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Alte Balken erhalten ein ganz neues Leben

Handwerk Moritz Nast hat ein Faible für Fachwerkbalken, die er kreativ umgestaltet. Vor dem Material hat er ebenso großen Respekt wie vor den Menschen, die es vor 100 oder 200 Jahren erstmals bearbeitet haben. Von Andreas Volz

Holz ist sein Leben: Der Dettinger Moritz Nast gestaltet alte Fachwerk-Balken um – zu Möbeln oder zu Stehlampen. Das Holz ist für ihn mehr als nur das Material, mit dem er sich beschäftigt. Es ist für ihn eher eine Art gleichberechtigter Partner, dem er mit höchstem Respekt begegnet. Das hat auch mit der Geschichte der Balken zu tun, die ihn fasziniert: „Ich stehe immer davor und denke mir, dass vor 100 oder 200 Jahren irgendwelche Leute dieses Holz mit der Axt bearbeitet haben.“

Er hat also nicht nur Respekt vor dem alten Holz, sondern auch vor „vor den Menschen aus früheren Zeiten“. Als er ein Bett für sich gebaut hat, nutzte er vor allem die Handsäge: „Ich habe da so gearbeitet wie die Menschen früher. Da arbeitet man sich ab. Und genau deshalb gehe ich mit einer gewissen Demut an meine Arbeit.“ Reife Worte für einen 20-Jährigen, der sich mit großem Geschichtsbewusstsein an seine handwerkliche Tätigkeit macht.
 

Balken zu verbrennen tut weh

Selbst „Abfallstücke“ hebt er auf, um danach noch irgendetwas daraus zu machen, und seien es Halter für Teelichter. Holz wegzuwerfen oder einfach zu verbrennen, kommt für ihn nicht in Frage. „Ich hatte es mal mit einem Balken zu tun, der von einem Schädling befallen war. Seine Oberfläche war wie verbrannt, obwohl er nicht schwarz war.“ Dieser Balken war nicht zu retten und in keiner Form anderweitig zu verwerten. „Ich musste ihn tatsächlich verbrennen“, erzählt Moritz Nast und fügt hinzu: „Aber das hat weh getan.“

Wie kam Moritz Nast zum Holz? Angefangen hat seine Faszination bereits im Kindergarten, „mit Laubsägearbeiten“. Die Schule hat ihn zum Arbeiten mit Maschinen geführt. Später hat er sich die ersten eigenen Geräte angeschafft: „Kreissäge, Stichsäge, Akkuschrauber“. Nicht jeder Jugendliche würde sein Taschengeld in ähnlicher Weise investieren.

Schon mit 15 oder 16 sei ihm klar gewesen, was er nach dem Abitur machen will. Er hatte vom berufsbegleitenden Bachelorstudiengang „Holzbau und Ausbau“ an der TH Rosenheim gehört. Mit dazu gehört eine Ausbildung zum Zimmerer, die aber auch zuhause absolviert werden kann. Also pendelt Moritz Nast seit einiger Zeit: Studienzeiten verbringt er in Rosenheim. Zur Arbeit in der Ausbildung zieht es ihn wieder zurück an die Teck. Am Ende, wenn er alles in der vorgesehenen Zeit von viereinhalb Jahren geschafft hat, ist er Bachelor of Engineering und Zimmermanns-Geselle.
 

Mit einem Tisch fing alles an

Den entscheidenden Anstoß, alten Balken neues Leben einzuhauchen, habe ein Freund gegeben: „Der wollte einen Tisch bauen, und dieser Tisch sollte möglichst massiv sein.“ An einem Abbruchhaus haben sie gefragt, was mit den alten Balken geschehe. Tatsächlich konnten sie sich Eichenbalken aussuchen und mitnehmen. Daraus haben sie gemeinsam die Tischplatte hergestellt, die – auch ohne die Stahlfüße – die Anforderung ans Massive übererfüllt.

Früher einmal hat sein Urgroßvater mit ähnlichem Werkzeug und ähnlichen Materialien gearbeitet – als Wagner. Bei Moritz Nast kommt aber noch mehr dazu: Für den Esstisch in seinem Elternhaus hat er Holz mit Epoxidharz verbunden. Metallverbindungen gehören ebenfalls zum Standardrepertoire. Bei Stehlampen kommen noch Lichterschläuche dazu. Was er herstellt, geht eher in Richtung Design. Ob das auch einmal seine berufliche Zukunft sein wird, weiß er noch nicht: „Ich habe mir da schon viele Gedanken gemacht. Aber es gibt noch nichts Konkretes. Ich versuche, einfach das zu tun, was mir Spaß macht.“

Spaß macht ihm das Tüfteln und Werkeln auf jeden Fall, und das wird auch so bleiben. Ein wesentlicher Vorteil: Seine Eltern unterstützen ihn nach Kräften bei seinem Hobby. Mit Blick auf Möbelstücke, Lampen und Katzenkratzbaum sagen sie augenzwinkernd: „Wir gehen ja nicht leer aus.“