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AK Leben bekommt neue Leitung

Personalwechsel Im Herbst 2018 hatte Dr. Sina Müller die Geschäftsführung des Arbeitskreises Leben (AKL) übernommen. Jetzt übergibt sie das Amt auf eigenen Wunsch an ihre Nachfolgerin Alena Rögele. Von Lutz Selle

Alena Rögele freut sich über die einmonatige Übergangszeit, in der sie „in die Abläufe reinwachsen kann“. Sie habe das Gefühl, dass sie bereits „eine gute Vorbereitung auf die Aufgaben bekommen“ habe, die anstehen. „Ich fühle mich nicht ins kalte Wasser geworfen.“

In Stuttgart geboren, wuchs die 27-Jährige in Fellbach auf und studierte nach dem Abitur Psychologie an der Universität in Bonn mit dem Abschluss Master of Science. Im Studium erwarb sie umfangreiches Wissen über psychische Krankheitsbilder sowie genetische und neuropsychologische Faktoren. Auch Suizidalität sei ein immer wiederkehrendes Thema gewesen. Bei einem Praktikum in einer psychiatrischen Klinik sammelte Alena Rögele praktische Erfahrungen in der Gesprächsführung. Zuletzt arbeitete sie an der Universität Tübingen und begann ihre Promotion, die in den nächsten Monaten abgeschlossen werden soll. „Ich habe für die Dissertation aber schon das meiste vorgearbeitet“, versichert sie.

Denn nun freue sie sich auf die „wichtige und sinnvolle Arbeit“ beim AKL. Vor allem die Suizidprävention dürfe nicht vernachlässigt werden, gerade weil Suizid in der Gesellschaft heute noch immer ein Tabuthema sei, obwohl es viele betreffe. „Ich finde es stark, dass der AKL hier Beratung und Hilfe anbietet.“ Sie freue sich, dass sie nun ein Teil des AKL sein kann. Alena Rögele räumt indes auch ein, dass sie vor ihrer Bewerbung noch nichts vom AKL gehört hat. „Es war ein glücklicher Zufall, dass ich auf die Stellenausschreibung gestoßen bin. Das Konzept hat mich sofort angesprochen.“

In dem kleinen Team werde „erstaunlich viel geleistet“, hat Alena Rögele festgestellt. „Das ist nur möglich, weil so viele Ehrenamtliche die Mitarbeiter tatkräftig unterstützen. Es ist etwas Besonderes, dass die Konzeption mit Hauptamt und Ehrenamt so gut funktioniert. Hier arbeiten unheimlich nette Menschen sehr gut zusammen.“ Sie sei auch „mit offenen Armen“ im Team aufgenommen worden. Die künftige Geschäftsführerin ist auch überzeugt: „Nur wenn es intern gut funktioniert, lässt sich extern eine gute Hilfe anbieten.“

Mit zu den ersten Aufgaben der künftigen Geschäftsführerin wird es gehören, ein neues Angebot in Gang zu bringen. Der AKL möchte bald eine Fachberatung für Menschen in Altenpflegeberufen starten. Denn ältere Menschen in Pflegeeinrichtungen sind von der Corona-Pandemie besonders betroffen. Mitarbeiter von Pflegediensten sind als oft einzige Ansprechpartner noch mehr gefordert als sonst. Sie erleben, wenn sich Krisen zuspitzen. Damit umzugehen, ist eine Herausforderung. Das neue Beratungsangebot soll bei allen Themen rund um Krisen im Alter unterstützen, zunächst in Kirchheim starten und dann ab Mitte 2021 auch in Nürtingen verfügbar sein. Alena Rögele würde sich zudem gerne bei allen Ehrenamtlichen vorstellen. „Das ist allerdings in Corona-Zeiten schwer. Persönliche Treffen sind derzeit nicht möglich.“ Erst mal müsse sie sich auf Mails und Telefonate beschränken.

Mit Melanie Schulze wird ab Januar auch eine neue Assistentin der Geschäftsführung starten. Die bisherige Assistentin Verena Christl will beruflich kürzertreten.

Corona wirkt wie ein Brennglas

Ähnliches gilt für die bisherige Geschäftsführerin Sina Müller, die aus privaten Gründen den aufwendigen Job aufgibt. In kleinerem Rahmen wird sie jedoch weiterhin therapeutisch tätig bleiben. Sie gehe mit einem weinenden Auge, „weil es beim AKL ein tolles Arbeiten mit einem tollen Team war“. Es sei schade, dass sie coronabedingt „vielen Leuten nicht persönlich Tschüss sagen“ könne. „Ich habe die Arbeit beim AKL immer mit Herzblut gemacht“, sagt Sina Müller. Der AKL biete ein wichtiges Angebot für die Menschen. „Ich fand es bewegend, zu sehen, wie Menschen durch die Beratung nach tiefen Krisen wieder Perspektiven entwickeln konnten. Es hat mich sehr berührt, dass ich das mit unterstützen kann.“ Unschätzbar wertvoll seien dabei die vielen ehrenamtlichen Krisenbegleiter.

Die Corona-Krise hat aus ihrer Sicht die Arbeit des AKL noch wichtiger gemacht. „Corona verstärkt die Problematik, die vorher schon da war, wie ein Brennglas.“ Beim AKL hätten sich in den vergangenen Monaten noch mehr Angehörige gemeldet, die sich Sorgen machen.