Infrastruktur
Aichtal zahlt Hausärzten 100.000 Euro

Der Gemeinderat hat beschlossen, die ärztliche Versorgung in der Stadt mit viel Geld zu sichern.

Mit der Ausschüttung der 100.000 Euro an die Ärzte endet das Förderprogramm. Symbolfoto: Stock.Adobe.com

Drei Jahre ist es her, dass die Stadt Aichtal zu einem ungewöhnlichen Mittel griff, um eine medizinische Unterversorgung abzuwenden: Mit einer Förderung von bis zu 50.000 Euro sollten Ärzte in die Stadt gelockt werden. Die Situation hatte sich 2022 zugespitzt, nachdem ein Hausarzt von heute auf morgen aus seiner Praxis ausgezogen und aus der Stadt verschwunden war. Zuvor war es schon nicht gelungen, Hausärzte in das neue Ärztehaus zu holen.

Die Maßnahme erwies sich als Erfolg. Dr. Illa Engelmann sicherte sich die finanzielle Starthilfe bereits wenige Monate später, indem sie die verwaiste Praxis in Grötzingen übernahm. 

In seiner jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat nun grünes Licht für weitere 100.000 Euro an Fördermitteln gegeben. In Neuenhaus wird sich Eckehard Beck neu niederlassen und 50.000 Euro erhalten. In Aich gründete Dr. Sonja Nonnenmacher eine Gemeinschaftspraxis. Die neu niedergelassene Ärztin in der Praxis, Dr. Christine Groh, erhält ebenfalls eine Förderung in Höhe von 50.000 Euro.

Ärzte müssen langfristig bleiben

Durch die Zuschüsse verpflichten sich die Ärzte, ihre Praxen langfristig in Aichtal zu betreiben. Für 50.000 Euro müssen die Mediziner mindestens zehn Jahre im Ort bleiben; bei fünf Jahren hätte es maximal 25 000 Euro gegeben. „Unser Ziel war es, die hausärztliche Versorgung langfristig zu sichern. Dank der Förderung konnten wir erreichen, dass sich Mediziner bewusst für Aichtal entscheiden“, so Bürgermeister Sebastian Kurz in einer Pressemitteilung: „Uns ist jedoch klar, dass wir auch in Zukunft weiter aktiv bleiben müssen, um eine stabile medizinische Betreuung zu gewährleisten.“

Ein Lob von der Ärztekammer

Gemeinderat Jörg Harrer (SPD/UL) bezeichnete die langfristige Bindung der Hausärzte als „Sechser im Lotto“. Auch die Ärzte sind über die finanziellen Anreize froh: „Ohne diese Förderung wäre die Praxisübernahme eine große Herausforderung gewesen“, so Eckehard Beck, Facharzt für Allgemeinmedizin, in der Pressemitteilung der Stadtverwaltung.

Laut Stadtverwaltung habe auch die Ärztekammer Baden-Württemberg das Förderprogramm der Stadt gelobt. 

Doch gab es nicht nur positive Stimmen in der Vergangenheit, angesichts der hohen Ausgaben. Zuletzt hatte sich Bürgermeister Sebastian Kurz im November 2024 selbstkritisch gezeigt und angesichts der angespannten finanziellen Lage der Stadt gesagt, es sei nicht Aufgabe der Stadt, finanzielle Anreize zu schaffen, um Hausärzte in die Stadt zu holen. Das liege in der Verantwortung der Kassenärztlichen Vereinigung und des Landes.

Mit der Ausschüttung der 100.000 Euro an die Ärzte endet das Förderprogramm. Insgesamt wurden damit 150.000 Euro aus der Haushaltskasse an Mediziner gezahlt. pm