Es werde voraussichtlich seine letzte Rede an die Römersteiner Bevölkerung sein, sagt Bürgermeister Matthias Winter in seiner jährlichen Ansprache, die er als Video aufzeichnen ließ und über die Homepage veröffentlichte. Er spricht dabei das Ende seiner Amtszeit an. Dabei macht er aber nicht nur einen Rückblick aufs vergangene Jahr, sondern auf seine gesamte Amtszeit und riskiert gleichzeitig einen Blick in die Zukunft.
„Eine Gemeinde ist niemals fertig“, sagt er über die Entwicklung, die die Gemeinde in den letzten acht Jahren vollzogen habe. „Nicht die Projekte aus Steinen sind es, die Römerstein zu einem liebens- und lebenswerten Ort machen, sondern die Bürgerinnen und Bürger.“ Besonders stolz sei er dabei auf den Arbeitskreis „barrierefreies Römerstein“. Auf die Genossenschaft „Neue Energie“ sei er ebenfalls stolz, denn diese habe 250 Haushalte an das Nahwärmenetz angeschlossen. „Andere Gemeinden gründen hierfür Stadtwerke, bei uns funktioniert es im Ehrenamt.“
Mehr Ansiedlung von Gewerbe
Nicht so erfreulich war indes die finanzielle Situation der Gemeinde, vor allem im vergangenen Jahr. Römerstein hatte mit Steuereinbrüchen von 75 Prozent im Vergleich zu den gewohnten Einnahmen zu kämpfen und noch dazu zwei Millionen Euro Steuern zurückzuzahlen. „Das fangen sie nicht mit der Portokasse auf.“ Steuer- und Gebührenerhöhungen seien genauso nötig gewesen wie der Verkauf von Gebäuden, die Kürzung von Zuschüssen sowie die Verschiebung mancher Projekte. „Das war schmerzhaft“, sagt Winter, aber die Wirtschaft erhole sich. „Neue Gewerbeansiedlungen werden diesen Trend festigen.“ Daher sei er optimistisch, dass die Gemeinde bald wieder leistungsstark sein werde. Förderlich sei dabei die Entwicklung und Erweiterung der Gewerbegebiete gewesen. Unternehmen, die zukunftsfähig bleiben wollen, benötigen jedoch eine gute Internetverbindung. Das hat nicht erst die Pandemie gezeigt. In „Unter Lau“ und „Eichenried“ wurden daher bereits Leerrohre für Breitband gelegt, die nun von der Telekom gefüllt werden. Laut Bürgermeister Matthias Winter soll das Breitbandnetz bereits Ende Januar nutzbar sein.
Ein privatwirtschaftlicher Akteur entwickle derzeit zudem eine Markterkundung. Sie sei hilfreich für spätere Fördermittelanträge, falls die Gemeinde das Breitbandnetz selbst ausbauen wolle. „Der aus meiner Sicht bessere Weg ist hier, den Kräften des Marktes zu vertrauen.“ Denn für die Gemeinde seien Investitionen in Höhe von 1,6 Millionen Euro nötig, die allerdings um bis zu 90 Prozent mit Fördermitteln gedeckt werden könnten.
Investiert wurde in Winters Amtszeit auch in die Kinderbetreuung. Aufgrund der Pandemie wurden CO2-Sensoren und Raumfilter angeschafft. Die Grundschulstandorte Zainingen und Donnstetten werden die Römersteiner ebenfalls beschäftigen. Bis 2025 ist die Gemeinde verpflichtet, sie zu einer ganztägigen Grundschule auszubauen. Es muss geklärt werden, ob beide Standorte gehalten werden oder die Schule an einem Ort zusammengelegt wird. Die Erweiterung des Betreuungsangebots ist auch deswegen notwendig, weil die Gemeinde weitere Wohngebiete auszeichnen und Baulücken schließen wolle. Allerdings, so Winter, seien Eigentümer nicht in der Zahl bereit, ihre Baugrundstücke an die Gemeinde zu verkaufen, wie es für die Wohnraumentwicklung nötig sei.
Themen, mit denen sich nicht nur Römerstein befassen muss, sind Verkehrslärm und Überschwemmungen. Trotz Arbeiten an der Bundesstraße kam es in Zainingen zu Überschwemmungen. Winter versichert, dass ein Starkregenkonzept erstellt werde. Zum Thema Verkehrslärm soll in Kürze eine Berechnung gemacht werden, die als Grundlage für ein eventuelles Tempolimit diene.
Von einem Quantensprung sprach Matthias Winter im Bereich öffentlicher Personennahverkehr: Ab Dezember 2022 wird man mit dem Bus von allen Ortsteilen aus im Stundentakt an größere Nachbargemeinden angeschlossen sein.