Nürtingen. Nach Jahren des Stillstands scheint sich endlich etwas an der Brandruine in der Schafstraße 2 in Nürtingen zu tun: Im Erdgeschoss des Hauses wurden die Glasfassaden der ehemaligen Gaststätte sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite entfernt, der Innenraum ist leer geräumt. Damit verdichten sich die Anzeichen für einen bevorstehenden Abriss.
Am 23. April hatte die Stadt Nürtingen dem Eigentümer einen Zwangsgeldbescheid über 20.000 Euro zugestellt. Die Zahlung wird fällig, sollte der Abriss nicht innerhalb von zwei Wochen nach Erhalt erfolgen – diese Frist lief am Montag, 12. Mai, ab. Wie Oberbürgermeister Johannes Fridrich auf Anfrage bestätigte, habe der Eigentümer ein Abrissunternehmen beauftragt. „Wir sind guter Dinge, dass das Gebäude innerhalb der nächsten zwei Wochen abgerissen wird“, so Fridrich.
Bereits im April hatte die Stadt vor dem Verwaltungsgerichtshof einen juristischen Erfolg errungen: Der Eigentümer hatte gegen die angekündigte Ersatzvornahme – also den Abriss durch die Stadt auf seine Kosten – Einspruch eingelegt. Das Gericht lehnte diesen Antrag jedoch ab. Damit ist der Weg frei für die Stadt, den Abriss selbst in Auftrag zu geben, sollte der Eigentümer weiterhin untätig bleiben. Laut OB Fridrich läuft die letzte gesetzte Frist am 25. Juni ab. „Wir machen jetzt weiter und halten den Druck hoch“, betont Fridrich. Der Eigentümer sei nur mit juristischen Mitteln zum Handeln zu bewegen.
Was nach dem Abriss mit dem Grundstück passiert, ist bislang unklar. Zwar zeigte die Stadt Kaufinteresse, doch die Verhandlungen scheiterten – der Eigentümer forderte zwei Millionen Euro.
Der verheerende Brand in der Schafstraße 2 ereignete sich im November 2020. Zwei Menschen kamen ums Leben, zahlreiche Bewohner wurden obdachlos. Seither ist das Gebäude unbewohnbar. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Stuttgart dauern an. Grund dafür sei laut Behörde die „aufwändige und noch nicht abgeschlossene Begutachtung“. Die Verfahren zu den Bränden in den Nachbarhäusern 4 und 6 – die ebenfalls der gleichen Familie gehören – wurden inzwischen eingestellt. Im Haus Nummer 4 war nur einen Tag nach dem Brand in Nummer 2 ein weiteres Feuer ausgebrochen, Haus Nummer 6 brannte zwei Jahre später.
Ehemalige Bewohner berichteten von völlig überbelegten Wohnungen, miserablen Wohnverhältnissen und überhöhten Mieten.