Man stelle sich vor, man wacht mitten in der Nacht in der S1 von Herrenberg nach Kirchheim auf und hat keine Ahnung, wie und vor allem wann man dorthin gekommen ist. Noch seltsamer wird es, wenn auf der Haltestellen-Anzeige immer wieder der Stopp in Bad Cannstadt erscheint, obwohl man diesen schon passiert hat und man aus der Bahn nicht mehr aussteigen kann, weil sie in Endlosschleife weiterfährt. Genau diesen Alptraum durchleben Thea und Michael. Und dann taucht in ihrem Abteil aus dem dunklen Gang auch noch diese seltsame alte Frau auf, die sie „am Ende der Zeit“ willkommen heißt. Da ist der Wahnsinn vorprogrammiert.
Beim Lesestoff mit Gänsehaut-Faktor handelt es sich um den neuen Comic von Lukas Hepp alias „Heppy“, Autor der Horror-Comic-Reihe „Der Stuttgarter Schocker“. Der 33-Jährige ist in Bissingen aufgewachsen und lebt in Esslingen. „Schrecken in der S1“ ist das zweite Heft seiner 2024 gestarteten Grusel-Serie mit realen, lokalen Schauplätzen in und um die Landeshauptstadt. Im ersten Heft treibt „das Monster aus der Fritty Bar“ in der ehemaligen Stuttgarter Kult-Pommesbude am Rotebühlplatz sein Unwesen, in der „verhexten Kehrwoche“, der zweiten Geschichte im ersten Heft, rückt ein Mietshaus in der Stuttgarter Schwabstraße in den Fokus.
Comic-Fan seit der Kindheit
Rund 1500 Stück hat Lukas Hepp von seinem Erstling bisher schon verkauft. Die dritte Ausgabe vom „Stuttgarter Schocker“ soll Ende Juni erscheinen, Arbeitstitel: „Spätzle in Space“. „Das geht dann eher in Richtung Science-Fiction“, kündigt der Autor an. Ideen für weitere Horror-Geschichten habe er genug. „Das sollte für die nächsten zehn Jahre reichen“, sagt Lukas Hepp und lacht. Geplant ist, im Drei-Monats-Rhythmus eine neue Story zu veröffentlichen.

Mit seinen eigenen Comics hat sich der 33-Jährige einen lang gehegten Traum erfüllt. Seit seiner Kindheit ist Lukas Hepp Comic-Fan, besonders die Marvel-Superhelden Hulk und Spider-Man hatten es ihm in jungen Jahren angetan. „Als Jugendlicher habe ich auch selbst gezeichnet und mit 14 eine eigene Geschichte geschrieben, aber nie veröffentlicht“, erzählt er. „Damals habe ich für die Zeichnungen noch mit Programmen wie Microsoft Paint gearbeitet und dann einfach die Texte eingefügt.“ Der Zeichner seines aktuellen Comics über den nicht enden wollenden Horror-Trip in der S1 ist Bryan Shickley aus den USA. An Heft eins war neben ihm zudem der Zeichner „Ghostly Ink“ aus Brasilien beteiligt. Lukas Hepp liefert als Vorlage Fotos von den Schauplätzen für deren bessere Vorstellung und dazu das gesamte Drehbuch mit den Texten sowie Details zu den Figuren, der Stimmung, den Handlungsorten oder auch den Perspektiven der Bilder. Einen eigenen Comic zu veröffentlichen, sei schon lange ein Wunsch von ihm gewesen, sagt der Autor.
Der Alltag liefert den Stoff
Warum nun Horror und dazu mit Lokalbezug? „Das Horror-Genre ist eines der spannendsten“, sagt der Esslinger. „Es gibt dabei so viele Sub-Genres wie zum Beispiel die Mythologie und entsprechend viele Möglichkeiten, eine Geschichte zu erzählen.“ Horror-Comics habe es schon in den 50er- und 60er-Jahren gegeben, erzählt Lukas Hepp, der sich von deren Stil gerne inspirieren lässt – wie im Übrigen auch bei seiner Musik, die er seit 2010 macht und dabei Deutschrap mit Einflüssen des Rockabilly, Surfrock oder Elektroswing verknüpft. Über die Musik und die Zusammenarbeit bei den zugehörigen Musikvideos hat der Esslinger seinen heutigen US-Zeichner Bryan Shickley kennengelernt. „Was das Lokale angeht, gibt es allein schon unheimlich viele Locations, die man unterbringen kann. Dazu kann ich Themen einbauen, die ich selbst erlebe. Ich bin zum Beispiel viel mit der Bahn unterwegs. Da kommt man automatisch mit dem Thema Zeit und Verspätungen in Verbindung. Es darf bei all den schwäbischen Einflüssen in den Comics nur nicht zu plump und klischeebehaftet werden“, sagt Lukas Hepp, der seine Comics selbst verlegt.
Neben seiner Comic-Autoren- und Musikerlaufbahn arbeitet der 33-Jährige selbstständig als Videograf und im Social-Media-Marketing für Unternehmen der Region.
Wo man die „Stuttgarter Schocker“ bekommt
Über die Homepage von Lukas Hepp www.heppy-hour.de kann man die einzelnen Ausgaben der „Stuttgarter Schocker“-Comicreihe online bestellen.
Außerdem findet man sie bei der Esslinger Sammlerecke, Europas größtem Antiquariat für Comics und Romanhefte, sowie bei den Buchhandlungen Thalia und Osiander, den Comicläden Outerrim 0711 und SuperJuju sowie bei Kesselgut oder auch dem Kaufhaus Mitte in Stuttgart. eis