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Alles rund um den Most

Ess- und Trinkkultur Beim Moschtfest im Beurener Freilichtmuseum konnten Jung und Alt Obst mit allen Sinnen erleben. Besonders die alten Sorten standen im Fokus des Interesses. Von Kirsten Oechsner

Sie sind zum Reinbeißen gut oder werden als Saft genossen, schmecken als Mus, gedörrt oder mit Teig drum herum: Äpfel, wie auch Birnen, sind vielseitig nutzbar und von dieser Bandbreite überzeugten sich unzählige Besucher am gestrigen Moschtfest im Freilichtmuseum Beuren. Miro und sein Bruder Marvin lieben das heimische Obst sehr, können kaum genug davon bekommen. Klar, dass die beiden Jungs aus Nürtingen beim Kreisobstverband (KOV) Esslingen einen Apfel- und Birnenschnitz nach dem anderen genossen und ihr Urteil abgaben. Nicht nur das: Der achtjährige Miro stellte dem Fachmann vom KOV sogar gezielt Fragen. Der freute sich über so viel Interesse und wünscht sich mit den vielen anderen Akteuren des Aktionstages eines: Dass sich tatsächlich wieder mehr junge Menschen für den Streuobstbau interessieren.

Gemessen an der Begeisterung der Kinder bei der 26. Auflage des Moschtfestes, dürfte es in Zukunft nicht an Nachwuchs mangeln. Da wurden eifrig Äpfel aufgelesen, zur Saftpresse gebracht, Schnitze fürs Dörren hergestellt oder Apfelmus gemacht wie in alten Zeiten auf dem Holzofen und ohne Pürierstab. Carlotta und Bruder Hans aus Köngen jedenfalls ließen sich ihr selbst hergestelltes Apfelmus schmecken, die Mama bekam nicht allzu viel davon ab. Die Mitmachaktionen kamen einmal mehr bei den jungen Besuchern hervorragend an, die Energie der Jungen und Mädchen schien grenzenlos.

 

Es hat uns sehr viel Mühe gekostet, denn Äpfel sind dieses Jahr Mangelware.
Alexander Scharpf
Fachmann des Kreisobstverbands

 

Doch das Moschtfest bot nicht nur ihnen jede Menge, auch Erwachsene kamen auf ihre Kosten. Eine Besucherin aus Wolfschlugen outete sich als Quittenfan und würde die Prachtexemplare im Schafstall am liebsten mitnehmen. Sie würden ja auch nicht zur Apfel- und Birnenausstellung passen, meinte sie lachend und musste aber eines zugeben: Die Sortenausstellung als solche sei faszinierend. 200 Sorten haben die Mitglieder des KOV zusammengetragen, zum Teil sind ganz alte und sehr seltene Sorten wie die Sommerblutbirne mit dabei. „Es hat uns sehr viel Mühe gekostet, denn Äpfel sind dieses Jahr Mangelware“, gibt Alexander Scharpf zu, der sich nach eigenen Worten hochgradig für alte Sorten interessiert und nicht nur darüber gerne Auskunft gab.

Nicht nur Most

Der Moscht hat dem Fest seinen Namen gegeben, doch das Getränkeangebot ging weit darüber hinaus: Ob als Cidre oder Secco, Destillat, Likör oder als sortenreiner Saft – Äpfel und Birnen können fantasievoll weiterverarbeitet werden. Die Qual der Getränke-Wahl war gestern groß, besonders groß war jedoch der Run von Jung und Alt auf frisch gepressten Saft. Vieles rund um Apfel und Birne wurde gleich vor Ort verzehrt, es gab aber auch viele kulinarische Mitbringsel wie Gsälz. Untrennbar mit Streuobstwiesen sind Vogelhäuschen und Körbe verbunden, die es zu kaufen gab.

Großer Publikumszuspruch

Wer was wissen wollte, bekam immer und gerne Antworten – sei’s von den Imkern oder den Mitgliedern des Fördervereins Nürtinger Apfelsaft. Die Führungen durch die Streuobstwiesen des Freilichtmuseums waren gut besucht, die Fachkompetenz der Streuobstkönigin Christina Jung war ebenfalls sehr gefragt und unzählige Besucher waren beim Schnittkurs ganz Ohr.

Zum ersten Mal wurde im Rahmen des Festes die Eduard-Lucas-Medaille des „Vereins zur Erhaltung und Förderung alter Obstsorten – Rettet die Champagner Bratbirne“ verliehen, die dieses Jahr Luise Wirsching aus Spielberg erhält. Vieles war möglich beim Moschtfest, so durften ausdrücklich die Bäume geschüttelt und das Obst aufgelesen werden – das ist im Alltag im Kreis Esslingen nur dann erlaubt, wenn gelbe Bänder an den Bäumen hängen. Das älteste Fest des Freilichtmuseums war einmal mehr ein Erfolg, wozu auch das herrliche Wetter beigetragen hat.