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Alter als Chance begreifen

Interessensvertretung Der Kreisseniorenrat gibt dem Landkreis als Dachverband der Seniorenorganisationen Hilfestellung und ist gleichzeitig das Sprachrohr für ältere Menschen. Von Rainer Kellmayer

Die Menschen in Deutschland werden immer älter. Die Zahl der Senioren über 65 Jahre ist von 12 Millionen im Jahr 1991 auf heute mehr als 18 Millionen gestiegen. Und bis 2050 wird diese Zahl laut statistischen Prognosen auf etwa 23 Millionen anwachsen. Der demografische Wandel stellt große Herausforderungen an Gesellschaft und Politik, aber auch an die Seniorinnen und Senioren selbst.

Hier gibt der Kreisseniorenrat Esslingen als Dachverband der lokalen Seniorenorganisationen im Landkreis Hilfestellung und politische Unterstützung. An der Spitze des vor 30 Jahren gegründeten Kreisseniorenrats gab es kürzlich eine Veränderung: Der langjährige Vorstandsvorsitzende Karl Praxl übergab die Geschäfte an das Vorsitzenden-Tandem Gisela Rehfeld und Renate Schaumburg und fungiert jetzt als Beisitzer.

 

Unser Anliegen ist, Aktionen zur Verbesserung der Lebensqualität älterer Menschen zu initiieren.
Gisela Rehfeld
Vorstandsvorsitzende des Kreisseniorenrats zu den Zielen.

 

Die Personen an der Spitze haben rochiert, geblieben sind die vielfältigen Aufgaben. „Wir wollen Bewährtes weiterführen und Neues wagen“, sagt Renate Schaumburg. Und Gisela Rehfeld ergänzt: „Unser zentrales Anliegen ist, Aktionen zur Verbesserung der Lebensqualität älterer Menschen zu initiieren, und so Lösungen für ihre besonderen Bedarfe zu finden“.

Schon bisher arbeitet der Kreisseniorenrat erfolgreich mit dem Referat Prävention des Polizeipräsidiums Reutlingen zusammen: In puncto Sicherheit klären von der Polizei speziell geschulte Sicherheitsberater mit Vorträgen über die kriminellen Machenschaften auf, mit denen Senioren in letzter Zeit verstärkt betrogen werden. Dieses Angebot wird durch den Kreisseniorenrat betreut und auch finanziert.

Großen Anklang finden die Fahrsicherheitstrainings, bei denen - in Kooperation mit den Verkehrswachten - der sichere Umgang mit dem Fahrzeug geübt wird. Auch die bereits in verschiedenen Kreisgemeinden durchgeführten Trainings für Pedelec-Nutzer über 60 Jahre haben großen Zulauf. Hier informieren Polizeibeamte über die Straßenverkehrs-Ordnung. Besonders geschulte Trainer machen auf die Gefahren im Verkehr aufmerksam, und üben mit den Teilnehmenden spezielle Fahrsituationen ein.

Lebensphase aktiv gestalten

„Gemäß unserem Motto, Alter als Chance begreifen, und diese Lebensphase aktiv gestalten‘ gibt der Kreisseniorenrat Impulse für ein selbstbestimmtes und sinnerfülltes letztes Lebensdrittel“, bringt Karl Praxl die Ziele auf den Punkt. Dazu gehören auch die in Abstimmung mit dem Landratsamt Esslingen initiierten Selbstverteidigungskurse, die älteren Menschen ein sicheres Gefühl im Alltag vermitteln.

In den Kursen - diese werden von der Altenhilfefachberatung des Landkreises Esslingen unterstützt, und von der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen finanziell gefördert - werden altersgerechte Abwehrtechniken trainiert und in Rollenspielen die Bewältigung heikler Situationen eingeübt.

Mit dem Landratsamt Esslingen ist der Kreisseniorenrat in vielen Bereichen eng vernetzt. Im Gesundheits- und Sozialausschuss hat er Sitz und Stimme, und auch bei der Altenhilfeplanung ist die Expertise des Seniorenrats gefragt. „In jährlich stattfindenden Meetings werden auf Dezernenten-Ebene aktuelle Entwicklungen besprochen und Perspektiven entwickelt“ unterstreicht Karl Praxl die gute Zusammenarbeit mit der Kreisbehörde.

Fast ein Fulltime-Job

Im Zuge der Umstrukturierung des Vorstands wurden Tino Marling erweiterte Funktionen übertragen. Er übernimmt zentrale Aufgaben, die bisher von Karl Praxl wahrgenommen wurden, wie das Fahr- und Pedelectraining und die Organisation der Selbstverteidigungskurse. Darüber hinaus ist er in Kooperation mit der Kreishandwerkerschaft für das Projekt „Service Plus“ zuständig, das unter Nutzung vorhandener Möglichkeiten und mit Assistenzleistungen den Seniorinnen und Senioren den Verbleib in den eigenen vier Wänden ermöglichen soll. „Es ist fast ein Fulltime-Job“, sagt Marling, der auch im Landesseniorenrat aktiv ist, und dort bei der Bearbeitung von Fragen zur Barrierefreiheit in der Landesbauordnung mitgewirkt hat.

In Ergänzung des breiten Angebotsspektrums möchte sich das neue Vorsitzenden-Tandem verstärkt politisch engagieren. „Wir streben eine bessere und zuverlässigere gesundheitliche Versorgung älterer Menschen an, wobei insbesondere die Verfügbarkeit von Medikamenten ein wichtiges Thema ist“, sagt Renate Schaumburg. Zudem ist die Schulung von Seniorinnen und Senioren im Bereich der neuen Medien ein wichtiges Ziel. „Angedacht ist die Einrichtung einer mobilen Truppe von PC-Beratern, die vor Ort in den Kreisgemeinden Hilfestellung geben“, gibt Gisela Rehfeld einen Einblick in die Planungen des Kreisseniorenrats Esslingen.

 

Der Landesseniorenrat Baden-Württemberg

Struktur Der Landesseniorenrat Baden-Württemberg ist Interessenvertreter, Sprachrohr, Mitgestalter und Netzwerkpartner für Seniorinnen und Senioren in Baden-Württemberg. Unterstützt wird der Geschäftsführende Vorstand, geleitet durch den Alterforscher Professor Eckart Hammer, durch weitere fachkompetente Vorstandsmitglieder. Diese vertreten die Kreis- und Stadtseniorenräte sowie Verbände und Organisationen, deren Arbeit die Zielgruppe der älteren Menschen umfasst.

Ziele Zentrales Thema ist die gesellschaftliche Teilhabe alter Menschen und deren Unterstützung im Alltag. Der Landesseniorenrat stellt sich gegen alle Formen der Ausgrenzung und Abwertung. Aktiv werden demografisch notwendige Veränderungen in den Bereichen soziale Sicherheit, Gesundheit und Pflege sowie Wohnen und Mobilität vorangetrieben. Angestrebt wird eine generationengerechtere Gesellschaft. Die Interessen älterer Menschen werden durch ein landesweites Netzwerk politisch platziert. kell