Schöne, vertraute Klänge, als Ev Dörsam mit einem Glöckchen die Veranstaltung im Schlössle einläutet. „Kommen jetzt die Geschenke?“, will eine männliche Stimme aus dem Publikum wissen. Genaugenommen ja, denn der ganze Abend ist seit nunmehr dreißig Jahren ein Geschenk. Für besondere Veranstaltungen, wie beispielsweise die musikalisch untermalte Adventlesung, ist das historisch wertvolle Renaissance-Gebäude der passende Ort. Nicht zuletzt für ein irisches Instrumentalstück, dass Gudrun Walther und Jürgen Treyz im homogenen Zusammenspiel mit Geige und Gitarre auf beeindruckende Weise präsentierten.
Unterschiedliche Ausstellungen, die aktuelle Installation für Papier- und Buchkunst ist noch bis Ende Februar zu sehen, diverse Musikgruppen, Sketche, Lesungen – der Förderkreis-Vorsitzende Martin Wünsche gab einen kurzen Einblick, was alles in den letzten Jahren geboten wurde. Nicht nur. Der Schopflocher Gin- und Absinth-Brenner widmete sich Bölls irischem Tagebuch, erzählt vom sanften Geplätscher auf offener See, vom täglichen Regen, vom Geruch von Torf, von verzehrenden Flammen von fünf Uhr nachmittags bis Mitternacht und von Städten, die im Dunkeln liegen. Haften bleibt Heinrich Bölls letzter Satz: „Europa ist nur so breit, wie eine kurze Sommernacht.“
Gewollt oder zufällig, folgt darauf das Lied: „Es wird schon gleich dunkel“, bei dem dank ausgeteilter Liedtexte allen Anwesenden die Ausrede fehlt, nicht fehlerfrei mitzusingen. Und man muss zugeben, der bunt zusammengewürfelte Chor hatte was Berührendes.
Anschließend sorgte Bernd Löffler für „Irische Weisheiten“, die mitunter staunen ließen. So schmücken den Adventskranz fünf Kerzen. Am ersten und zweiten Advent wird eine lilafarbene Kerze angezündet, als Zeichen der Buße und Besonnenheit. Am dritten Advent kommt dann die rosafarbene Kerze für die Vorfreude auf Jesu Geburt hinzu und die dritte Kerze in lila wird am vierten Advent entzündet. An Heiligabend leuchtet dann mittig im Kranz auch die weiße Kerze als Symbol für Christ Geburt. Darüber hinaus, erstrecken sich in Irland zwölf Weihnachtstage bis zum 6. Januar. Das Dreikönigsfest, ist in Irland als „Little Women’s Christmas“ bekannt. Traditionell ist das der Tag, an dem sich die Frauen nach der arbeitsreichen Weihnachtszeit eine Pause gönnen und die Männer die üblichen Hausarbeiten erledigen müssen.
Bevor ein weiteres gemeinsames Lied, „Hark! The herald angels sing“ angestimmt wurde, überzeugten Ev Dörsam und Stephan Lipka mit einer „Weihnachtsgeschichte“ von Flann O‘Briens. In dieser ging es um zwei Männer, die zufällig an einer Bushaltestelle ins Gespräch kamen. Einer darunter erzählt von seinem Bruder, der in diversen Kneipen den einen oder anderen Schluck probiert. Irgendwann ergoss sich der Segen von Terpentin und Sherrywein, der eimerweise im Keller zusammengemischt und beim nächsten Aufeinandertreffen mit Paraffin versetzt wurde. Schon außergewöhnlich, der irische Humor.
Für weiteres Vergnügen sorgte Bernd Löfflers „Torfgeschichte“, bei der es um ein geschenktes 80-Liter Fass Porter (Guinness) ging und der geniale Wechselgesang „I saw three ships“. Nach Musiker-Zugabe und dem irischem Segensspruch, ging der wunderbare Abend mit der ebenso wunderbaren solidarischen Helferkette „Stühle-gemeinsam-auf-den-Dachboden-hochbringen“ dann doch wieder viel zu schnell zu Ende.