Der Erste Zunftmeister, Markus Mirbauer, hat schon recht, wenn er sagt: „Freude nimmt zu, wenn man sie teilt.“ Vor allem, wenn man die Freude am Brauchtum mit über 30 000 Menschen in der Stadt teilen kann. Die Wernauer Narren mit ihren fünf Maskengruppen und der Guggenmusik leben die Tradition der Schwäbisch-Alemannischen Fasnet seit nunmehr 41 Jahren. Markus Mirbauer, dessen Herz an der „Guggamusik“ hängt betont: „Wir sind stolz, in der närrischen Zeit positive Energie und Freude in die Bevölkerung zu tragen.“ Besonders beim „Großen Fasnetsomzug“, wie ihn die Wernauer Narren nennen, springt der Funke rasch ins Publikum über und lässt Wernau jedes Jahr aufs Neue zur närrischen Hochburg werden. Man könnte sagen, alles beim Alten, Wernau lädt ein, und Zehntausende feiern gemeinsam.
Nur eben in diesem Jahr nicht. Denn: es gab eine klitzekleine Änderung. Statt des Bürgermeisters durften die Narren am Schmotzigen Doschtig eine Bürgermeisterin aus dem Rathaus begleiten. Da wird doch die Stadt nicht etwa dem Gender-Fieber verfallen sein? Mitnichten! Christiane Krieger heißt die fast schon nicht mehr neue Bürgermeisterin in Wernau und sie scheint von der Wernauer Fasnet begeistert zu sein. Sie schwärmt vom Donnerstag: „Bei meinem ersten Wernauer Fasnets-Tag mit Rathaussturm hatte ich viel Spaß.“ Sie freue sich, dass das närrische Treiben für die Bevölkerung der Stadt und für Gäste aus Nah und Fern ein fröhliches und ausgelassenes Fest sei.
Beeindruckt zeigte sich Christiane Krieger vom Sturm auf die Schulen: „Ich bin immer noch begeistert davon, wie sich die Kinder über die Befreiung gefreut haben, wie kreativ die Programmpunkte der Schulkinder und Lehrkräfte waren und wie eng die Fasnet mit der Stadtgesellschaft verwoben ist.“ Und als hätte sie einen unvermuteten Draht zum Wetter, ging ihr Wunsch nach Sonnenschein am Samstag kurz vor Umzugsbeginn in Erfüllung.
Aushängeschild der Stadt
Den Umzug sieht die Bürgermeisterin aus Aushängeschild der Stadt und Highlight im Kreis Esslingen und der Region Stuttgart. Genau diese Ansicht teilen wohl auch die gut 70 Gruppen und Guggenmusiken, die am Samstag durch die Wernauer Straßen zogen. Punkt 14 Uhr ertönte nicht nur einer, sondern gleich mehrere Böllerschüsse und kündigten damit an, dass es endlich losgeht. Zwei Figuren, die man in Wernau nur vom Schmotzigen Doschtig bis Fasnetsdienstag zu sehen bekommt, nämlich der Till und der Büttel, führten den bunten Umzugsreigen an. In ihrem Gefolge hatten sie tausende Hexen, Dämonen, Bären und Schafe, die allerlei Schabernack mit den Besuchern trieben, aber immer gemäß dem längst bekannten Motto: „Jedem zur Freud’ – keinem zum Leid!“ Da bekam das Bad in der Menge gerne Mal einen neuen Anstrich, nämlich in Form von Konfetti. Die Jagd nach Souvenirs fehlte nicht, dafür fehlten aber dem einen oder andern im Publikum plötzlich die Schuhbändel.
Einen besonderen Transportservice boten die Gartenzwergle aus Unterensingen an: In einer weich gepolsterten Schubkarre ging es für einige auf rasante Fahrt. Apropos Fahrt: Einige Zünfte oder Gruppen nahmen längere Reisen in Kauf, um am Wernauer Umzug dabei zu sein. Unter anderem kamen Guggenmusiker und Hästräger aus Günzburg, Göttelfingen oder Weil am Rhein. Die weiteste Anreise dürften die Harlekin Clique aus dem westschweizerischen Biel/Bienne und die Gugge Mysli aus Basel angetreten haben. Beide Guggenmusiken können sich jedoch noch auf die Fasnacht in ihrem Heimatland freuen: In Biel/Bienne geht die Fasnacht am Donnerstag nach Aschermittwoch los und noch etwas später starten in Basel die „drey scheenschte Dääg“ am 19. Februar mit dem bekannten „Morgestraich“. In Wernau hingegen regieren die Narren (nur) noch bis Dienstag.
Am Aschermittwoch ist alles vorbei
Alles hat ein Ende, nur die Wernauer Fasnet hat zwei: Am sogenannten Fasnetsdeischtig gibt es mit den besonderen Höhepunkt für alle närrischen Kinder: An der Kinderfasnet in der Stadthalle erwartet die Kinder ein kurzweiliger Nachmittag mit lustigen Spielen, Showprogramm und der Guggamusik Bodenbachsymphoniker. Los geht es am Dienstag in der Stadthalle um 14 Uhr, Einlass ab 13 Uhr.
Trauriger Höhe- und Schlusspunkt ist das Fasnetsbegräbnis am Dienstagabend. Diese beginnt um 20 Uhr bei der alten Rathausgarage. Dort wird gemeinsam mit der närrischen Bevölkerung während der Hexenverbrennung die Fasnet zu Grabe getragen. Anschließend findet die Fasnet ihren Ausklang in der Hölle (alte Rathausgarage). kry