Mindestens ein Viertel weniger Treibhausgase gegenüber 2017 in den kommenden zehn Jahren. 80 Prozent weniger bis zum Jahr 2050 - so sieht es das Integrierte Klimaschutzkonzept (IKK) für den Landkreis Esslingen vor, das der Kreis gemeinsam mit dem Heidelberger ifeu-Institut entwickelt hat. Weil Klimaschutz als lokale Aufgabe verstanden wird, haben Politik und Verwaltung 26 Städte und Gemeinden aus dem Kreis mit ins Boot geholt. Die haben inzwischen zugeschnittene Steckbriefe erhalten, die ungenutzte Potenziale zeigen und Empfehlungen zum Handeln geben sollen. Für den Gewerbe- und Industriestandort als drittgrößter und am dichtesten besiedelter Landkreis in Baden-Württemberg stellt Klimaschutz eine besondere Herausforderung dar.
Es geht voran, und man nimmt das Thema ernst, so die klare Botschaft aus dem Landratsamt, wo im November zum ersten Mal eine Klimaschutzmanagerin ihr Büro beziehen wird. Eine Klimaschutzagentur, die Landkreis und Kommunen besser vernetzen soll, wird spätestens im Frühjahr folgen. Die Verwaltung sieht sich beim Thema selbst auf einem guten Weg. Zwar stieg der Kohlendioxid-Ausstoß durch kreiseigene Einrichtungen 2019 um 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie aus dem jüngsten Energiebericht hervorgeht. Damit liegt der Kreis jedoch, zumindest was die eigenen Ziele betrifft, auf Kurs.
Mehr Ökostrom, weniger Energieverbrauch in Schulen und Verwaltungsgebäuden ist ein Aspekt. Umweltfreundlicher Verkehr im Landkreis mit seinem dichten Straßennetz, ist Thema eines Mobilitätskonzepts, an dem seit Juni vorigen Jahres gemeinsam mit dem Mobilitätswerk Dresden gearbeitet wird und das jetzt in der Endfassung vorliegt. Wie schafft man genügend Ladesäulen für E-Autos? Wie kann der Landkreis seinen eigene Fuhrpark umrüsten? Wie steht es um die Elektrifizierung im Bus- und Schienenverkehr, und wie lassen sich Kommunen und Wirtschaft am besten einbinden?
Im vergangenen Jahr waren knapp 330 000 Autos im Kreis zugelassen. Der Anteil an Stromern lag dabei bei 0,53 Prozent. Damit liegt der Landkreis immerhin deutlich über dem Bundesdurchschnitt (0,32 Prozent). Soll diese Zahl zügig wachsen, braucht es ein flächendeckendes Netz an Ladesäulen. In den kommenden fünf Jahren sehen die Dresdner Verkehrsexperten den Landkreis dafür gewappnet. Ab dem Jahr 2025 dagegen wird es eng. Bis 2030 fehlen hier mehr als zweitausend öffentliche Ladepunkte für den Normalbetrieb und 150 Schnellladestationen. Damit diese Lücke geschlossen werden kann, erhält jede Gemeinde einen eigenen Bedarfsplan zur Orientierung, etwa bei der Ausweisung und beim Bau neuer Wohnquartiere. „Öffentliche Ladeinfrastruktur ist nie passgenau,“ sagt Mobilitätswerk-Geschäftsführer René Pessier. Zumal die Kosten für die Kommunen beträchtlich sind. Die Planer setzen deshalb darauf, dass vor allem bei den Schnellladestationen die Privatwirtschaft den Markt ankurbelt.
Für den Esslinger Landrat ist das jetzt vorliegende Konzept eine wichtige Planungsgrundlage. Für die Umrüstung des behördeneigenen Fuhrparks, in dem zunächst 29 von 99 Dienstfahrzeugen mit E-Antrieb ausgestattet werden sollen. Aber auch bei der Weiterentwicklung des Nahverkehrsplans. „Das greift alles ineinander,“ sagt Heinz Eininger. Das Konzept ermögliche einen ganzheitlichen Blick. Im kommenden Jahr soll es nun an die Umsetzung in die Praxis gehen.