Nach längerer „Enthaltsamkeit“ öffnet Manfred Adler abermals Herz und Türen und lädt sowohl Freunde als auch ihm Wohlgesonnene zu seiner zweiten „Kunst- und Musiknacht“ ein. Mit Musik, Häppchen und Wein - stringent in dieser Reihenfolge. Das ist dem umtriebigen Schwaben nämlich wichtig - gegessen und getrunken wird erst nach dem Konzert. Aufmerksame Zuhörer will er. Auch das zeugt von seiner Wertschätzung gegenüber dem grandios aufspielenden „Klaus Wuckelt Trio“:
Didi Gaugele an der Jazzgitarre, Menner May am Kontrabass und Klaus Wuckelt mit seinen diversen Saiteninstrumenten - drei Musiker, die im Gesamtpaket seit über 40 Jahren mit ihrer wunderbaren klassisch-volkstümlichen Musik für Aufmerksamkeit sorgen. Es ist der Namensgeber der Formation, der das Publikum mit seinem unfassbar berührenden und facettenreichen Spiel verzaubert. Ob Georges Moustakis „Le Métèque“, die „Weltenbummler-Polka“ nach Pepi Huber oder Hubert von Goiserns Klassiker „Weit, weit, weg“ - seit frühester Kindheit musiziert der ehemalige Meisterschüler von Takashi Ochi und Konzertmeister im „Württembergischen Zupforchester“ auf der Mandoline. Sowohl seine alte viersaitige Mooreichen-Mandoline als auch die aus Vogelaugenahorn gebaute Königslyra - ein Instrument, das es so noch nicht gegeben hat - wurden individuell für den Rechberghausener aus heimischen Hölzern entworfen und angefertigt. Holz aus der Region - das freut den Gastgeber.
Umrahmt von Manfred Adlers beeindruckenden Holzskulpturen, die im flackernden Kerzenlicht ihren ureigenen Charme entwickeln, wurde es den über 60 Gästen auf vielerlei Art warm ums Herz. Einerseits war dies den Saitenvirtuosen geschuldet, anderseits trug der seitlich stehende Ofen mit konstanter Hitze zu einem buchstäblich feurigen Abend bei. „Sie henn scho g‘merkt, mir machet die Stücke instrumental, des isch besser für Sie“, scherzt Klaus Wuckelt und verrät, dass sie nie proben würden, sich vielmehr die Auswahl des Liedguts auf der Herfahrt überlegt hätten.
Mit „Adleraugen“ am Werk
Gleichfalls nicht in Erklärungsnot kommt Manfred Adler bei den Menschen, die in Anbetracht seiner Arbeiten „die Idee dahinter“ gerne herauskitzeln möchten. Seiner Meinung nach bleibt es jedem Anwesenden selbst überlassen, was er oder sie in seinen Skulpturen sieht. Überhaupt, der unermüdliche und scheinbar alterslose Freigeist mit dem feinen Gespür für das Wesentliche ist kein Mensch, der dem Betrachter etwas erklären oder gar „aufschwätza“ will. Mit großem Respekt für die Natur hat der umtriebige Schaffer das Gespür und die Gabe für das gewisse Etwas. „Ich gehe nicht auf die Suche, es kommt einfach zu mir“, betont Manfred Adler.
Mittendrin im Herbst des Lebens scheut er sich vor keiner noch so intensiven und anstrengenden Arbeit. Stillstand bedeutet für ihn Krankenstand. Mit buchstäblichen „Adleraugen“ macht sich der Kunst schaffende Feingeist ans Werk, behält dabei aber immer die ureigenste Form des Holzes im Fokus. Ist daraus seine Idee entstanden, verleiht er mit minimalen Änderungen und der nötigen Achtsamkeit dem Objekt in zahlreichen Stunden den nötigen Feinschliff. Soll heißen, die Natur ist sein Regisseur, Manfred Adler dagegen „nur“ der ausführende Handwerker.
Man muss sich in das Holz hineinversetzen, erzählt der gelernte Kunstschmied. Die enorme Spannung des schweren Stamms berücksichtigen, den Fäulniszustand analysieren, die Strukturen berücksichtigen und im besten Fall erahnen, wo Risse entstehen könnten. Als weit gereister Naturfreund liest der Hepsisauer in der Maserung des Holzes wie in einem Buch. Auch das ist ein Grund, warum Manfred Adler an diesem Abend ständig umlagert ist.
Nicht wenige Gäste sind erstaunt, was alles an neuen Objekten hinzugekommen ist. „Mensch, hast du geschafft“, lobt ihn eine Besucherin. Doch der Hausherr und Gastgeber wird auch überrascht. Wie beispielsweise von Professor Dr. Reinhard Böcker, der ihm eine 5 000 Jahre alte Wurzel mitgebracht hat, oder von Reiner Enkelmann, der ihm seit Jahren ein treuer Freund und Helfer ist und von daher für den unermüdlichen Schaffer unverzichtbare Stütze ist.