Region. Hilflose Autofahrer im Nirwana, ein hängengebliebener Flixbus, endlose Staus und genervte Anwohner: Die vor kurzem notwendig gewordene A 8-Sperrung am Drackensteiner Hang hat für Chaos gesorgt. Weil die meisten Verkehrsteilnehmer nicht die ausgeschilderte Umleitungsstrecke von Merklingen über Nellingen, Türkheim, Geislingen und die B 466 genutzt haben, wurden vor allem die B 10 sowie die Straßen rund um Drackenstein, Hohenstadt und Wiesensteig als Ausweichstrecken benutzt – mit katastrophalen Folgen.
Eine Anwohnerin aus Mühlhausen berichtet von untragbaren Zuständen. „Der Kreisverkehr und die Zufahrt zur Autobahn, alles ist total zusammengebrochen.“ Sie will sich nicht ausmalen, was in einem Notfall alles hätte passieren können.
Drackensteins Bürgermeister Roland Lang hat das Verkehrschaos hautnah mitbekommen. Selbst vor seinem Haus in eine Sackgasse verirrten sich Autofahrer. „Und manche waren richtig sauer“, beschreibt Lang deren Gemütslage. Weil die Navis einen Stau im weiteren Verlauf von Drackenstein nach Gosbach meldeten, lotsten sie die Fahrer kurz vor dem Ortsende von Oberdrackenstein am Schotterwerk vorbei in Richtung Eselhöfe. Weil sie dort aber nicht weiterkamen, fuhren manche sogar im Kreis und kamen wieder in Drackenstein an. „Wir müssen aufarbeiten, was man beim nächsten Mal verbessern kann“, sagt der Drackensteiner Bürgermeister und kündigt Gespräche mit dem Gemeindeverwaltungsverband an. „Aber die richtige Lösung habe ich noch nicht parat.“
Die Pressesprecherin der Autobahn GmbH Südwest, Petra Hentschel, wurde vom Ausmaß des Verkehrskollapses überrascht. Sie hatte gehofft, dass viel mehr Autofahrer die ausgeschilderte Umleitungsstrecke benutzen würden. Dort habe man eigens Halteverbotszonen eingerichtet und die Ampelsteuerungen optimiert, damit der Verkehr besser fließen kann. „Wir haben mit den Gemeinden und mit der Polizei die Maßnahmen im Vorfeld besprochen.“
Warnschilder aufgestellt
Die Autobahn GmbH reagierte. In Absprache mit der Polizei stellte man bei den Eselhöfen Warnschilder auf, damit keine Fahrzeuge über 3,5 Tonnen Gewicht die Strecke befahren. Bis es soweit war, regelte dies ein Kollege vor Ort, erklärt Hentschel. Zusätzlich wurden die Signalanlagen über der A 8 von Ulm bis Merklingen aktiviert. Von dort erhielten die Autofahrer die Aufforderung „Navi aus, Umleitung folgen“. Schon im Vorfeld wurden entlang der Autobahnen die Autofahrer aus Richtung München darauf hingewiesen, den Bereich des Drackensteiner Hangs weiträumig zu umfahren.
Für Petra Hentschel geht es jetzt darum, die Erfahrungen dieses Sperrungs-Wochenendes aufzuarbeiten. Im Verbund mit den Verantwortlichen vom Land, der Polizei, den Gemeinden und den Landratsämtern müsse man die Ereignisse auswerten und nach Möglichkeiten suchen, damit ein solches Chaos künftig vermieden werden kann. Die Zeit eilt: Schließlich wird der Streckenabschnitt der A 8 zwischen Merklingen und Mühlhausen bereits im September an zwei Wochenenden wieder gesperrt.
Jeweils von Samstag bis Sonntag werden am 17. und 18. September sowie am 24. und 25. September am Drackensteiner Hang auf einer Länge von 750 Metern Baumfällarbeiten durchgeführt. Hierfür werden 15 Spezialmaschinen, ein Helikopter sowie 20 Teams mit Unterstützung eines geologischen Gutachters für die Arbeiten eingesetzt.
Da die Fällarbeiten am Steilhang erfolgen, besteht die Gefahr, dass gefällte Bäume auf die Fahrbahn rutschen. Daher ist eine Vollsperrung der A 8 aus Sicherheitsgründen unumgänglich. Um die Beeinträchtigungen zu reduzieren, wird an allen vier Tagen von 5 bis 20 Uhr gearbeitet. Abends und nachts bleibt die Autobahn befahrbar. Die beiden Sperrungen dienen zur Vorbereitung einer größeren Felssicherung im Frühjahr/Sommer nächsten Jahres. Ralf Heisele