Die Abstecherorte sind für die Württembergische Landesbühne (WLB) besonders wichtig. Den direkten Draht stellt Anna Grube her. Die Kulturmanagerin kümmert sich um Gastspiele und Schulvorstellungen. Gerade in Zeiten von Corona ist das eine große Herausforderung. „Wir machen alles möglich, was geht“, sagt die 38-Jährige. Termine zu verschieben und Alternativtermine anzusetzen, das wird in den kommenden Monaten besonders schwer. Zumal die Ungewissheit, wann der Lockdown beendet werden kann, jegliche Planung erschwere.
Dass ihr Herz fürs Theater schlägt, merkte Anna Grube schon während ihrer Ausbildung: „Die Faszination für das Theater war schon zu Schulzeiten groß, deswegen entschied ich mich, es an der Schauspielschule zu versuchen und die Leidenschaft für die Bühne zum Beruf zu machen.“ Während der Ausbildung im darstellenden Spiel in Köln merkte sie aber, dass die Schauspielerei nur einen Teil ihrer Interessen abdeckt: „So entschied ich mich für ein Fremdsprachenstudium.“ Ihre Fächer waren Spanisch, Englisch und Deutsch.
Dennoch hatte Anna Grube danach Lust, ihren Horizont noch einmal zu erweitern. „Zum Kulturmanagement kam ich durch die Arbeit am Zentrum für Ästhetik der Universität Bielefeld.“ Da arbeitete sie an der Schnittstelle von Kunst und Vermittlung, brachte einem breiten Publikum die Arbeit der Wissenschaft nahe. Von dieser Erfahrung habe sie sehr profitiert. Ans Theater zog es sie trotzdem. Vor gut vier Jahren folgte sie ihrem Mann Marcus Grube an die Württembergische Landesbühne - er ist der Intendant der WLB. Die beiden leben nun mit ihrer Tochter in Esslingen. Ihr schauspielerisches Talent hat sie im Frühjahr 2020 beim digitalen WLB-Projekt „#wlbquaranszene“ vor der Kamera mit ihrem Büro-Kollegen Stephan Antal ausgelebt. Da ließen beide in wunderbar komischen Videosequenzen das Netzpublikum an Lust und Frust im Homeoffice teilhaben.
Kontakt zu den Spielorten
Gerade jetzt findet sie es wichtig, den Kontakt zu den Gastspielorten zu halten. „Wir haben so viele engagierte Kulturamtsleiter und Menschen, die bei Initiativen mitarbeiten“, sagt die Kulturmanagerin. Diese Männer und Frauen müssten das Theaterprogramm in den Stadthallen teilweise hart durchkämpfen. Gerade in Zeiten wie diesen, da die finanziellen Mittel knapper werden, stünden oft Kürzungen an. Über die lange gewachsenen Kontakte zu den Menschen in den Abstecherorten freut sich Anna Grube deshalb besonders. Auch die Intendanten Friedrich Schirmer und Marcus Grube sind mit den Partnerorten in engem Kontakt. Immer wieder frische Ideen auch für die Abstecherorte zu entwickeln, das ist ihr Ziel.
Anna Grube strahlt, wenn sie von ihren Partnern in den Gastspielorten hört, dass die sich das Kulturleben ohne „ihre“ Württembergische Landesbühne gar nicht vorstellen könnten. Durch viele Gespräche, etwa mit Christian Mauch, dem Bürgermeister in Gerabronn (Landkreis Schwäbisch Hall), weiß sie, dass der Kontakt zu den Schauspielern für das Publikum unterwegs speziell dort ein wichtiger Teil des Gemeindelebens ist.
Bestandteil der Bildung
Auch für die Schulvorstellungen ist Anna Grube zuständig. Neben den Klassenzimmerstücken, die das Landestheater im Repertoire hat, gibt es im Schauspielhaus auch Vorstellungen für Schüler. Dass auch diese derzeit coronabedingt nicht stattfinden können, bedauert die Mutter. Theater ist aus ihrer Sicht ein wichtiger Bestandteil der Bildung. Deshalb genießt es Anna Grube nach eigenem Bekunden, gemeinsam mit den Pädagogen die Vorstellungen an und für die Schulen im Landkreis Esslingen und in der Region zu planen. Alle diese Vorhaben müssen allerdings bis auf Weiteres verschoben werden.
Die Monate nach dem Lockdown werden für die Gastspiel-Planerin eine Herausforderung, denn die Nachholtermine müssen alle unter einen Hut gebracht werden. Einfach sei diese Disposition nicht, findet die Mitarbeiterin des Betriebsbüros. Denn das Ensemble und die Bühnentechnik stecken dann schon wieder in den nächsten Proben. Doch gerade das mache für sie den Reiz einer Landesbühne aus - die Bedürfnisse aller Akteure unter einen Hut zu bringen. Besonders dann, wenn die Gastspiele weiter entfernt sind und Übernachtungen anfallen, erfordere das eine besonders komplexe Planung.
Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Hygiene- und Abstandsregeln machten den Abstecherbetrieb schwer. Auch das gelte es zu bedenken, wenn der Betrieb nach dem Lockdown wieder beginnen könne.