Owen. Eigentlich ist es einer der unspektakuläreren Tagesordnungspunkte: Der Finanzzwischenbericht, der dazu dient, zur Mitte des Haushaltsjahrs einen Überblick über die Gemeindefinanzen zu geben. In Owen geriet dieser Punkt einmal mehr zu einer Grundsatzdiskussion über die finanzielle Lage der Stadt. Auf der einen Seite die Verwaltung, die darauf beharrte, nicht die einzige Kommune zu sein, die in diesen Zeiten Schulden machen muss. Und auf der anderen ein Gemeinderat, der diese Situation dramatisch findet.
Doch zurück zum Anfang: Unterm Strich hat die Stadt ihr Ergebnis zur Jahresmitte sogar leicht verbessert. Im Ergebnishaushalt wird zum Jahresende voraussichtlich kein Fehlbetrag in Höhe von 1,76 Millionen, sondern „nur noch“ von 1,169 Millionen Euro stehen. Das heißt: Die Lücke zwischen Erträgen und Aufwendungen ist nicht mehr ganz so groß wie noch zuvor. „Das ist eine Ergebnisverbesserung um rund eine halbe Million Euro“, sagte die neue Kämmerin Jasmin Wörner. Die Kommunalaufsicht hatte bei der Genehmigung des Haushalts gefordert, dass Owen auf eine Stärkung des Ergebnishaushalts hinarbeitet – eine Auflage, der die Stadt damit nachgekommen ist. Zum 30. Juni 2025 verfügte die Stadt über rund 3,7 Millionen Euro an liquiden Mitteln. „Wir gehen nicht von einer extremen Schieflage aus“, schloss Jasmin Wörner ihren ersten Bericht als Kämmerin.
Einer sieht das völlig anders: Gemeinderat Holger Macho, der sich Sorgen um die Verschuldung der Stadt Owen bei vergleichsweise hoher Steuerkraft macht und viele Fragen stellte. „Unsere Verschuldung war bei 0, aber jetzt sind wir bei 1729 Euro pro Einwohner“, stellte Macho fest. Der Durchschnitt liege bei 800 Euro pro Einwohner. „Schlechter zu sein als der Durchschnitt bewegt mich immer“, klagte der Gemeinderat.
„Ich habe das Gefühl, dass wir im Vergleich mit anderen, mit denen wir vergleichbar sind, gut unterwegs sind“, konterte Verena Grötzinger. „Wenn ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen spreche, werden alle Kredite aufnehmen müssen.“ Dettingen liege beim Gesamtschuldenstand bei einer Pro-Kopf-Verschuldung von 2169 Euro pro Einwohner, E-Weiler bei 776. „Man muss da genau hinschauen, welche Gemeinden man nebeneinander stellt. Teilweise werden auch Äpfel mit Birnen verglichen“, sagte sie.
Sorge bereitet Holger Macho auch die Liquidität der Gemeinde. Laut Prüfbericht der Kommunalaufsicht zum aktuellen Haushalt werden die liquiden Mittel 2028 bis auf 20.000 Euro verbraucht sein. Das liegt auch am Mammut-Projekt Rathaus. Laut der Verwaltung wird jedoch die Mindestliquidität, die bei 200.000 Euro liegt, wieder hergestellt. Dennoch befürchtet Macho, dass viele Projekte, die Owener Bürger wollen, nicht realisiert werden können und dass selbst Owen-West in Gefahr sein könnte. Bürgermeisterin Verena Grötzinger wies das zurück. „Owen-West muss sich selber tragen. Wir werden da keinen Cent kommunales Geld reinstecken“, sagte sie. Bei der Ortsrandstraße sei die Sache allerdings eine andere.
„Wir haben es im Blick, dass wir Dinge, die wir finanzieren müssen, auch finanzieren können“, sagte Grötzinger und bat Macho zum wiederholten Mal um mehr Vertrauen in ihre Arbeit und die ihrer Kolleginnen: „Die Verwaltung muss man einfach auch mal arbeiten lassen. Wir versuchen, Sie mit Informationen zu versorgen, aber manche Fragen halten auch auf.“
Kritik an Holger Macho kam auch von Jochen Eberhardt: „Du sagst, was alles nichts ist, aber du hast noch gar nicht gesagt, was wir verändern sollen“, sagte er. „Wenn wir nichts machen, stehen wir besser da. Aber nichts machen, ist Stillstand“, so Eberhardt. „Wir können manche Dinge verschieben. Aber irgendwann müssen wir sie tun.“ Antje Dörr

