Zwischen Neckar und Alb
Abstecher in unsicheren Zeiten planen

Kultur Anna Grube ist an der Landesbühne für Gastspiele und Schulvorstellungen zuständig und steht gerade jetzt vor großen Herausforderungen. Von Elisabeth Maier

Die Ab­ste­cher­or­te sind für die Würt­tem­ber­gi­sche Lan­des­büh­ne (WLB) be­son­ders wich­tig. Den di­rek­ten Draht stellt An­na Gru­be her. Die Kul­tur­ma­na­ge­rin küm­mert sich um Gast­spie­le und Schul­vor­stel­lun­gen. Ge­ra­de in Zei­ten von Co­ro­na ist das ei­ne gro­ße Her­aus­for­de­rung. „Wir ma­chen alles mög­lich, was geht“, sagt die 38-Jäh­ri­ge. Ter­mi­ne zu ver­schie­ben und Al­ter­na­tiv­ter­mi­ne an­zu­set­zen, das wird in den kom­men­den Mo­na­ten be­son­ders schwer. Zu­mal die Un­ge­wiss­heit, wann der Lock­down be­en­det wer­den kann, jeg­li­che Pla­nung er­schwe­re.

Dass ihr Herz fürs Thea­ter schlägt, merk­te An­na Gru­be schon wäh­rend ih­rer Aus­bil­dung: „Die Fas­zi­na­ti­on für das Thea­ter war schon zu Schul­zei­ten groß, des­we­gen ent­schied ich mich, es an der Schau­spiel­schu­le zu ver­su­chen und die Lei­den­schaft für die Büh­ne zum Be­ruf zu ma­chen.“ Wäh­rend der Aus­bil­dung im dar­stel­len­den Spiel in Köln merk­te sie aber, dass die Schau­spie­le­rei nur ei­nen Teil ih­rer In­ter­es­sen ab­deckt: „So ent­schied ich mich für ein Fremd­spra­chen­stu­di­um.“ Ih­re Fä­cher waren Spa­nisch, Eng­lisch und Deutsch.

Den­noch hat­te An­na Gru­be da­nach Lust, ih­ren Ho­ri­zont noch ein­mal zu er­wei­tern. „Zum Kul­tur­ma­nage­ment kam ich durch die Ar­beit am Zen­trum für Äs­the­tik der Uni­ver­si­tät Bie­le­feld.“ Da ar­bei­te­te sie an der Schnitt­stel­le von Kunst und Ver­mitt­lung, brach­te ei­nem brei­ten Pu­bli­kum die Ar­beit der Wis­sen­schaft na­he. Von die­ser Er­fah­rung ha­be sie sehr pro­fi­tiert. Ans Thea­ter zog es sie trotzdem. Vor gut vier Jah­ren folg­te sie ih­rem Mann Mar­cus Gru­be an die Würt­tem­ber­gi­sche Lan­des­büh­ne - er ist der In­ten­dant der WLB. Die bei­den le­ben nun mit ih­rer Toch­ter in Ess­lin­gen. Ihr schau­spie­le­ri­sches Ta­lent hat sie im Früh­jahr 2020 beim di­gi­ta­len WLB-Pro­jekt „#wlb­qua­r­an­sze­ne“ vor der Ka­me­ra mit ih­rem Büro-Kol­le­gen Ste­phan An­tal aus­ge­lebt. Da lie­ßen bei­de in wun­der­bar ko­mi­schen Vi­deo­se­quen­zen das Netz­pu­bli­kum an Lust und Frust im Ho­me­of­fice teil­ha­ben.

