Explodierende Dieselpreise seit Beginn des Ukraine-Krieges auf der einen Seite, fehlende Einnahmen auf der anderen: Die Zeiten sind hart für die Busunternehmen allerorten. „Aktuell die größte Herausforderung ist es, den Busverkehr im seitherigen Umfang zu erhalten“, warb Landrat Heinz Eininger in der jüngsten Sitzung des Esslinger Kreistages um Zustimmung zu einer erneuten Finanzspritze: Einstimmig sprachen sich die Fraktionen dafür aus, auch in den kommenden beiden Jahren einen Rettungsschirm aufzuspannen und den öffentlichen Nahverkehr mit rund fünf Millionen Euro zu stützen. Mit diesem Hilfspaket schließt sich der Landkreis Esslingen den Kreisen Böblingen, Ludwigsburg und Rems-Murr an, die den Rettungsschirm solidarisch finanzieren. Der Kreis Esslingen wird, entsprechend seiner Einwohnerzahl, demnach 28,1 Prozent der Kosten in Gesamthöhe von fast 18 Millionen Euro tragen.
Die finanzielle Krise im ÖPNV beschäftigt die Verbundlandkreise seit Längerem. Schon einmal haben sie den angeschlagenen Busunternehmen im VVS-Gebiet finanziell aus der Patsche geholfen. Mit ihren Beschlüssen seien sie damals in Vorleistung gegangen, erinnerte Eininger. Das Risiko habe sich jedoch ausgezahlt: Der Rettungsschirm für die Jahre 2021 und 2022 habe dazu beigetragen, den Nahverkehr in der Region zu stabilisieren. „Mithilfe von Bund und Land konnten wir die Einnahmeausfälle der Unternehmen nahezu vollständig kompensieren“, blickte Eininger zurück. Das Ziel, Insolvenzen bei den Busunternehmen so weit als möglich zu verhindern, sei weitgehend erreicht worden. Im Kreis Esslingen seien nur zwei Marktaustritte zu verzeichnen gewesen, die jedoch andere Hintergründe hätten, erläuterte der Landrat. Allerdings: Für die enormen Steigerungen bei den Energiekosten werde man in diesem Jahr keine staatliche Unterstützung erhalten, fügte Eininger hinzu. Der Kreistag hatte deshalb im Juli beschlossen, den Busunternehmen in diesem Jahr aus dem Kreisetat mit rund 3,2 Millionen Euro unter die Arme zu greifen.
Die Prognosen für das kommende Jahr sehen nicht besser aus. „Die noch im Jahr 2020 geäußerte Hoffnung, dass spätestens ab dem Jahr 2023 wieder ‚normale Verhältnisse‘ herrschen, hat sich nicht bestätigt“, betonte Eininger. Im kommenden Jahr rechne man immer noch mit Fahrgeldeinnahmen, die rund zwölf Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau von 2019 liegen – bei gleichzeitig deutlich höheren Kosten. Kalkuliert wird im kommenden Jahr mit einem durchschnittlichen Dieselpreis von 1,93 Euro pro Liter. Derzeit müsse man davon ausgehen, dass es von staatlicher Seite keinerlei Ausgleich geben werde, räumte er ein: „Die Signale aus Bund und Land stehen auf Rot.“
Der Kreis Esslingen wolle die mittelständischen Busfirmen „in Anbetracht der dramatischen Lage“ in den kommenden zwei Jahren aber weiter stützen, um einen Zusammenbruch des Systems zu verhindern, so Eininger. Die Kreisverwaltung geht davon aus, mit dem Rettungsschirm für die Jahre 2023 und 2024 das wirtschaftliche Überleben eines Großteils der Busfirmen und ihres Angebots sichern zu können. „Wir können aber nicht abschätzen, wie die Situation sich letztendlich weiterentwickeln wird.“