Wir waren alle motorbegeisterte Jungspunde und haben gemeint, uns organisieren zu müssen“, erzählt Michael Runknagel. Das ist so ziemlich genau 50 Jahre her, denn am 25. Oktober 1975 gründete sich der Motorclub Lenningen im ADAC – und von Tag eins bis heute ist Michael Runknagel der erste Vorsitzende des Vereins. Die Gründungsversammlung fand im Gasthof Lamm in Schlattstall statt. Bis heute ist es das Vereinsheim geblieben, auch wenn das Gasthaus offiziell seine Türen schon lange geschlossen hat. Die allerersten Anfänge liegen jedoch weiter zurück. „In der Tankstelle von Erwin Schmidt in Oberlenningen gab es einen Nebenraum, eine kleine Stube. Dort haben wir uns immer wieder getroffen und ein Feierabendbier getrunken. Jeder von uns ist gerne Auto gefahren und wir haben dabei Spaß gehabt – so kamen wir auf die Idee, das zu organisieren.“ Rund 20 junge Männer waren es damals.
Michael Runknagel hat in Kirchheim bei einer Autozubehörfirma gearbeitet, so kam der Kontakt mit dem Oberlenninger Tankstelleneigentümer zustande. „Ich habe damals in Esslingen gewohnt und war dort im Motorclub. Deshalb meinte man, ich könnte den Verein leiten – und so bin ich zum ersten Mal in meinem Leben nach Schlattstall gekommen“, erinnert er sich. Von den 35 Gründungsmitglieder sind noch sieben regelmäßig bei den Treffen dabei. „Damals waren wir ein reiner Männerclub. Alle hatten Benzin im Blut und mit 24 Jahren war ich fast der Älteste.“
Ziemlich schnell fällt das Stichwort Autoraduno Merano, als es um die Highlights des Vereinslebens in den Anfangsjahren geht. „Möglichst schnell sollte man bei diesen Ausfahrten am Zielort ankommen. Wir sind aber nie alle zusammen gefahren“, erzählt Michael Runknagel. Dabei ging es immer über Fern- und Reschenpass, nie über die Autobahn. Im Goldrainer Hof wurde dann Quartier bezogen, ehe es am nächsten Tag gemeinsam zum Zieleinlauf mit etwa 30 Autos zum Rennplatz in Meran ging. Bei der Autoraduno handelte es sich um eine internationale Sternfahrt. Dabei gab es verschiedene Wertungen, etwa die weiteste Anfahrt oder die Höhe der Teilnehmerzahl. „Im Kurhaus Meran war am nächsten Tag die Siegerehrung – ich durfte einige Pokale entgegennehmen“, freut sich der Vorsitzende heute noch darüber.

„Irgendwann wurde aus dem Männerclub ein Familienclub“, erzählt er und erinnert sich ans Waffelbacken mit den Kindern im Lamm. Fester Bestandteil waren auch die Weihnachtsfeiern mit Basteln mit den Kindern. So war es nur natürlich, dass sich die Clubmitglieder am Kinderferienprogramm der Gemeinde Lenningen – die dieses Jahr ebenfalls ihr 50-jähriges Bestehen feiert – über viele Jahre mit einem Fahrradgeschicklichkeitsparcours beteiligt haben.
Bei diesem Thema kommt jedoch Wehmut auf. „Uns fehlt der Nachwuchs. Das haben wir ein Stück weit selbst zu verantworten, weil wir es ein bissle vernachlässigt haben“, gibt Michael Runknagel offen zu. Andererseits fehle jedoch ein eigenes Vereinsgelände. „Wer einen Motocross-Trail hat, hat auch die Jungen. Die Gokart-Fahrer fehlen uns“, sagt er ohne Neid mit Blick auf den MSC Frickenhausen.

Ausfahrten gehören zur natürlichen DNA eines Motorclubs. „Lange Zeit haben wir einmal im Jahr Ausflüge mit Senioren vom Haus an der Teck in Dettingen unternommen. Das war jedes Mal ein Highlight für die Bewohner. Die sind zielstrebig zu den Autos gelaufen, in denen sie im Jahr zuvor schon gesessen sind. Wir haben die Rollatoren eingeladen und sind losgefahren. Bei unserer Rückkehr wartete bereits die gedeckte Kaffeetafel für alle Bewohner. Die Kuchen dafür haben unsere Frauen gebacken.“ Ziele der Rundfahrten waren unter anderem Blautopf, Ave Maria in Deggingen, Fernsehturm oder das Ulmer Münster.
Immer wieder ließen sich die MCLer aber auch selbst kutschieren. Vereinsausflüge mit Familie in Bus und Bahn gehörten ebenfalls zum Clubleben. Dabei ging es unter anderem nach Weimar, Hamburg, Regensburg, in die Rhön und die Eifel sowie an den Bodensee.
Vereinsinterner Motorsport fand ebenfalls auf großen Firmenparkplätzen statt. Zielsicher musste dabei um Pylonen gefahren werden. Es gab Rallyes mit einer Sonderprüfung im Steinbruch in Grabenstetten und mindestens 20 Jahre lang Sternfahrten. „Wir haben an der Tälesrallye für jedermann am Buß- und Bettag des MSC Frickenhausen teilgenommen.“

Großen Wert legt Michael Runknagel darauf, ADAC-Ortsclub zu sein. „Der ADAC ist das große Dach über dem Motorsport“, sagt er. Bei der ADAC Historic sind regelmäßig Lenninger Mitglieder als Helfer mit dabei. Die Oldtimer-Ausfahrten führen auf immer verschiedenen Routen durchs Ländle, bei denen MCL-Mitglieder als Zeitnehmer fungieren. Bei den Clubabenden konnte auf den ADAC zurückgegriffen werden, bei denen auch die Rennfahrer Manfred Winkelhock und Helmut Henzler zu Gast waren.
Untrennbar mit dem MCL verbunden ist der Asa in Unterlenningen. „Der erste Autosalon fand am 1. April 1990 vor dem Feuerwehrmagazin statt – 2019 war der letzte. Corona hat ihn beendet“, sagt Michael Runknagel. Über 100 Autos aller namhaften Autohäuser im Raum Kirchheim beteiligten sich jährlich daran. „Das war das Saison-Opening für alle. Beim Asa gab es die erste Rote Wurst im Lenninger Tal, da sind alle geströmt“, sagt er mit Stolz in der Stimme. Es gab ein Rahmenprogramm, bei dem auch Motorradfahrer willkommen waren, und das Feuerwehrmagazin wurde an dem Tag zur Bewirtungszentrale.


