Lenninger Tal
Als der Schlattstaller Gemeinderat sein eigenes Aus besiegelte

Noch heute blicken landauf, landab viele Alteingesessene mit Wehmut auf die gute alte Zeit zurück, als ihr Ort noch selbständig war, nicht „fremdbestimmt“ von einem mehr oder weniger weit entfernten Rathaus. Die Entscheidung machte sich jeder einzelne Gemeinderat nicht leicht, ob er für oder gegen eine Eingemeindung war. Vor 50 Jahren gab es in Schlattstall eine solch endgültige Sitzung mit den letzten Beschlüssen des Gemeinderats: Mit fünf zu einer Stimme sprach sich das Gremium aber dann recht eindeutig für die Eingliederung nach Oberlenningen aus. Allerdings mit einer Enthaltung von Bürgermeister Alwin Schmid. Außerdem hat das Gremium beschlossen, dass Gemeinderat Horst Schilling fortan Schlattstaller Interessen im Oberlenninger Rathaus vertritt. Parallel dazu hatte auch der Oberlenninger Gemeinderat getagt. Der wiederum stimmte einstimmig der „Vereinnahmung“ des weitaus kleineren Orts zu. Von einer „denkwürdigen Stunde“ sprach der damalige Landrat Dr. Ernst Schaude, als er das Ergebnis kommentierte. Mit einigen Beamten des Landratsamts - damals noch Nürtingen - war Ernst Schaude ins sonst so beschauliche Schlattstall gekommen, um Geschichtsträchtiges zu erleben. Noch-Bürgermeister Alwin Schmid aus Schlattstall und Oberlenningens Bürgermeister Gerhard Schneider unterzeichneten noch am selben Abend im Auftrag ihrer Gemeinderäte die Eingliederungsvereinbarung. Als „richtig, vernünftig und zukunftsweisend“, bezeichnete Gerhard Schneider diesen einmaligen Schritt. Landrat Schaude wies nach diesem Akt auf den Eintritt in eine neue kommunale Ära hin, der hoch zu bewerten sei, da Schlattstall eine Jahrhunderte dauernde Selbständigkeit hinter sich habe. ih