In Deutschland neigt man dazu, bereits im Vorfeld das Schlimmste zu befürchten. Das ist gut so, denn so kann man davon ausgehen, dass es nicht ganz so schlimm wird. Falls doch, ist man wenigstens darauf vorbereitet. Es gibt dann den berühmten „Plan B“. Aber für den Bau der ICE-Trasse ist zu hoffen, dass der „Plan B“ dort bleibt, wo er hingehört: in der Schublade.
Es ist gut zu wissen, dass lärmgeplagte Anwohner notfalls im Hotel unterkommen können. Es ist auch gut, wenn es dafür schon ein Budget gibt. Aber es wäre trotzdem ein ungeheurer Image-Schaden für das Großprojekt – das ohnehin nicht überall auf einhellige Zustimmung stößt –, wenn tatsächlich Kirchheimer Bürger kurzfristig „umgesiedelt“ werden müssten. Gleiches gilt für Gebäudeschäden: Es ist gut, dass der Anspruch auf Entschädigungen einkalkuliert ist. Aber es bleibt zu hoffen, dass kein einziger Euro gezahlt werden muss, weil eben am besten erst gar keine Schäden entstehen.
Belästigungen durch Baustellenlärm und -verkehr wird es so oder so geben, sechs Jahre lang. Auch die notwendigen Rodungen zur Vorbereitung der Mammutbaustelle werden nicht allen gefallen – von einer Ampelkreuzung auf einem Schulradweg einmal ganz abgesehen. Vor allem für Schüler sind sechs Jahre eine lange Zeit: mindestens die Hälfte der gesamten Schulzeit.
Gerade deshalb wäre zu wünschen, dass durch die Baustelle nicht noch weiteres Ungemach auf die Anwohner zukommt – auf uns also, denn wir alle sind Anwohner. Und hoffentlich bleibt das nicht nur ein frommer Wunsch.ANDREAS VOLZ