Kontakt zu den Spielorten

Ge­ra­de jetzt fin­det sie es wich­tig, den Kon­takt zu den Gast­spiel­or­ten zu hal­ten. „Wir ha­ben so vie­le en­ga­gier­te Kul­tur­amts­lei­ter und Men­schen, die bei In­itia­ti­ven mitarbeiten“, sagt die Kul­tur­ma­na­ge­rin. Die­se Män­ner und Frau­en müss­ten das Thea­ter­pro­gramm in den Stadt­hal­len teil­wei­se hart durch­kämp­fen. Ge­ra­de in Zei­ten wie die­sen, da die fi­nan­zi­el­len Mit­tel knap­per wer­den, stün­den oft Kür­zun­gen an. Über die lan­ge ge­wach­se­nen Kon­tak­te zu den Men­schen in den Ab­ste­cher­or­ten freut sich An­na Gru­be des­halb besonders. Auch die In­ten­dan­ten Fried­rich Schir­mer und Mar­cus Gru­be sind mit den Part­ner­or­ten in en­gem Kon­takt. Im­mer wie­der fri­sche Ide­en auch für die Ab­ste­cher­or­te zu ent­wi­ckeln, das ist ihr Ziel.

An­na Gru­be strahlt, wenn sie von ih­ren Part­nern in den Gast­spiel­or­ten hört, dass die sich das Kul­tur­le­ben oh­ne „ih­re“ Würt­tem­ber­gi­sche Lan­des­büh­ne gar nicht vor­stel­len könn­ten. Durch vie­le Ge­sprä­che, et­wa mit Chris­ti­an Mauch, dem Bür­ger­meis­ter in Gerab­ronn (Land­kreis Schwä­bisch Hall), weiß sie, dass der Kon­takt zu den Schau­spie­le­rn für das Pu­bli­kum un­ter­wegs spe­zi­ell dort ein wich­ti­ger Teil des Ge­mein­de­le­bens ist.

Bestandteil der Bildung

Auch für die Schul­vor­stel­lun­gen ist An­na Gru­be zu­stän­dig. Ne­ben den Klas­sen­zim­mer­stü­cken, die das Lan­des­thea­ter im Re­per­toire hat, gibt es im Schau­spiel­haus auch Vor­stel­lun­gen für Schü­ler. Dass auch die­se der­zeit co­ro­na­­be­dingt nicht statt­fin­den kön­nen, be­dau­ert die Mut­ter. Thea­ter ist aus ih­rer Sicht ein wich­ti­ger Be­stand­teil der Bil­dung. Des­halb ge­nie­ßt es An­na Gru­be nach ei­ge­nem Be­kun­den, ge­mein­sam mit den Päda­go­gen die Vor­stel­lun­gen an und für die Schu­len im Land­kreis Ess­lin­gen und in der Re­gi­on zu pla­nen. Al­le die­se Vor­ha­ben müs­sen al­ler­dings bis auf Weiteres ver­scho­ben wer­den.

Die Mo­na­te nach dem Lock­down wer­den für die Gast­spiel-Pla­ne­rin ei­ne Her­aus­for­de­rung, denn die Nach­hol­ter­mi­ne ­müs­sen al­le un­ter ei­nen Hut ge­bracht wer­den. Ein­fach sei die­se Dis­po­si­­ti­on nicht, fin­det die Mit­ar­bei­terin des Be­triebs­bü­ros. Denn das En­sem­ble und die Büh­nen­tech­nik steck­en dann schon wie­der in den nächs­ten Pro­ben. Doch ge­ra­de das ma­che für sie den Reiz ei­ner Lan­des­büh­ne aus - die Be­dürf­nis­se al­ler Ak­teu­re un­ter ei­nen Hut zu brin­gen. Be­son­ders dann, wenn die Gast­spie­le wei­ter ent­fernt sind und Über­nach­tun­gen an­fal­len, er­for­de­re das ei­ne be­son­ders kom­ple­xe Pla­nung.

Die Co­ro­na­-Pan­de­mie und die da­mit ver­bun­de­nen Hy­gie­ne- und Ab­stands­re­geln mach­ten den Ab­ste­cher­be­trieb schwer. Auch das gel­te es zu be­den­ken, wenn der Be­trieb nach dem Lock­down wie­der be­gin­nen könne.