Die Autobahnsperrung und das daraus resultierende Verkehrschaos sorgen immer noch für Nachwehen. Besonders emotional reagiert Mühlhausens Rathauschef Bernd Schaefer. „Das, was an dem Wochenende passiert ist, ist für Mühlhausen eine Riesensauerei und überstieg jedes erdenkliche Maß an Vernunft und zeugt von vollkommener Ignoranz. Es war furchtbar. Hier ging tatsächlich nichts mehr“, teilt er mit.
Kritik übt er an den Autofahrern. Es sei dreist und frech, wie manche von ihnen sich durch den Stau schummeln – zulasten der Bürger vor Ort. „Durch jede noch so kleine Gasse, noch so engen Feldweg oder auch einfach über die Radwege hinweg sucht sich der Staugeplagte seinen Weg. Dadurch wird das Chaos nur noch verschlimmert.“
Als Beispiel nennt Schaefer den steckengebliebenen Flixbus bei den Eselhöfen, der dort niemals hätte fahren dürfen. Laut Schaefer sei man in Mühlhausen an Staus gewöhnt. Doch wenn Fußgänger und Fahrradfahrer über Tage nicht mal mehr Gehwege und Fahrradwege nutzen können, fühle man sich eingesperrt. Hinzu kämen Lärm, Abgase, Staub und Dreck.
Schaefer spricht auch den Rettungsdienst an – „denn da bekomme ich Bluthochdruck“. Die Sperrung habe ihm gezeigt, dass das Gutachten des Bereichsausschusses zu einer Neuordnung des Rettungswesens an der Wirklichkeit vorbeigehe. Die notwendigen Einsätze und Fahrten selbst mit Sondersignal würden die erforderlichen Einsatzzeiten während einer Sperrung nicht erreichen.
Gespannt ist Schaefer auf die von der Autobahn GmbH Südwest angekündigte Aufarbeitung. Im Vorfeld der jüngsten Sperrung seien seines Wissens die Bürgermeister nicht an Gesprächen beteiligt gewesen. Ein Problem sieht der Schultes an deren Organisationsstruktur. Bei der GmbH gebe es bestimmt gute Planer, aber leider keine „Verwaltungsmenschen“, die verstehen würden, wie „Kommune“ funktioniere. „Die gesamte Bürgerschaft hat einen solch dicken Hals auf die Verantwortlichen der Autobahn GmbH, denn die sitzen gefühlt ja eh in Berlin oder in Stuttgart und in Wirklichkeit müssen die auch nicht mit den Auswirkungen leben.“
Eine diskutierte Blockabfertigung ergibt für Bernd Schaefer unter bestimmten Rahmenbedingungen einen Sinn. Man müsse sich Gedanken darüber machen, wie und wo eine solche Abfertigung erfolgen könnte. Er selbst trägt sich nach den jetzigen Erfahrungen mit dem Gedanken, bei künftigen Sperrungen die Gemeinde Mühlhausen komplett abzuriegeln. So bliebe wenigstens die Einwohnerschaft von der Belastung direkt vor ihren Türen verschont.
Auch für die Bürger in Deggingen war der Stau auf der B 466 laut Bürgermeister Karl Weber eine „große Belastung“. Allerdings sei man dies im Täle durch die häufigen Sperrungen des Lämmerbergtunnels in Gruibingen schon gewohnt.
Für Nellingens Bürgermeister Christoph Jung ist die Blockabfertigung eine „mögliche Option“. Ein großes Problem sieht er darin, dass viele Verkehrsteilnehmer die offizielle Umleitungsstrecke nicht benutzt haben. Er regt eine noch engere Zusammenarbeit an, vor allem mit den betroffenen Gemeinden, um eine gemeinsame Lösung auszuarbeiten. Wo auch immer man die Stellschrauben ansetze, eine „Wunderlösung“ gibt es für ihn nicht.
Verkehrslotsen und Polizei
Ähnlich sieht es Merklingens Bürgermeister Sven Kneipp. Um die Autofahrer auf die ausgewiesene Umleitungsstrecke zu lotsen, könnte laut Kneipp bei der Ausleitung in Merklingen „während der Stoßzeiten die Unterstützung der Autobahnpolizei hilfreich sein.“ Nachdenken könne man zudem über den Einsatz von Verkehrslotsen und über ein Durchfahrtsverbot für verschiedene Straßen und Ortschaften.
Neben den Sanierungs-Sperrungen graut es Überkingens Bürgermeister Matthias Heim, wenn er an den geplanten Neubau des Albaufstiegs denkt. Auch dieser wird mit mehreren Sperrungen verbunden sein. „Man sieht ganz klar, dass weder unsere Steigen noch die B 466 für solche Umleitungen ausgelegt sind, hier sind die Straßenbaulastträger am Zug, die Straßen ebenso auszubauen und zu pflegen, dass der Verkehr rollen kann.“