die fragen dann, ob sie die gewünschten Produkte abholen können. „Ihnen kann ich dann sagen, dass sie sogar in den Laden kommen können“, berichtet sie erleichtert.