Menschen warten mit Klappmatratzen und großen Taschen im Garten. Einige scheinen sich bereits zu kennen, manche begrüßen sich und kommen ins Gespräch. Eine Art freudige Erwartung liegt in der Luft. Plötzlich erklingen sanfte Glöckchen und die Tür zum Dojo-Raum des Gästehauses „Links am Bach“ in Ötlingen wird geöffnet: Zwei Frauen in weißen Gewändern spielen auf Bergkristallglas-Instrumenten und heißen jeden Gast einzeln willkommen.
Es ist 21.30 Uhr. Der hohe Raum mit Blick auf den kleinen Mühlbach dahinter liegt bereits im Dämmerlicht. Die Türen und Fenster sind geöffnet, Vögel zwitschern und flackerndes Kerzenlicht schafft eine heimelige Atmosphäre. In der Mitte des Raumes ragen acht imposante Gongs an extra dafür angefertigten Metallgestellen, im Viereck angeordnet, in die Höhe. Umrahmt von weiteren liebevoll dekorierten Instrumenten wie einer Kristall-Pentonia und einer Sansula hat das Ganze den Anschein einer kleinen Bühne.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gong-Puja-Nacht werden dazu eingeladen, sich im Kreis um die Gongs ihren Schlafplatz auszusuchen und eine gemütliche Ruhestätte einzurichten, fast wie um ein Lagerfeuer. Währenddessen erzählt man sich gegenseitig ein bisschen über Beweggründe und Erwartungen: „Ich würde mich schon fast als Stalker bezeichnen“, lacht Karin, die extra aus Österreich gekommen ist. Schon 20 Mal hat sie einer Gong-Puja-Nacht beigewohnt und sie zählt sich mittlerweile selbst zu den Gongspielerinnen. Für Andrea ist es das erste Mal, und sie hofft, dass das Gongspiel am Morgen nicht zu laut sein wird. Ein Pärchen ist aus dem rheinland-pfälzischen Boppard angereist und freut sich nach der dreistündigen Fahrt auf Entspannung und Erholung. Nachdem alle ihren Platz gefunden haben, erklären die Gongspielerinnen den Ablauf und laden zu einem besonderen Sommernachtstraum ein: „Lasst euch einfach fallen. Wir werden euch in unseren Klängen behutsam wiegen und schaukeln wie Babys“, erklärt Clarissa Köpfer. „Puja bedeutet Ehrerbietung, also eine Art Verehrung des Menschen. Wir Gongspieler spielen grundsätzlich für Liebe, Heilung und Frieden“, ergänzt Alexandra Ott und sagt: „Euer Körper wird genau wissen, was er braucht.“
Die beiden Frauen sind ein eingespieltes Team und schaffen im Handumdrehen einen vertrauten Raum für ihre Gäste, die sich gegen 22 Uhr schließlich zur Ruhe legen. Im anderthalbstündlichen Wechsel spielen Clarissa und Alexandra dann nonstop die acht Gongs und entführen die Anwesenden auf eine nächtliche Klangreise, der man eine verjüngende und regenerierende Wirkung nachsagt.
Gegen 7 Uhr am nächsten Morgen verstummen die Gongs dann wieder. Nach einer Zeit der Stille werden die teilweise noch Schlafenden behutsam dazu ermuntert, aus dem nächtlichen Klangbad wiederaufzutauchen. Während des gemeinsamen Frühstücks wird dann am Ende schnell klar, dass alle Anwesenden unglaublich dankbar für das Erlebte sind. Egal, ob es ein fortwährendes Kribbeln im Körper oder eine absolute Tiefenentspannung ist, für alle der elf Teilnehmerinnen und Teilnehmer scheint dieses Klangereignis eine ganz besondere Erfahrung gewesen zu sein und der eine oder andere ward sicherlich nicht zum letzten Mal bei einer Gong-Puja-Nacht gesehen.
Info: Die nächste Gong-Puja-Nacht mit freien Plätzen findet am 7. Januar statt. Die Möglichkeit zur Anmeldung und weitere Infos gibt es online unter www.yoga-augenblick.de.
Klangfrequenz sorgt für Entspannung
Clarissa Köpfer, Kundalini-Yogalehrerin und ausgebildete Gongmeisterin, und Alexandra Ott, Klang- und Yogatherapeutin sowie ausgebildete Gongmeisterin, veranstalten seit zwei Jahren gemeinsame Gong-Puja-Nächte.
Beim Gongspiel werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch besondere Klangfrequenzen zur Entspannung gebracht. Unter Anwendung von EEG-Messungen konnte die Wirkung der Gongklänge auf den menschlichen Körper bereits nachgewiesen werden.
Alexandra Ott und Clarissa Köpfer bezeichnen das Gongspiel als das neue Yoga und sind Mitglieder der Interessengemeinschaft „GongIG“ in der Alten Seegrasspinnerei in Nürtingen, die den Menschen das Gongspiel als alternative Form der Stressbewältigung und Regeneration nahebringen möchte. Weitere Informationen finden Interessierte online unter www.gongig.de. as