Erkenbrechtsweiler. Die Mischung machts: Mit seinem Birnenmost aus Gelbmöstler, Jungfrauenbirne, Palmischbirne und Nägelesbirne wurde Dieter Haußmann bei einer vom Landkreis organisierten Mostprämierung in Beuren als Bester der Besten ausgezeichnet. Bei der Blindverkostung erhielt der Most unter 26 eingereichten Produkten die meisten Punkte. Das war nicht die erste Auszeichnung für den 60-Jährigen aus Erkenbrechstweiler, im Lauf der vergangenen Jahre heimste er immer wieder erste Plätze ein.
Das richtige Bauchgefühl
Dabei mache er gar nicht viel, meint Haußmann lachend: „Ich lese das Obst auf, gebe es zum Mosten ins Fass und damit fertig. „Bei mir kommt nichts rein“, und das Obst mische er nach Bauchgefühl. Dieter Haußmann scheint ein Händchen für das schwäbische Nationalgetränk zu haben: „Ich habe bis jetzt noch keinen schlechten Most gehabt.“ Ein Erfolgsrezept habe er nicht, auf Experimente lasse er sich erst gar nicht ein. Was eventuell zum Erfolg beitrage, sei, dass er Obst aus dem Tal mit Äpfeln und Birnen von der Albhochfläche mische. „Die sind etwas rauer und damit anders im Geschmack.“ Haußmann besitzt zwar eine eigene Wiese, erntet aber vornehmlich bei der Verwandtschaft und Bekannten Obstbäume ab: „Die sind froh, wenn das Obst weg ist.“
Dieter Haußmann ist in Sachen Most ein Späteinsteiger. Das Mosten sei immer die Leidenschaft seines Vaters gewesen: „Das war seine Welt. Er hat immer gesagt, dass er wohl der Letzte ist, der die alten Holzfässer putzt“, berichtet der Sohn: „Jetzt bin ich es.“ Er habe sich mit viel Herzblut in die Materie eingearbeitet, und jetzt mache es ihm ganz einfach jede Menge Freude – auch das Mosttrinken. Ins private Krügle kommt eine Apfel-Birnen-Mischung aus seinen Holzfässern. Manchmal lade er auch Nachbarn und Freunde zu einem Fensterbänkle-Ausschank ein – dann gibt’s in gemütlicher Runde Most und Schnaps, den Dieter Haußmann in Lenningen brennen lässt.
Auch hier hat er seinen ganz eigenen Weg zur Herstellung gefunden: In die Birnenmaische komme frischer Süßmost aus Birnen, kurz vor dem Brennen füge er noch ausgegorenen Most hinzu. So natürlich wie möglich zu arbeiten, das ist Dieter Haußmanns Prinzip auch bei der Reinigung der Fässer: „Ich putze sie nicht mit Chemie“, sagt er, klares Wasser reiche. „Wenn die Fässer trocken sind, kommt ein Schuss Vorlauf rein und dann werden sie zugemacht.“ Seine Holzfässer reinigt er ebenfalls lediglich mit Wasser, gibt dann in einem zweiten Schritt Schwefelschnitze hinzu.
Mit dem zu arbeiten, was die Natur so hergibt, das ist Dieter Haußmanns große Leidenschaft. Er stellt selbst Liköre und Marmeladen her, bewirtschaftet einen Acker, dicht bewachsen mit Kartoffeln, Sellerie, Bohnen und mehr – das Gemüse friert er sich gebrauchsfertig ein. Zudem stellt der gelernte Zimmerer auch noch Holzkisten her für das Obst und die Glasballons mit dem Schnaps. Langweilig werde es ihm eigentlich nie: „Ich bin immer am Wurschteln“, sagt Dieter Haußmann. Man dürfe die Zeit aber nicht rechnen, die man investiere: „Sonst muss man’s bleiben lassen.“
Also wird Dieter Haußmann auch dieses Jahr wieder mosten, ausschlaggebend sei jedoch die Ernte: „Man weiß nie, was kommt.“ Es sei für ihn auch sicher, dass er weiterhin an Prämierungen teilnehme unter dem Motto „Dabei sein ist alles.“ Kirsten Oechsner